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Das Vermaechtnis der Drachenreiter

Das Vermaechtnis der Drachenreiter

Titel: Das Vermaechtnis der Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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Finger über die dünnen Flügelmembrane. Sie fühlten sich an wie altes Pergament, samtig und warm, aber immer noch etwas feucht. Hunderte hauchfeiner Äderchen pulsierten in ihnen.
    Erneut tastete etwas nach seinem Geist, aber diesmal spürte er keine Neugier, sondern einen überwältigenden, alles verzehrenden Hunger. Er sprang auf. Dies war ein gefährliches Tier, dessen war er sich sicher. Und doch sah der kleine Drache auf seinem Bett so hilflos aus, dass er sich fragte, ob es wohl etwas schaden konnte, wenn er ihn behielt. Der Drache wimmerte vor Hunger. Eragon strich ihm schnell über den Kopf, um ihn ruhig zu halten. Darüber denke ich später nach, entschied er, ging aus dem Raum und schloss sorgfältig die Tür hinter sich.
    Als er mit zwei Streifen Trockenfleisch zurückkehrte, sah er den Drachen auf dem Fenstersims sitzen und den Mond beobachten. Er schnitt das Fleisch in kleine Stücke und hielt dem Drachen eins davon hin. Dieser schnupperte vorsichtig daran, dann ließ er wie eine Schlange den Kopf vorschnellen, schnappte dem Jungen das Fleisch aus den Fingern und würgte es ruckartig hinunter. Anschließend stieß er Eragons Hand auffordernd an.
    Eragon fütterte ihn, wobei er sorgsam auf seine Finger achtete. Als nur noch ein Stück übrig war, wölbte sich der Bauch des Drachen schon deutlich. Eragon hielt ihm den letzten Bissen hin. Das Kerlchen zögerte, dann schob es sich das Fleisch träge ins Maul. Nach beendeter Mahlzeit kroch es Eragons Arm hinauf und kuschelte sich an seine Brust. Dann schnaubte es zufrieden und ein kleines dunkles Rauchwölkchen puffte aus seinen Nasenlöchern. Eragon schaute voller Verwunderung zu.
    Bald drang ein tiefes Summen aus der vibrierenden Kehle des Drachen, und Eragon nahm an, dass er eingeschlafen war. Behutsam trug er ihn zum Bett hinüber und legte ihn aufs Kopfkissen. Mit geschlossenen Augen schlang der Drache behaglich seinen Schwanz um den Bettpfosten. Eragon legte sich neben ihn. Seine Hand schloss und öffnete sich nervös im Halbdunkel.
    Er stand vor einem schwierigen Problem: Wenn er einen Drachen aufzog, konnte er ein Drachenreiter werden. Die Menschen schwärmten von den Mythen und Geschichten über die Reiter, und er hatte die Chance, zu einem Teil dieser Legenden zu gehören. Wenn das Imperium jedoch von dem Drachen erfuhr, würde man ihn und seine Familie umbringen, es sei denn, sie schlossen sich dem König an. Niemand konnte - oder würde - ihnen helfen. Die einfachste Lösung wäre gewesen, den Drachen zu töten, aber ihm war schon der bloße Gedanke zuwider, und er verwarf ihn sofort. Er verehrte die Drachen viel zu sehr, um so etwas überhaupt in Betracht zu ziehen. Außerdem, wer sollte uns denn verraten?, überlegte er. Wir wohnen in einer entlegenen Gegend und haben nichts getan, was Aufmerksamkeit erregen könnte.
    Das Problem war, Garrow und Roran zu überreden, dass er den Drachen behalten durfte. Keiner der beiden würde begeistert sein, einen leibhaftigen Drachen zu beherbergen. Ich kann ihn ja heimlich aufziehen. In ein, zwei Monaten ist er dann zu groß, als dass Garrow ihn noch ohne viel Aufhebens loswerden könnte, aber so einfach hinnehmen wird er es bestimmt auch nicht. Und wo soll ich genug Futter für ihn herbekommen, während ich ihn verstecke? Er ist zwar noch nicht größer als eine kleine Katze, aber er hat jetzt schon eine ganze Hand voll Fleisch gefressen! Irgendwann wird er seine Nahrung selbst jagen können, aber wie lange wird es bis dahin dauern? Kann er bei der Kälte überhaupt im Freien überleben? So oder so, er wollte den Drachen behalten. Je länger er darüber nachdachte, desto sicherer war er sich. Ganz gleich wie sich die Dinge mit Garrow entwickelten, Eragon würde alles in seiner Macht Stehende tun, um den Drachen zu beschützen. Mit diesem Vorsatz schlief er ein, der Winzling eng an ihn geschmiegt.
    Bei Tagesanbruch hockte der Drache auf dem Bettpfosten wie ein uralter Wächter, der den neuen Tag begrüßt. Eragon bewunderte seine Farbe. Er hatte noch nie ein so klares, schillerndes Blau gesehen. Die Schuppen sahen aus wie hunderte kleiner Edelsteine. Ihm fiel auf, dass das weiße Oval auf seiner Handfläche, dort wo er  den Drachen berührt hatte, jetzt silbern schimmerte. Er hoffte, es verbergen zu können, indem er nur noch mit schmutzigen Händen herumlief.
    Der Drache hüpfte vom Bettpfosten herab und glitt zu Boden. Eragon hob ihn vorsichtig auf und schlich aus dem Haus, nachdem er noch etwas

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