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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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bunt gemischt die Zuhörerschar auch war, so einmütig hing sie an den Lippen des Magiers, als er nun weitersprach: »So hört! Was einst ein Frevel und geschmäht, kann heut für uns zum Segen werden. Der Barde, der das edle Kind Nárbflaith dereinst aus unsren Reihen nahm, hat unser Erbe doch gesät in seinem tollen Liebeswahn. – Doch liegt, ihr wisst’s, auf ihren Töchtern jener Fluch, der Liebesglück vergällt, sodass sich unser edles Erbe nicht streu’n kann in der Dinge Welt.«
    Josie versuchte, ihm zu folgen. Aber so weit hatte sie verstanden: Natürlich gab es nur wenige Nachkommen, wenn nahezu jeder Geburt ein Todesfall folgte. Während sie noch überlegte, redete Myrddin weiter. »Die Menschen, die das Erbe tragen, oft sind’s Erzähler und Poeten, die Nacht für Nacht in ihren Träumen die Räume unsrer Welt betreten. Es gilt, solch Herzen zu vermehren, die die alten Sagen ehren und in die Welt der Dinge bringen, in der wir heut ums Leben ringen. – Und darum muss hinweg der Fluch!«
    Er legte eine Pause ein, die die Versammlung zu einem tuschelnden Austausch nutzte. In Josies Kopf jagten sich die Gedanken. Myrddin schlug also vor, den Fluch zurückzunehmen. Die Gründe leuchteten ihr vollkommen ein. Aber würden damit auch Wolf und Nárbflaith befreit? – Und Amy? Sie stutzte betroffen. Warum dachte sie erst zuletzt an Amy, sie war ja wohl das Wichtigste …
    Der Magier hob die Arme, sofort kehrte wieder Ruhe ein. »So wie die alte Weisung sagt, kann Heldentat den Fluch aufheben, drum muss dem Kind, das auserwählt, ein tapf’res Herz sein mitgegeben.« Mit einer feierlichen Bewegung gab er Josie ein Zeichen, vorzutreten.
    Josie atmete tief. Heldentat? Mit weichen Knien schritt sie nach vorn, überzeugt, ihr hämmernder Herzschlag übertöne ihre Schritte, die durch die gespannte Stille über die Marmorplatten klackerten. Wer mehr zitterte, sie oder Wolf, der eng an sie gepresst mit ihr ging, hätte sie nicht entscheiden können.
    »Seht her!«, sprach der Magier weiter, als sie in der Mitte stand. »Mit dem Vermächtnis wohl beseelt, ist dies das Kind, das auserwählt.«
    Raunen wogte durch den Saal.
    »Vier Herzen, die das Erbe tragen, hat unser Bote aufgespürt, doch nur die ungeküssten Töchter wurden für den Test gekürt.« Wohlwollend lächelnd wies er auf Josie. »Sie hat die Proben absolviert.«
    Josie hielt den Atem an. Warum sie? Würde sie jetzt etwas über Amy erfahren? Doch Myrddin richtete das Wort nun an die Königin.
    »Mein Rat ist, lasst dies Kind es wagen, es wird das Erbe weitertragen und Solarias gold’nen Schein von den Nebeln kühn befrei’n.«
    Die unwirklich grünen Augen der Königin durchdrangen Josie wie Röntgenstrahlen, dann begann sie zu sprechen: »Wohlan, Ihr seid dazu bestimmt. Ihr seid ein Mensch- und Feenkind. Ihr seid erwählt, den Fluch zu wenden, es liegt allein in Euren Händen, auch Eure Töchter zu befrei’n …« Sie unterbrach sich mit einem traurigen Blick auf Josies vierbeinigen Begleiter, der, den Schwanz eingezogen, vor ihr stand, und sprach mit erhobener Stimme weiter: »Ein Hund ist, wer ein Feenkind in die Welt der Dinge nimmt!«
    »Die arme Nárbflaith«, hallte es von den Sitzreihen. »Das arme Kind …«
    Josie beobachtete, wie Rosalinde und die anderen Bean Tighes sich mit ihren weißen Schürzen die Augen wischten.
    Nach außen gab Wolf keinen Ton von sich. Innerlich, das fühlte Josie, schien ihn der Schmerz über seine Schuld schier zu zerreißen. Sie verspürte das unbeherrschbare Bedürfnis, ihn zu rechtfertigen, er selbst konnte sich ja nicht verteidigen. Trotz ihrer Scheu hier vor allen zu sprechen, ergriff sie das Wort.
    »Verzeihen Sie«, sagte sie leise. Und unsicher, wie man denn mit einer Königin spricht, schob sie sicherheitshalber noch ein »Majestät« hinterher. »Verzeihen Sie, Majestät. Conall O’Reardon bereut zutiefst, was damals geschehen ist. – Aber …« Sie legte die Hand auf Wolfs Zottelkopf. »Aber er hat es doch nur aus Liebe zu Nárbflaith getan.«
    »Ihr habt ein gutes Herz, mein Kind. Ihr seid mit ihm im Schicksalsbund, ist doch der Hund des Fluches Grund. Es sei verzieh’n ihm, ist die Tat vollbracht, in der dritten Vollmondnacht.«
    In Josies Stirnader hämmerte das Blut. Würde sie jetzt endlich erfahren, worin ihre Aufgabe bestand?
    »Ihr habt gehört von Orcarracht, dem Drachen aus dem Reich der Nacht. So seid Ihr von dem Fluch befreit, wenn Ihr das Ungeheuer schlachtet, das die Nebel

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