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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Blütenduft stieg ihr der Gestank von Schwefel in die Nase, und das Rauschen der Silberpappeln wurde von dem Donnern der Brandung abgelöst, die sich irgendwo in der Ferne an Felsen brach.

    »Mar-Undrum sei Dank. Sie kommt zu sich.«
    »Wasser! Schnell. Sie ist halb verdurstet.«
    Finearfin spürte, wie ihr jemand einen Wasserschlauch an die Lippen setzte. »Trink!« Das ließ sich Finearfin nicht zweimal sagen. Wasser! Echtes Wasser. Abgestanden, aber köstlicher als alles, was sie jemals geschmeckt hatte. Sie schluckte, ohne die Augen zu öffnen. Schluckte und schluckte, bis sie husten musste und einen Teil des kostbaren Nasses wieder erbrach. »Genug!« Jemand entriss ihr unsanft den Wasserschlauch. Sie fuhr auf und wollte protestieren, denn ihr Durst war noch lange nicht gestillt, brachte aber nur ein kraftloses Husten zustande und sank wieder zu Boden.
    »Jetzt lasst sie doch erst einmal zu sich kommen.« Eine kühle Hand legte sich auf ihre Stirn und wie durch ein Wunder wurden Schmerzen, Hunger und Durst erträglich. Es war, als würde ihr allein durch die Berührung neue Kraft geschenkt, die die fast erloschene Flamme des Lebens in ihr neu entfachte.
    Finearfin hielt die Augen geschlossen, seufzte und genoss das wunderbare Gefühl des Erstarkens, wie sie es bisher nur nach vielen Nächten der Ruhe erfahren hatte. Was immer der Unbekannte mit ihr tat, es war das kostbarste Geschenk, das es gab - das Geschenk, leben zu dürfen.

    »Lasst uns allein.« Nimeye gab den Wachen ein Zeichen, worauf diese sich umdrehten und die Höhle verließen. Sie schien sicher zu sein, dass Caiwen keine Fluchtgedanken hegte, denn sie wandte ihr den Rücken zu und schenkte aus einer gläsernen Karaffe roten Wein in zwei kunstvoll geschliffene Gläser.
    Caiwen schaute ihr zu. Sie spürte, dass es ein günstiger Augenblick zur Flucht war, aber sie rührte sich nicht. Wohin hätte sie auch fliehen sollen? Die Annaha war fort, und da sie nicht fliegen konnte, war sie ebenso eine Gefangene der Feuerinsel wie die Verbannten.
Es gab keinen Ort, an dem sie sich lange hätte verbergen können. Hunger und Durst würden sie schon bald zwingen, ihr Versteck zu verlassen, und sie wieder in Nimeyes Hände treiben.
    Nimeye hatte recht. Die einzige Möglichkeit, der Insel zu entkommen, war der Schritt in die Tiefe. Es war der Weg der Verzweifelten, so endgültig wie tödlich, aber Caiwen wusste, dass sie nicht den Mut dazu hatte - noch nicht.
    Um sich abzulenken, blickte sie sich in der Höhle um. Sie war groß und erstaunlich prachtvoll eingerichtet. Die schwarzen Wände schmückten Bilder und gewebte Teppiche mit Motiven, die nur aus dem Zweistromland stammen konnten: grüne Bäume, so wie Caiwen sie sich immer vorgestellt hatte, klare Bäche auf Blumenwiesen und Wasserfälle... Aber es gab auch Abbildungen von Elfen, die mal im Tanz, mal bei Feierlichkeiten oder mit einem weißen Pferd dargestellt waren.
    Der schwarze Höhlenboden war blank poliert und mit vielen Teppichen ausgelegt, die fantasievolle Muster trugen. Gepolsterte Stühle und eine große Liegestatt luden zum Verweilen ein, während auf Tischen, Schränken und an den Wänden unzählige kostbare Kleinode im rötlichen Licht der Glutbecken funkelten. Da gab es gläserne Pferde und silberne Pokale und sogar einen Korb mit verschiedenen frischen Früchten, von denen Caiwen nur die Äpfel kannte.
    Äpfel! Caiwen hatte längst vergessen, wie sie schmeckten, aber sie erinnerte sich daran, dass sie saftig, süß und köstlich waren. Bei dem Anblick lief ihr das Wasser im Mund zusammen, und sie zwang sich, die Glutbecken näher zu betrachten, um nicht mehr an die Äpfel denken zu müssen.
    Die Glutbecken selbst waren nicht natürlichen Ursprungs. Die Elfen mussten sie in mühsamer Arbeit direkt aus dem Fels geschlagen haben. Sie spendeten nur wenig Licht. Doch was Caiwen in ihrem schummrigen Schein erkannte, genügte ihr, um zu wissen, dass Nimeye keine Not litt.

    »Und nun lass uns auf deine glückliche Ankunft anstoßen.« Nimeye kam zu ihr und reichte ihr ein Glas. »Darauf, dass nun alles gut wird, und auf eine glückliche Heimkehr!« Sie hob ihr Glas und wartete. Als Caiwen keine Anstalten machte, ihr Glas zu erheben, zuckte sie mit den Schultern, nahm einen winzigen Schluck mit spitzen Lippen und fragte: »Willst du dich nicht setzen?«
    Caiwen setzte sich. Was sollte sie auch anderes tun? Sie war ihrer Großmutter ausgeliefert. Niemand wusste, wo sie war. Niemand würde kommen, sie

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