Das Vermaechtnis der Drachenreiter
Kopf entgegenstreckte, zuckten sie erschrocken zusammen. Die Pferde wichen nervös zurück. Saphira starrte Eragon eindringlich an und fauchte leise. Ihre Augen waren wie aus Stein. Eragon sah Brom besorgt an - er hatte Saphira noch nie so wütend erlebt - und fragte sie: Gibt es ein Problem?
Ja, knurrte sie. Du bist das Problem.
Eragon stieg stirnrunzelnd vom Pferd. Sobald seine Füße den Boden berührten, schlug Saphira ihm mit dem Schwanz die Beine weg und drückte ihn mit ihren Klauen in den Sand. »Was machst du denn da?«, rief er und versuchte, sich zu befreien, aber sie war zu stark für ihn. Brom saß noch auf Schneefeuer und sah aufmerksam zu.
Saphira schwang den Kopf über Eragon, bis sie sich Auge in Auge einander gegenüber befanden. Er zuckte unter ihrem unbarmherzigen Blick zusammen. Du! Jedes Mal wenn ich dich aus den Augen lasse, gerätst du in Schwierigkeiten. Du bist wie ein Neugeborenes, das überall seine Nase reinsteckt. Und was ist, wenn du sie in etwas steckst, das zurückbeißt? Was willst du dann tun? Ich kann dir nicht helfen, wenn du meilenweit weg bist. Ich habe mich versteckt, damit mich niemand sieht, aber damit ist jetzt Schluss! Das nächste Mal könnte es dich dein Leben kosten.
Ich verstehe deinen Ärger, sagte Eragon, aber ich bin viel älter als du und kann gut auf mich selbst aufpassen. Wenn überhaupt, dann bist du diejenige, die Schutz braucht.
Sie knurrte und schnappte dicht neben seinem Ohr zu. Glaubst du das wirklich?, fragte sie. Morgen wirst du mich reiten und nicht dieses lächerliche Ding, das ihr Pferd nennt - sonst werde ich dich in meinen Klauen durch die Luft schleppen. Bist du nun ein Drachenreiter oder nicht? Bin ich dir denn völlig gleichgültig?
Die Frage beschämte Eragon und er schlug die Augen nieder. Er wusste, dass sie Recht hatte, aber er fürchtete sich einfach davor, auf ihrem Rücken zu reiten. Ihre gemeinsamen Flüge waren die schlimmsten Torturen gewesen, die er jemals erlebt hatte.
»Und?«, wollte Brom wissen.
»Sie will, dass ich sie morgen reite«, sagte Eragon schwach.
Brom dachte nach. Seine Augen blitzten. »Nun, du hast den Sattel. Ich glaube, wenn ihr beiden weit oben fliegt, sollte es keine Probleme geben.« Saphira schaute zu Brom herüber, dann wieder hinab auf Eragon.
»Aber was ist, wenn du angegriffen wirst oder verunglückst? Ich könnte nicht rechtzeitig bei dir sein und …«
Saphira verstärkte den Druck auf seinen Brustkorb und unterbrach damit seinen Wortschwall. Genau das meine ich, Kleiner.
Brom schien verstohlen zu lächeln. »Es ist das Risiko wert. Du musst ohnehin lernen, sie zu reiten. Sieh es einfach so: Wenn du vorausfliegst und aufmerksam Ausschau hältst, wirst du Fallen, Hinterhalte oder andere unliebsame Überraschungen rechtzeitig erspähen.«
Eragon schaute Saphira wieder an. Na schön, einverstanden. Aber lass mich los.
Gib mir dein Wort.
Ist das wirklich nötig?, fragte er. Sie blinzelte. Meinetwegen. Ich werde morgen mit dir fliegen. Zufrieden?
Saphira ließ ihn aufstehen, dann stieß sie sich vom Boden ab und stieg in die Höhe. Ein Schauder durchfuhr Eragon, als er ihr zu-schaute, wie sie zum Himmel emporschoss. Mürrisch kehrte er zu Cadoc zurück und folgte Brom.
Die Sonne war fast untergegangen, als sie ihr Lager aufschlugen. Wie üblich duellierten sie sich vor dem Abendessen. Mitten im Kampf schlug Eragon so heftig zu, dass die beiden Holzstecken, die ihre Schwerter darstellten, zerbrachen wie dünne Zweige. Die zersplitterten Teile flogen in hohem Bogen in die Dunkelheit. Brom warf den Überrest seines Stabs ins Feuer und sagte: »Mit denen sind wir fertig; du kannst deinen auch fortwerfen. Du hast viel gelernt und mit den Ästen kommen wir ab jetzt nicht mehr weiter. Es ist an der Zeit, dass du das Schwert benutzt.« Er zog Zar’roc aus Eragons Bündel und reichte ihm die Waffe.
»Wir werden uns in Stücke hauen«, protestierte Eragon.
»Keineswegs. Du vergisst wieder einmal die Magie«, sagte Brom. Er hob sein Schwert und drehte es so, dass die Schneide den Feuerschein reflektierte. Dann legte er einen Finger an jede Klingenseite und konzentrierte sich, bis tiefe Furchen seine Stirn durchzogen. Einen Moment lang geschah nichts, dann murmelte er: »Geuloth du Knífr!«, und zwischen seinen Fingern blitzte ein kleiner roter Funke auf. Während dieser hin und her sprang, strich er mit den Fingern über die gesamte Schneide bis hinab zur Klingenspitze. Dann drehte er das Schwert um
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