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Das Vermaechtnis der Drachenreiter

Das Vermaechtnis der Drachenreiter

Titel: Das Vermaechtnis der Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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doch inzwischen gesehen haben.«
    »Ja.«
    »Warum ist dann noch niemand herausgekommen?«
    Brom schaute blinzelnd in die Sonne. »Vielleicht haben sie Angst.
    »Könnte sein«, sagte Eragon. Er schwieg einen Moment. »Und wenn es eine Falle ist? Vielleicht erwarten uns die Ra’zac schon.«
    »Wir brauchen Proviant und Wasser.«
    »Wasser können wir aus dem Ninor schöpfen.«
    »Trotzdem brauchen wir Proviant.«
    »Stimmt.« Eragon schaute sich um. »Also reiten wir hinein?«
    Brom straffte die Zügel. »Ja, aber nicht wie blinde Narren. Dies ist die Hauptzugangsstraße nach Yazuac. Falls es einen Hinterhalt  gibt, dann entlang dieses Weges. Niemand wird erwarten, dass wir aus einer anderen Richtung kommen.«
    »Also reiten wir von der Seite her ins Dorf?«, fragte Eragon. Brom nickte, zog sein Schwert aus der Scheide und legte die nackte Klinge quer über den Sattel. Eragon nahm seinen Bogen und legte einen Pfeil an die Sehne.
    Leise trabten sie um das Dorf herum und ritten vorsichtig hinein. Die Straße war leer bis auf einen kleinen Fuchs, der davonhuschte, als er sie sah. Die Häuser wirkten düster und unheilschwanger. Die Fensterscheiben waren zersplittert. Viele Türen schwangen an zerbrochenen Angeln hin und her. Die Pferde verdrehten unruhig die Augen, und Eragons Handfläche kribbelte, aber er widerstand dem Drang, sich zu kratzen. Als sie ins Dorfzentrum ritten, verstärkte er den Griff um seinen Bogen und wurde kreidebleich. »Allmächtiger«, flüsterte er.
    Vor ihnen lag ein Berg von Leichen, starr und mit verzerrten Gesichtern. Die Kleider waren blutgetränkt und auf dem aufgewühlten Boden schwammen Blutlachen. Männer lagen über den Frauen, die sie hatten beschützen wollen, Mütter hielten ihre Kinder in stiller Umklammerung, und Liebende, die einander hatten abschirmen wollen, lagen nun in der kalten Umarmung des Todes beisammen. Aus allen Körpern ragten schwarze Pfeile hervor. Weder Kinder noch Alte hatte man verschont. Am schlimmsten aber war der mit einem Widerhaken versehene Speer, der oben aus dem Leichenberg ragte und den weißen Leib eines Säuglings aufspießte.
    Tränen verwischten Eragons Sicht, und er versuchte, nicht hinzuschauen, aber er konnte den Blick nicht von den toten Gesichtern lösen. Er starrte in ihre offenen Augen und fragte sich, wie ihnen das Leben so einfach hatte entweichen können. Was bedeutet unsere Existenz, wenn sie auf so grauenvolle Weise enden kann?  Eine Welle der Hoffnungslosigkeit schwappte über ihn hinweg.
    Eine Krähe sank wie ein schwarzer Schatten vom Himmel und setzte sich auf den Speer. Sie neigte den Kopf und musterte gierig den Körper des kleinen Kindes. »Oh nein, das lässt du bleiben«,  knurrte Eragon, während er die Bogensehne spannte und den Pfeil abschoss. Unter einer aufstiebenden Federwolke fiel die Krähe nach hinten, der Pfeil ragte aus ihrer Brust. Eragon legte einen neuen Pfeil an die Sehne, aber dann wurde ihm speiübel, und er er-brach sich über Cadocs Seite.
    Brom klopfte ihm auf den Rücken. Als Eragon fertig war, fragte er ihn sanft: »Möchtest du bei Saphira auf mich warten?«
    »Nein … ich bleibe hier«, stammelte Eragon und wischte sich über den Mund. Er mied den grausigen Anblick, der sich ihnen bot. »Wer in aller Welt … « Er schaffte es nicht, den Satz zu beenden.
    Brom senkte das Haupt. »Jene, die sich am Schmerz und Leid anderer laben. Sie haben viele Gesichter und erscheinen in vielerlei Gestalt, aber es gibt für sie nur einen Namen: das Böse. Es ist unbegreiflich. Das Einzige, was wir tun können, ist, mit den Opfern zu fühlen und sie zu ehren.«
    Er stieg von Schneefeuer ab und lief umher, inspizierte den zertrampelten Boden. »Die Ra’zac waren hier«, sagte er langsam, »aber sie sind es nicht gewesen. Dies ist das Werk von Urgals; der Speer stammt von ihnen. Es war eine ganze Horde, bis zu hundert Mann. Das ist merkwürdig. Ich weiß nur von ganz wenigen Fällen, wo sie in so großer Zahl …« Er ging in die Hocke und betrachtete einen Fußabdruck. Fluchend rannte er zu Schneefeuer zurück und sprang in den Sattel.
    »Los!«, zischte er gepresst und gab Schneefeuer die Sporen. »Die Urgals sind noch hier!« Eragon stieß Cadoc die Fersen in die Flanken. Das Pferd schnellte vorwärts und stürmte Schneefeuer hinterher. Sie galoppierten an den Häusern vorbei und hatten fast den Dorfrand erreicht, als Eragons Hand erneut kribbelte. Zu seiner Rechten sah er eine verschwommene Bewegung - und dann

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