Das Vermächtnis der Feuerelfen
kräftig genug fühlst, gehen wir zu Heylon und Durin. Durin hat einen Plan geschmiedet, den er dir erklären will.«
»Heylon und Durin? Aber ich dachte, sie sind... du bist... ihr seid...«
»... tot?« Der Schwarze lachte leise. »So schnell stirbt es sich nicht«, sagte er mit einem Seitenblick auf Saphrax. »Schon gar nicht, wenn man so einen wandlungsfähigen Freund hat.« Mit wenigen Worten erzählte er Finearfin, wie Saphrax sie nach dem Wirbelsturm aus dem Wasser gefischt und zur Insel gebracht hatte. »Wir hatten großes Glück«, endete er. »Der Wirbelsturm
brach mit einem Schlag wie abgeschnitten in sich zusammen. Hätte er auch nur ein wenig länger gewütet, wären wir alle ertrunken.«
»Und Saphrax hat euch gerettet?«, fragte Finearfin. »Allein?«
»Oh ja, das hat er.« Der Schwarze nickte. »Einen nach dem andern. Dich konnte er zunächst nicht finden, entdeckte aber bei der Suche nach dir die Wasserschläuche und eine Kiste mit Proviant. Wir nahmen an, du wärst ertrunken, aber Saphrax wollte nicht aufgeben und suchte weiter. Wir konnten ja nicht ahnen, dass die Strömung dich in eine andere Richtung getragen hatte.«
»Dann stehe ich tief in deiner Schuld.« Finearfin strich Saphrax liebevoll über den Kopf. »Habe ich mich schon bei dir bedankt?«
»Ich kann mich nicht daran erinnern.« Saphrax richtete die Ohren auf und schaute sie schwanzwedelnd an.
»Nun, dann hole ich das hiermit nach.« Finearfin lächelte. »Noch vor ein paar Nächten hätte ich mir eher die Zunge abgebissen, als auch nur ein freundliches Wort zu einem Wechselwesen zu sagen. Nun sehe ich ein, dass ich dir Unrecht getan habe. Du bist ein Held, Saphrax. Ohne dich wären wir alle tot.«
»Das ist nicht wahr.« Saphrax schüttelte den Kopf. »Ich habe versagt. Ich sollte Caiwen befreien, aber es ist mir nicht gelungen.« Er drehte den Kopf so, dass Finearfin seinen Hinterkopf sehen konnte, auf dem eine blutverkrustete Wunde zu sehen war. »Zwei Matrosen der Annaha entdeckten mich, als ich versuchte, in Caiwens Koje zu gelangen. Sie schlugen mich bewusstlos und warfen mich über Bord. Hätte die Kälte des Wassers mich nicht geweckt, ich wäre gewiss ertrunken. Danach musste ich mich schnell entscheiden. Entweder ich rette euch oder Caiwen.«
»Du hast richtig entschieden«, lobte der Schwarze.
»Aber Caiwen...?«
»... ist noch nicht in Gefahr.Aber wir müssen uns beeilen.« Der
Schwarze winkte den beiden, ihm zu folgen. »Kommt mit, und hört euch an, was Heylon und Durin vorhaben.« Er streckte seine Hand aus, um der Elfe beim Aufstehen behilflich zu sein. Saphrax sprang auf und lief davon, aber Finearfin zögerte. »Was ist?«
»Deine Hand!« Fassungslos schaute Finearfin auf die dürren Finger unter der faltigen, von unzähligen Altersflecken gezeichneten Haut. »Sie... sie sieht... ganz anders aus als bei unserer ersten Begegnung.«
»Sie ist alt.« Der Schwarze gab einen Laut von sich, der einem spöttischen Lachen nicht unähnlich war. »Nimeyes Fluch wirft bereits ihren Schatten auf mich. Du siehst, ich habe nicht gelogen.«
»Aber...«
»Der Versuch, den Wirbelsturm zu bändigen, und deine rasche Genesung haben mich viel Kraft gekostet. Kraft, die ich weder durch Ausruhen noch durch Magie zurückerhalten werde. Ich sterbe, Schwester. Es gibt kein Zurück.« Er verstummte. Für einen Augenblick wirkte er traurig, aber als er kurz darauf wieder zu sprechen begann, war seine Stimme kraftvoll und zuversichtlich. »Aber keine Sorge, ich gehe nicht, ehe das hier beendet ist. Ich lasse meine Tochter nicht im Stich. Und jetzt komm, wir wollen die anderen nicht warten lassen.«
BERISKRAUT
H eylon und Durin erwarteten sie in einer kleinen, windgeschützten Höhle, nur wenige Hundert Schritt von der Stelle entfernt, an der Finearfin zusammengebrochen war. Heylon begrüßte die Elfe überschwänglich, und auch Durin äußerte sich erleichtert, dass es ihr wieder besser ging - nicht weil die kurze Reise die einstigen Gegenspieler zu Freunden gemacht hätte, sondern weil, wie er betonte, jedes Schwert zählte, um Caiwen zu befreien.
Während Saphrax und der Schwarze bei Finearfin Wache hielten, hatten Heylon und Durin die Elfen belauscht, die die Ladung der Annaha ins Innere des Vulkans schafften.
»Die Elfen sprachen davon, dass Caiwen den Bann morgen bei Sonnenaufgang aufheben wird«, erklärte Heylon. »Das ist der Augenblick, den wir nutzen wollen, um...«
»Was sagst du da? Aufheben? Das glaube ich
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