Das Vermaechtnis der Drachenreiter
- ob absichtlich oder nicht - Murtagh in die Gefangenschaft gebracht hatte. Irgendwie musste er ihm helfen.
Sein Blick wanderte zur Höhlendecke, während seine Gedanken zu Arya abschweiften. Dann schämte er sich für seine Tagträumerei, wandte den Kopf und blickte in den Drachenhort hinaus. Am Höhleneingang saß eine große Katze und leckte sich die Pfote. Als sie zu ihm herüberschaute, sah er ein rotes Augenpaar aufblitzen.
Solembum?, fragte er ungläubig.
Wer denn sonst? Die Werkatze schüttelte ihre zottige Mähne und gähnte verschlafen, wobei sie die langen Fänge entblößte. Dann streckte sie sich und sprang vom Höhleneingang aus auf den Sternsaphir zwanzig Fuß unter ihr hinab. Kommst du?
Eragon schaute zu Saphira hinüber. Sie war mittlerweile aufgewacht und beobachtete ihn verschlafen. Geh ruhig. Ich komme schon zurecht, murmelte sie. Solembum wartete unter dem Torbogen, der aus dem Drachenhort hinausführte.
Sobald Eragons Füße den Sternsaphir berührten, wandte die Werkatze sich um und verschwand im Durchgang. Eragon eilte ihr nach und rieb sich unterdessen den Schlaf aus den Augen. Er trat durch den Ausgang und fand sich am oberen Treppenabsatz von Vol Turin wieder, der Endlosen Wendeltreppe. Da es keine andere Möglichkeit gab, stieg er zur nächsten Ebene hinab.
Er stand jetzt in einem offenen Säulengang, der nach links um Tronjheims mittlere Kammer herumführte. Zwischen den schlanken Säulen konnte er über sich den gewaltigen Saphir glitzern sehen und unter sich machte er den fernen Boden des Stadtbergs aus. Der Umfang der mittleren Kammer nahm mit jeder nachfolgenden Ebene zu. Die Treppe führte durch den Boden des Säulenganges zum nächsten Stockwerk hinab und verlor sich dann in der Tiefe. Die Rutschrinne führte außen um die Wendeltreppe herum. Am oberen Absatz von Vol Turin hatten längliche Lederkissen zum Rutschen gelegen. Rechts von Eragon führte ein staubiger Korridor zu den Räumen und Gemächern dieser Ebene. Solembum tappte mit zuckendem Schwanz den Gang hinunter.
Warte auf mich, sagte Eragon.
Er versuchte, die Katze einzuholen, erhaschte in den verlassenen Gängen aber nur kurze Blicke auf das Tier. Als er um eine Ecke bog, sah er sie schließlich miauend vor einer Tür sitzen. Die Tür ging wie von selbst nach innen auf. Solembum schlüpfte hinein, dann schloss sich die Tür wieder. Erstaunt blieb Eragon davor stehen. Er hob die Hand, um anzuklopfen, aber da öffnete sich die Tür erneut, und warmes Licht strömte heraus. Nach einem Augenblick der Unschlüssigkeit ging er hinein.
Er betrat ein aus zwei Räumen bestehendes Gemach, das mit prächtigen Holzschnitzereien und üppigen Blumengirlanden geschmückt war. Die Luft war warm, frisch und feucht. An den Wänden und der niedrigen Decke hingen hell leuchtende Laternen. Ganze Berge sonderbarer Gegenstände lagen über den Boden verstreut. In dem kleineren der beiden Räume stand ein Bett mit vier Holzpfosten, an denen noch mehr Girlanden hingen.
In der Mitte des größeren Raums saß auf einem lederüberzogenen Stuhl die Wahrsagerin und Hexe Angela. Sie lächelte ihn strahlend an.
»Was machst du denn hier?«, entfuhr es Eragon.
Angela faltete die Hände im Schoß. »Na, warum setzt du dich nicht einfach auf den Boden, dann erzähle ich es dir. Ich würde dir ja gern einen Stuhl anbieten, aber ich sitze auf dem einzigen, den es hier gibt.« Unzählige Fragen schwirrten in Eragons Kopf herum, als er sich zwischen zwei mit einer grünen Flüssigkeit gefüllten Fläschchen am Boden niederließ.
»So, so!«, rief Angela aus. »Du bist also wirklich ein Drachenreiter. Ich dachte es mir schon, aber erst seit gestern habe ich Gewissheit. Solembum hat es wahrscheinlich schon die ganze Zeit über gewusst, aber er hat nichts verraten. Ich hätte sofort darauf kommen müssen, als du Brom erwähnt hast. Saphira ... Der Name gefällt mir - er passt zu einem Drachen.«
»Brom ist tot«, sagte Eragon unvermittelt. »Die Ra’zac haben ihn umgebracht.«
Angela war bestürzt. Sie zwirbelte eine Haarlocke um ihren Finger. »Ach, das tut mir Leid, wirklich«, sagte sie leise.
Eragon lächelte bitter. »Aber es überrascht dich nicht, oder? Schließlich hast du seinen Tod ja vorausgesagt.«
»Ich wusste nicht, wen der Tod ereilen würde«, sagte sie kopfschüttelnd. »Aber, nein ... Ich bin nicht überrascht.«
Eragon runzelte die Stirn. »In Teirm hast du über ihn gelacht und gemeint, sein Schicksal sei ein merkwürdiger
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