Das Vermaechtnis der Drachenreiter
falscher Alarm. Menschen und Zwerge wurden immer nervöser. Von Zeit zu Zeit erhoben sich wütende Stimmen. Das Schlimmste am Farthen Dûr war das Fehlen des leisesten Windhauchs - die Luft stand absolut still.
Während sich die Nacht hinzog, wurde es totenstill auf dem Schlachtfeld. Den Kriegern wurden die Muskeln steif von der endlosen Warterei. Eragon starrte unter schweren Lidern in die Dunkelheit. Ab und zu schüttelte er sich, um nicht einzuschlafen, und versuchte, trotz seiner Benommenheit die Konzentration aufrechtzuerhalten.
Schließlich sagte Orik: »Es ist spät. Wir sollten schlafen. Wenn etwas passiert, werden die anderen uns schon wecken.« Murtagh grummelte etwas vor sich hin, aber Eragon war zu müde, um sich über irgendetwas zu beschweren. Er schmiegte sich an Saphira und benutzte seinen Schild als Kopfkissen. Als ihm die Augen zufielen, sah er noch, dass Arya aufrecht sitzen blieb und über sie wachte.
Seine Träume waren wirr und verstörend, voller gehörnter Ungeheuer und unbekannter Gefahren. Wieder und wieder hörte er eine tiefe Stimme fragen: »Bist du bereit?« Aber er gab nie eine Antwort. Von derlei Visionen geplagt, blieb sein Schlummer leicht und unruhig, bis irgendwann etwas seinen Arm berührte. Er schreckte hoch.
DIE SCHLACHT UNTERFARTHEN DÛR
Es ist so weit«, sagte Arya mit sorgenvoller Miene. Die Soldaten standen eilig auf und zückten ihre Waffen. Orik schwang seine Axt, um sich zu vergewissern, dass er genug Platz hatte. Arya nahm einen Pfeil und hielt den Bogen schussbereit.
»Vor ein paar Minuten war ein Späher hier«, sagte Murtagh zu Eragon. »Die Urgals kommen.«
Zwischen den Reihen aus Kriegern und Holzpflöcken hindurch starrten sie beide auf die dunkle Grube über dem Tunnel. Eine Minute verging, dann noch eine ... und noch eine. Ohne den Blick von der Grube zu wenden, schwang sich Eragon mit Zar’roc in der Hand in Saphiras Sattel. Das Gewicht der Waffe beruhigte seine Nerven. Neben ihm stieg Murtagh aufs Pferd. Dann rief ein Mann: »Ich höre sie!«
Die Krieger spannten die Muskeln an; ihr Griff schloss sich fester um die Waffen. Niemand rührte sich ... Alle hielten den Atem an. Irgendwo wieherte ein Pferd.
Grollendes Urgal-Gebrüll erschütterte die Luft, als sich dunkle Gestalten aus der Grube wühlten. Auf Befehl wurden die mit Pech gefüllten Kessel jetzt umgekippt, sodass sich die siedend heiße Flüssigkeit in den hungrigen Tunnelschlund ergoss. Die Ungeheuer schrien auf und ruderten mit den Armen. Jemand warf eine Fackel in das blubbernde Gebräu, worauf aus der Grube eine ölige orangefarbene Flammensäule emporschoss und die Urgals in ein todbringendes Inferno hüllte. Von Übelkeit gepackt, spähte Eragon quer durch Farthen Dûr zu den beiden anderen Bataillonen hinüber und sah dort die gleichen lodernden Feuersäulen. Er steckte Zar’roc in die Scheide und griff nach seinem Bogen.
Schon trampelten weitere Urgals das Pech in den Boden und kletterten über ihre verbrannten Brüder hinweg an die Oberfläche. Sie rotteten sich zusammen und bildeten einen dichten Wall. Hinter der Palisade, die Orik zu bauen geholfen hatte, standen die Bogenschützen und schossen ihre Pfeile ab. Eragon und Arya taten es ihnen nach und sahen zu, wie die tödlichen Geschosse in der Urgal-Horde einschlugen.
Der Wall der Ungeheuer geriet ins Schwanken, drohte auseinander zu brechen, doch sie hoben ihre Schilde und wehrten den Angriff ab. Die Bogenschützen zielten erneut, aber die Urgals strömten weiter in beängstigendem Tempo in den Krater hinaus.
Eragon war bestürzt über ihre gewaltige Zahl. Sollten sie etwa jede einzelne dieser Bestien umbringen? Es schien unmöglich. Das Einzige, was ihm etwas Hoffnung gab, war der Umstand, dass er unter den Urgals noch keinen von Galbatorix’ Soldaten entdeckt hatte. Jedenfalls noch nicht.
Die feindliche Armee bildete eine einzige, sich scheinbar endlos hinstreckende Masse von Leibern. Zerschlissene dunkle Standarten ragten daraus hervor. Bedrohlich klingende Töne schallten über die Kraterlandschaft, als die Kriegshörner geblasen wurden. Ein Urgal-Trupp stürmte mit wütendem Gebrüll los.
Die Ungeheuer rannten in die Holzpflöcke und wurden bei lebendigem Leibe aufgespießt. Dickflüssiges Blut quoll aus den Wunden und rann an den Hölzern hinab. Eine schwarze Pfeilwolke flog über die schützende Deckung aus Holzpfählen auf die am Boden kauernden Varden zu. Eragon duckte sich hinter seinen Schild und Saphira
Weitere Kostenlose Bücher