Das Vermaechtnis der Drachenreiter
Zeit keimte in ihm die Hoffnung auf, dass die Reiter ihm vielleicht einen anderen Drachen schenken würden. Getrieben von diesem Gedanken, begann er seinen beschwerlichen Marsch zurück durch den Buckel. Ein Gebiet, über das er auf dem Rücken seines Drachen mühelos hinweggeflogen war, musste er nun in monatelanger Schinderei zu Fuß durchqueren. Er konnte mithilfe von Magie jagen, aber oft befand er sich in Gegenden, in denen es keine Tiere gab. Und so war er fast verhungert, als seine blutigen Füße ihn schließlich wieder aus den Bergen hinaus trugen. Ein Bauer fand ihn zusammengebrochen im Schlamm und rief die Reiter herbei.
Sie brachten den Bewusstlosen auf ihre Festung und dort heilte sein Körper. Er schlief vier volle Tage lang. Nach seinem Erwachen wies nichts auf seinen fiebrigen Geist hin. Als er vor den Ältestenrat gebracht wurde, der über ihn richten sollte, verlangte Galbatorix einen neuen Drachen. Seine wütende Forderung verriet seinen Geisteszustand, und der Rat erkannte, wie es wirklich um ihn stand. Seiner Hoffnung beraubt und durch den verzerrenden Spiegel seines Wahnsinns blickend, begann Galbatorix zu glauben, die anderen Reiter wären schuld am Tod seines Drachen. Nacht für Nacht brütete er darüber nach und schmiedete einen Racheplan.«
Broms Stimme senkte sich zu einem hypnotischen Flüstern.
»Er fand einen mitfühlenden Kameraden, den er mit seinen listigen Reden auf seine Seite zog. Mit Beharrlichkeit und unter Verwendung dunkler Geheimnisse, die er von einem Schatten erfahren hatte, hetzte er den befreundeten Reiter gegen den Ältestenrat auf. Schließlich begingen sie einen heimtückischen Mord an einem der Altvorderen, und als der grauenvoll zugerichtete Leichnam entdeckt wurde, wollte Galbatorix seinem Verbündeten die Tat in die Schuhe schieben und brachte ihn ohne Vorwarnung um. Doch die anderen Reiter kamen hinzu, als noch das Blut von seinen Händen tropfte. Ein Schrei entrang sich seiner Kehle und er floh hinaus in die Nacht. In seinem Wahnsinn war er davon überzeugt, dass sie ihn nicht finden würden.
Er versteckte sich viele Jahre lang wie ein gehetztes Tier in der Einöde und hielt ständig nach seinen Verfolgern Ausschau. Seine Gräueltat wurde nicht vergessen, aber nach einiger Zeit stellte man die Suche ein. Durch eine unglückliche Fügung begegnete er schließlich einem jungen Reiter, Morzan, der zwar einen starken Körper, aber einen schwachen Geist besaß. Galbatorix überredete Morzan, in der Zitadelle Ilirea, die heute Urû’baen heißt, ein Tor offen zu lassen. Galbatorix stahl sich in die Festung und raubte einen Jungdrachen.
Mit seinem neuen Verbündeten versteckte er sich an einem finsteren Ort, zu dem die Drachenreiter sich nicht vorwagten. Dort begann Morzan eine dunkle Lehrzeit, lernte verbotene Magie und erfuhr Geheimnisse, die niemals hätten verraten werden dürfen. Als seine Unterweisung beendet und Galbatorix’ schwarzer Drache, Shruikan, voll ausgewachsen war, zeigte sich Galbatorix der Welt, mit Morzan an seiner Seite. Gemeinsam töteten sie jeden Reiter, dem sie begegneten. Mit jedem Sieg wuchsen ihre Kräfte. Zwölf der Reiter schlossen sich Galbatorix an, aus Machtgier und um Rache zu üben für vermeintliche Ungerechtigkeiten. Diese zwölf wurden, zusammen mit Morzan, zu den Dreizehn Abtrünnigen. Die anderen Reiter waren nicht darauf vorbereitet und hielten dem Ansturm nicht stand. Auch die Elfen wehrten sich erbittert gegen Galbatorix, aber sie wurden ebenfalls besiegt und mussten sich an ihren geheimen Zufluchtsort zurückziehen, den sie seitdem nicht mehr verlassen haben.
Nur Vrael, der Anführer der Reiter, konnte sich gegen Galbatorix und seine Abtrünnigen zur Wehr setzen. Alt und weise, versuchte er zu retten, was zu retten war, und wollte verhindern, dass die verbliebenen Drachen seinen Feinden in die Hände fielen. In der letzten Schlacht, vor den Toren von Dorú Areaba, besiegte Vrael Galbatorix, zögerte aber beim letzten tödlichen Hieb. Galbatorix nutzte die Gelegenheit und rammte ihm sein Schwert in die Seite. Schwer verwundet floh Vrael zum Berg Utgard, wo er neue Kräfte zu sammeln hoffte. Aber dazu sollte es nicht kommen, denn Galbatorix spürte ihn auf. Bei dem anschließenden Kampf trat Galbatorix Vrael in den Unterleib. Durch diesen hinterhältigen Fußtritt gewann er die Oberhand und enthauptete Vrael mit seinem Schwert.
Als daraufhin die neu gewonnene Kraft durch seine Adern strömte, ernannte sich
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