Das Vermaechtnis der Drachenreiter
Morgenluft zu ihnen herangetragen wurde, blieb Roran stehen.
Eragon schaute zurück über die Landschaft. Sein Blick blieb auf den einsamen Gebäuden haften. Sie sahen erschreckend klein und zerbrechlich aus. Der dünne Rauchfaden, der vom Haus aufstieg, war das einzige Zeichen, dass der eingeschneite Hof bewohnt war.
»Das ist nun unsere ganze Welt«, stellte Roran mit rauer Stimme fest.
Eragon bibberte ungeduldig und brummte: »Und sie ist nicht schlecht.« Roran nickte, dann schritt er hoch aufgerichtet seiner neuen Zukunft entgegen. Allmählich verschwand das Haus aus ihrem Blickfeld, während sie den Hügel hinabstapften.
Es war noch früh, als sie Carvahall erreichten, aber die Schmiede hatte bereits geöffnet. Drinnen war es mollig warm. Baldor bearbeitete zwei große Blasebalge, die an der Seite eines mit glühenden Kohlen gefüllten steinernen Schmiedeofens angebracht waren. Vor dem Ofen standen ein schwarzer Amboss und ein Fass mit Salzwasser. An einer Reihe in Kopfhöhe angebrachter Stangen, die aus der Wand ragten, hingen die Werkzeuge: riesige Feuerzangen, Hämmer in allen erdenklichen Größen und Formen, Meißel, Winkel, Lochstanzen, Feilen, Raspeln, Eisen- und Stahlstücke, die darauf warteten, geformt zu werden, Schraubstöcke, Metallscheren, Spitzhacken und Schaufeln. Horst und Dempton standen neben einer langen Werkbank.
Dempton trat mit einem Lächeln unter seinem auffälligen roten Schnurrbart auf sie zu. »Roran! Ich bin froh, dass du gekommen bist. Es wird mit meinen neuen Mühlsteinen mehr Arbeit geben, als ich bewältigen kann. Bist du bereit?«
»Ja. Wann brechen wir auf?«
»Ich muss noch ein paar Dinge erledigen, aber in spätestens einer Stunde machen wir uns auf den Weg.« Eragon trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Dempton richtete den Blick auf ihn und zupfte an seinem Schnurrbart. »Du musst Eragon sein. Ich würde dir auch gerne Arbeit anbieten, aber Roran bekommt die einzige freie Stelle. Vielleicht in einem oder zwei Jahren, was?«
Eragon lächelte unbehaglich und schüttelte den Kopf. Der Mann war freundlich. Unter anderen Umständen hätte Eragon ihn gemocht, aber so wünschte er sich nur, dass der Müller niemals nach Carvahall gekommen wäre. Dempton sagte nur: »Wie du meinst.« Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Roran und begann, ihm zu erklären, wie eine Mühle funktionierte.
»Die Teile sind fertig«, unterbrach sie Horst nach einer Weile und deutete auf den Tisch, auf dem mehrere Bündel lagen. »Sie sind jederzeit bereit, wann immer du aufbrechen willst.« Sie schüttelten sich die Hände, dann verließ Horst die Schmiede und winkte Eragon an der Tür zu sich.
Neugierig folgte Eragon ihm nach draußen. Der Schmied stand mit verschränkten Armen auf der Straße. Eragon deutete mit dem Daumen auf den Müller in der Schmiede und fragte: »Was hältst du von ihm?«
Horst brummte: »Er ist ein anständiger Kerl. Roran wird es gut bei ihm haben.« Zerstreut wischte er ein paar Metallspäne von seiner Schürze, dann legte er Eragon seine riesige Hand auf die Schulter. »Mein Freund, erinnerst du dich an deinen Streit mit Sloan?«
»Wenn du die Bezahlung für das Fleisch meinst, das habe ich nicht vergessen.«
»Nein, ich vertraue dir, Eragon. Was ich wissen will, ist, ob du den blauen Stein noch hast.«
Eragons Herz flatterte. Warum fragt er danach? Vielleicht hat jemand Saphira gesehen! Gegen seine aufsteigende Panik ankämpfend, sagte er: »Ich habe ihn noch, aber warum fragst du?«
»Sobald du wieder zu Hause bist, wirf ihn weg.« Horst überging Eragons Ausruf. »Gestern trafen zwei Männer hier ein. Seltsame Kerle, die schwarze Kleidung und Schwerter trugen. Allein ihr Anblick machte mir eine Gänsehaut. Gestern Abend fingen sie an, die Leute auszuhorchen, ob irgendwer einen Stein wie deinen gefunden hätte. Und heute fragen sie weiter herum.« Eragon erblasste. »Niemand, der bei Verstand ist, hat etwas gesagt. Die meisten Menschen merken, wenn ihnen Ärger bevorsteht, aber mir fallen trotzdem einige Leute ein, die reden werden.«
Furcht ergriff Eragons Herz. Wer immer den Stein in den Buckel geschickt hatte, war ihm schließlich doch auf die Spur gekommen. Oder vielleicht hatte der König von Saphira erfahren. Er wusste nicht, welche der beiden Möglichkeiten schlimmer war. Denk nach! Denk nach! Das Ei ist verschwunden. Sie können es nicht mehr finden. Aber wenn sie wissen, worum es sich dabei handelte, wissen sie auch, wonach
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