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Das Vermaechtnis der Drachenreiter

Das Vermaechtnis der Drachenreiter

Titel: Das Vermaechtnis der Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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würdevolleren Spielmännern. Letztere waren für die Musik und das Erzählen zuständig, während ihre jüngeren Zunftgenossen die vor-getragenen Geschichten nachstellten. Die ersten Stücke waren reine Kurzweil: zahlreiche derbe Späße, Purzelbäume und alberne Possen. Später jedoch, als die Kerzen in ihren Sockeln flackerten und sich alle zu einem engen Kreis zusammenscharten, trat der alte Geschichtenerzähler Brom vor. Ein geflochtener weißer Bart kräuselte sich auf seiner Brust und ein langer schwarzer Umhang lag um  seine gebeugten Schultern und verhüllte seinen Körper. Mit Händen, die sich wie Klauen öffneten, breitete er die Arme aus und trug Folgendes vor:
     »Den Lauf der Zeit kann man nicht aufhalten. Die Jahre vergehen, ob wir es wollen oder nicht … aber wir können uns erinnern. Das für immer Verlorene - es kann in unserer Erinnerung weiterleben. Was ihr nun hören werdet, ist unvollkommen und bruchstückhaft, aber habt trotzdem Achtung davor, denn ohne euch existiert es nicht. Ich gebe euch nun eine Erinnerung zurück, die verloren ging im traumhaften Nebel dessen, was hinter uns liegt.«
    Sein lebhafter Blick wanderte über ihre neugierigen Gesichter und blieb zuletzt an Eragon hängen.
    »Bevor die Väter eurer Großväter geboren wurden, fürwahr, selbst noch vor deren Vätern, wurden die Drachenreiter erschaffen. Zu beschützen und zu bewachen, war ihre Aufgabe, und sie taten dies viele tausend Jahre lang mit großem Erfolg. Ihre Fertigkeiten im Kampf waren unübertroffen, denn jeder von ihnen war so stark wie zehn Menschen. Sie waren praktisch unsterblich; nur eine Klinge oder ein Gift konnte sie töten. Ihre Kräfte setzten sie nur für Gutes ein und unter ihrer Aufsicht wurden große Städte und gewaltige Türme gebaut. Während sie den Frieden sicherten, blühte das Land auf. Es war eine goldene Zeit. Die Elfen waren unsere Verbündeten, die Zwerge unsere Freunde. Wohlstand überflutete unsere Städte und den Menschen ging es gut. Aber, oh weh … dieses Glück währte nicht ewig.«
    Brom senkte den Blick. Tiefer Kummer lag in seiner Stimme.
    »Zwar konnten ihre Feinde sie nicht vernichten, aber vor sich selbst konnten die Drachenreiter sich nicht schützen. Und so begab es sich, dass auf dem Höhepunkt ihrer Macht in der Provinz Inzilbeth, die es heute nicht mehr gibt, ein Knabe namens Galbatorix geboren wurde. Dem Brauch entsprechend, wurde er im Alter von zehn Jahren auf die Probe gestellt, und man fand heraus, dass große Kräfte in ihm schlummerten. Die Reiter nahmen ihn bei sich auf.
    Er bestand die Prüfungen und unterzog sich der Ausbildung zum Reiter. Seine Geschicklichkeit übertraf dabei die aller anderen. Gesegnet mit einem scharfen Verstand und einem starken Körper, fand er schnell seinen Platz in den Reihen der Drachenreiter. Einige hielten seinen schnellen Aufstieg für gefährlich und warnten die anderen, aber ihre Macht hatte die Reiter unvorsichtig werden lassen und sie schenkten den Warnungen keine Beachtung. Und so war also der Tag seiner Aufnahme bei ihnen der Anfang des großen Leids, das über Alagaësia kommen sollte.
    Kurz nach Beendigung seiner Lehrzeit begab sich Galbatorix mit zwei Freunden auf eine gefährliche Reise. Sie flogen Tag und Nacht bis hoch in den Norden und gelangten in das den Urgals verbliebene Territorium, wo sie sich törichterweise aufgrund ihrer Fähigkeiten völlig sicher fühlten. Doch auf einer dicken Eisscholle, die selbst im Sommer nicht schmolz, wurden sie mitten in der Nacht im Schlaf angegriffen. Obwohl seine Freunde und deren Drachen getötet wurden und er selbst schlimme Wunden davontrug, besiegte Galbatorix die Angreifer. Unseligerweise bohrte sich bei dem Kampf ein umherschwirrender Pfeil ins Herz seines Drachen. Da er nicht die nötige Heilkunst beherrschte, um ihn zu retten, starb er in seinen Armen. Die Saat des Wahnsinns war gelegt.«
    Der Geschichtenerzähler klatschte in die Hände und blickte langsam in die Runde. Schatten flackerten auf seinem zerfurchten Gesicht. Die nächsten Worte klangen wie das traurige Glockengeläut einer Totenmesse.
    »Allein, seiner Kraft weitgehend beraubt und halb von Sinnen über den Verlust seines Drachen, irrte Galbatorix in der trostlosen Einöde umher und suchte den Tod. Doch er sollte ihn nicht finden, obwohl er sich ohne zu zögern jeder lebendigen Kreatur entgegenwarf. Bald schon flohen die Urgals und andere Ungeheuer vor ihm, wenn sie ihn nur aus der Ferne sahen. Während dieser

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