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Das Vermaechtnis der Drachenreiter

Das Vermaechtnis der Drachenreiter

Titel: Das Vermaechtnis der Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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einander. Saphira jauchzte vor Freude, was die Pferde erschreckte. Eragon starrte in die Flammen. Er war stolz darauf, dass sie in gerade einmal fünf Tagen fast zweihundert Meilen zurückgelegt hatten. Es war eine beeindruckende Leistung, selbst für einen Reiter, dem mehrere Pferde zur Verfügung standen.
    Ich habe das Königreich hinter mir gelassen. Es war eine seltsame Vorstellung. Er war in Alagaësia geboren, hatte sein ganzes Leben unter Galbatorix’ Herrschaft verbracht, seine engsten Freunde und seine Familie an die Schergen des Königs verloren und war in dessen Hoheitsgebiet mehrere Male fast umgekommen. Jetzt war Eragon frei. Er und Saphira mussten nicht mehr vor den Soldaten fliehen, mussten keinen Städten mehr ausweichen, und sie brauchten auch nicht mehr zu verheimlichen, wer sie waren. Doch der Preis dafür war der Verlust seiner vertrauten Welt.
    Er schaute zu den Sternen am dämmernden Himmel auf. Obwohl ihm der Gedanke durchaus gefiel, sich irgendwo fernab der Heimat ein neues, sicheres Zuhause zu schaffen, hatte er doch - vom Mord bis zur Sklaverei - zu viel Unrecht gesehen, das in Galbatorix’ Namen verübt wurde, um Alagaësia endgültig den Rücken zu kehren. Es war nicht mehr allein der Wunsch nach Vergeltung - für Garrows und nun auch für Broms Tod -, der ihn antrieb. Als Drachenreiter war es seine Pflicht, denen zu helfen, die sich nicht gegen Galbatorix wehren konnten.
    Mit einem Seufzer beendete er seine Überlegungen und blickte zu der Elfe hinüber, die neben Saphira am Boden lag. Der orangefarbene Feuerschein warf ein warmes Licht auf ihre lieblichen Züge. Weiche Schatten flackerten unter ihren Wangenknochen. Als er sie so daliegen sah, kam ihm plötzlich eine Idee.
    Er konnte die Gedanken von Menschen und Tieren hören - und sich, wenn er es wollte, auf dieselbe Weise mit ihnen verständigen -, aber außer mit Saphira hatte er es nur selten getan. Er hatte sich immer an Broms Ermahnung gehalten, nicht in den Geist eines anderen einzudringen, wenn es nicht unbedingt sein musste. Bis auf das eine Mal, als er versucht hatte, Murtaghs Absichten zu überprüfen, war er stets davor zurückgeschreckt.
    Nun fragte er sich jedoch, ob es wohl möglich wäre, mit der bewusstlosen Elfe in Verbindung zu treten. Vielleicht gelingt es mir, aus ihren Erinnerungen zu erfahren, warum sie nicht aufwacht,  überlegte er. Aber wenn sie sich irgendwann wieder erholt, wird sie mir dann mein Eindringen in ihren Geist vergeben? - Ganz gleich wie sie später reagieren wird, ich muss es versuchen. Sie ist jetzt seit fast einer Woche ohne Bewusstsein. Er weihte weder Murtagh noch Saphira in sein Vorhaben ein, sondern kniete sich leise neben der Elfe nieder und legte ihr die Hand auf die Stirn.
    Eragon schloss die Augen und tastete in Gedanken nach dem Geist der Elfe. Er fand ihn ohne Schwierigkeiten. Er war nicht benommen oder schmerzerfüllt, wie er angenommen hatte, sondern hell und klar wie das Licht in einer Kristallkugel. Plötzlich stach ein eisiger Dolch in seinen eigenen Geist. Der Schmerz explodierte hinter seinen Augen in einem grellen Farbblitz. Er wich vor dem Angriff zurück, merkte aber, dass er sich in einer eisernen Umklammerung befand, aus der er sich nicht befreien konnte.
    Eragon kämpfte so vehement er konnte und wendete jeden Verteidigungstrick an, der ihm einfiel. Der Dolch stach abermals zu. Fieberhaft verstärkte er seinen eigenen Widerstand und wehrte den Dolch ab. Der Schmerz war weniger schlimm als beim ersten Mal, störte aber seine Konzentration. Die Elfe nutzte die Gelegenheit, um erbarmungslos seinen geistigen Schutzwall niederzureißen.
    Ein lähmendes Gewicht drückte von allen Seiten auf Eragon und erstickte seine Gedanken. Die alles überwältigende Kraft zog sich zusammen und presste Stück um Stück seine Lebenskraft aus ihm heraus, doch er hielt dagegen, wollte sich nicht geschlagen geben.
    Die Elfe verstärkte ihren Griff noch mehr, als wollte sie ihn auslöschen wie eine niedergebrannte Kerze. Verzweifelt rief er in der alten Sprache: »Eka aí Fricai un Shur’tugal!« - Ich bin ein Drachenreiter und ein Freund! - Die tödliche Umarmung wurde nicht schwächer, verstärkte sich aber auch nicht mehr, und er spürte, dass ihr Geist Überraschung verströmte.
    Im nächsten Moment folgte Argwohn, doch er wusste, dass sie ihm glauben würde; in der alten Sprache konnte er nicht lügen. Doch auch wenn er gesagt hatte, er sei ein Freund, hieß das nicht, dass er ihr keinen

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