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Das Vermaechtnis der Drachenreiter

Das Vermaechtnis der Drachenreiter

Titel: Das Vermaechtnis der Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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Wasser berührte, dann ließ er sich hineingleiten.
    Das Wasser war leicht salzig, aber angenehm weich und beruhigend. Einen Moment lang fürchtete er, von der Tür in tieferes Wasser abzutreiben, aber als er ein bisschen herumwatete, merkte er, dass es ihm überall nur bis zur Hüfte reichte. Er tastete über den feuchten Beckenrand, bis er Seife und eine Bürste fand, dann schrubbte er sich ab. Hinterher ließ er sich mit geschlossenen Augen treiben und genoss die wohlige Wärme.
    Als er tropfnass in den beleuchteten Vorraum zurückkam, fand er dort ein Handtuch, ein kostbar gearbeitetes Leinenhemd und Knie-hosen vor. Die Kleider passten ihm wie angegossen. Zufrieden trat er in den Tunnel hinaus.
    Orik wartete auf ihn, die Pfeife in der Hand. Sie stiegen wieder die Treppe nach Tronjheim hinauf und verließen den Stadtberg. Eragon schaute zum Gipfel empor und rief im Geiste nach Saphira. Während sie zu ihm herunterkam, fragte er Orik: »Wie verständigt ihr euch eigentlich mit den Leuten, die ganz oben wohnen?«
    Orik lachte. »Dieses Problem haben wir schon vor langer Zeit gelöst. Es ist dir nicht aufgefallen, aber um Tronjheims mittlere Kammer windet sich eine Treppe bis ganz nach oben zum Drachenhort auf Isidar Mithrim. Wir nennen sie Vol Turin, ›die endlose Wendeltreppe‹. Sie zu benutzen, dauert im Notfall zu lange, und für den Alltagsgebrauch ist es einfach zu anstrengend, daher verwenden wir Signallaternen, um Botschaften zu übermitteln. Um hinunterzukommen, gibt es noch eine andere Möglichkeit, die jedoch nur selten genutzt wird. Als Vol Turin erbaut wurde, hat man daneben eine breite, glatt polierte Rinne in den Fels gehauen. Sie ist sozusagen eine gigantische Rutsche, so hoch wie der Berg selbst.«
    Ein schelmisches Lächeln umspielte Eragons Lippen. »Ist es gefährlich, sie zu benutzen?«
    »Versuch es bloß nicht. Die Rutsche wurde für Zwerge konstruiert und ist zu schmal für einen Menschen. Wenn man da herausfällt, stürzt man entweder auf die Stufen oder gegen einen Torbogen, womöglich sogar hinab in die gähnende Tiefe.«
    Saphira landete mit raschelnden Schuppen einen Speerwurf von ihnen entfernt. Als sie Eragon von weitem begrüßte, strömten Menschen und Zwerge aus dem Stadtberg und scharten sich mit neugierigen Blicken um sie. Eragon betrachtete die Menge mit Unbehagen. »Ihr verschwindet jetzt besser«, sagte Orik und schob ihn vorwärts. »Wir treffen uns morgen früh an diesem Tor. Ich warte auf dich.«
    Eragon blieb ungerührt stehen. »Woher weiß ich, wann es Morgen ist?«
    »Ich schicke jemanden, der dich wecken wird. Geh jetzt!« Ohne weiteren Widerspruch zwängte sich Eragon durch die Menschenmenge, die Saphira umringte, und stieg auf ihren Rücken.
    Bevor sie losfliegen konnte, trat eine alte Frau vor und packte mit festem Griff Eragons Fuß. Er versuchte, sich loszureißen, aber ihre Hand lag wie eine Eisenschelle um seinen Fußknöchel - er konnte sich nicht aus ihrem Griff befreien. Die stechenden grauen Augen, mit denen sie ihn fixierte, waren von unzähligen, fein verästelten Falten eines langen Lebens umgeben. Die zerknitterte Haut hing schlaff auf die eingefallenen Wangen herab. Ein zerlumptes Bündel lag in ihrer linken Armbeuge.
    Erschrocken fragte Eragon: »Was willst du von mir?«
    Die Frau beugte den Arm und das Tuch verrutschte und offenbarte das Gesicht eines Säuglings. Heiser und verzweifelt sagte sie: »Das Kind hat keine Eltern - es hat niemanden außer mir und ich bin alt und gebrechlich. Segne es mit deiner Kraft, Argetlam. Wünsche ihm Glück!«
    Eragon schaute Hilfe suchend zu Orik, doch der Zwerg hielt sich im Hintergrund. Die Menge verstummte abwartend, während der bohrende Blick der Frau nicht von Eragon abließ. »Segne sie, Argetlam, segne sie«, flehte die Alte ihn an.
    Eragon hatte noch nie jemanden gesegnet. In Alagaësia tat man so etwas nicht leichtfertig, denn ein Segen konnte sich schnell ins Gegenteil verkehren und mehr ein Fluch denn eine Wohltat sein - besonders wenn man ihn in böser Absicht oder mit mangelnder Überzeugung aussprach. Traue ich mir so eine Verantwortung zu?,  fragte er sich.
    »Segne sie, Argetlam, segne sie.«
    Er fasste einen Entschluss und suchte in Gedanken nach den passenden Worten. Doch es fiel ihm nichts ein, bis er sich auf einmal an die alte Sprache erinnerte. So würde eine wahrhaftige Segnung daraus, gesprochen in den Worten der Macht, von einem, dem Macht gegeben war.
    Er beugte sich herab und streifte

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