Das Vermächtnis der Jedi
seitdem hatten die beiden Jungen jeden Tag darauf gewartet, dass ein Jedi-Ritter Lorian auswählen würde. Sie wussten, dass viele ihn beobachtet und auch ernsthaft in Erwägung gezogen hatten. Und doch hatten sie jedes Mal einen anderen erwählt. Und weder Lorian noch Dooku wussten, weshalb. Dooku war Lorian in Sachen Kampfeskünste und Verbindung mit der Macht immer voraus gewesen, aber Lorian war ein brillanter Schüler voller Hingabe. Es war undenkbar, dass Lorian nicht auch bald erwählt werden würde.
»Es wird geschehen«, sagte Dooku. »Geduld ist dazu da, um geübt zu werden.«
Lorian drehte sich um und sah Dooku mit leerem Blick an. »Genau.«
Dooku wünschte, er hätte seine Worte ungesagt machen können. Sie waren so... richtig. Ein Jedi-Meister würde sie sagen, aber doch nicht ein bester Freund. Doch in Wahrheit wusste er gar nicht, was er sagen sollte. Das Warten war schwer, doch alles würde sich zum Guten wenden.
Lorian zog die Knie an und sprang vom Bett auf. »Also, entscheide dich. Sehen wir uns den Sith-Holocron an oder nicht?«
Dooku beugte sich nach vorn, um die Falten auf dem Bett seines Meisters zu glätten. Thame hatte alles, was er sich von seinem Meister gewünscht hatte. Das durfte er nicht gefährden. Nicht einmal für seinen besten Freund.
»Nein«, sagte er. »Wir würden in ernste Schwierigkeiten geraten, wenn man uns ertappen würde.« »Du hast dir doch sonst nie Sorgen darüber gemacht, ob dich jemand ertappt«, sagte Lorian.
Weil ich auch noch nie so viel zu verlieren hatte. Doch das konnte er nicht aussprechen. Wenn er es tun würde, würde das nur wieder deutlich machen, dass Lorian keinen Meister hatte.
Dooku spürte Lorians Blick auf seinem Rücken, als er gebeugt über dem Bett stand, um die Decke am Fußende glatt zu streichen.
»Wenn du es ohne das Risiko erwischt zu werden tun könntest, würdest du es tun«, sagte Lorian. »Also ist die Tatsache, dass es nicht erlaubt ist, nicht der wahre Grund, weshalb du es nicht tust. Vielleicht bist du einfach nicht der wahre Jedi, für den du dich hältst.«
Er schlenderte zur Tür. »Ich wollte dir nur sagen, dass mir das aufgefallen ist.«
Kapitel 2
Jetzt, wo Dooku seine offizielle Ausbildung im Tempel abgeschlossen hatte, war es ihm gestattet, seinen Tagesablauf selbst zu gestalten. Obwohl von ihm erwartet wurde, weiter zu lernen und sich Kampfesübungen und körperlicher Ertüchtigung zu widmen, so war er durchaus auch dazu angehalten, seinen Freizeitbeschäftigungen nachzugehen. In der kurzen Zeit zwischen den letzten offiziellen Unterrichtsstunden und dem Beginn der Padawan-Ausbildung waren die Jedi-Meister nachsichtig mit ihren Schülern und ließen ihnen die Freiheit, sich ein wenig herumzutreiben.
Dooku wachte früh auf. Seine Unterhaltung vom Vortag mit Lorian beunruhigte ihn. Er beschloss, zum Saal der Tausend Quellen zu gehen, um ein wenig im Grünen zu spazieren und seinen Geist von der Melodie des Wassers beruhigen zu lassen. Es war ein großartiges Gefühl, selbst über seine Zeit verfügen zu dürfen. Er wusste, dass diese Tage bald wieder vorbei sein würden und so hatte er sich vorgenommen, jede einzelne Sekunde zu genießen. Und er würde es auch nicht zulassen, dass eine kleine Meinungsverschiedenheit mit seinem Freund ihm alles verdarb.
Als er den Korridor betrat, nahm er sofort eine Veränderung war. Dooku war manchmal nicht sicher, ob die Macht oder seine Intuition am Werk waren - dazu fehlte ihm noch die Erfahrung. Doch jetzt wusste er sofort, dass sich die Atmosphäre im Tempel verändert hatte. Unter der Ruhe schien etwas zu kochen, eine Aufregung, die er mühelos spürte.
Vor ihm standen ein paar Schüler beieinander. Dooku ging zu ihnen. Er erkannte Hran Beling, einen gleichaltrigen Mitschüler. Hran war ein Vicone, eine kleine Spezies, die nur einen Meter groß wurde.
Dooku musste die Schüler nicht einmal fragen, worüber sie sprachen. Hran sah mit zuckender Nase zu ihm hoch. »Hast du schon gehört? Der Sith-Holocron wurde gestohlen!«
Dooku war von Natur blass, doch jetzt spürte er, wie das Blut aus seinem Gesicht wich, und er war sich sicher, dass er so weiß wie das Gewand eines Mediziners aussah. »Was? Wie?«
»Das weiß niemand«, sagte Hran. »Es könnte ein Eindringling im Tempel sein.«
Einer der jüngeren Schüler senkte seine Stimme zu einem Flüstern. »Was wäre, wenn es ein Sith ist?«
Falten legten sich um Hrans Augen. »Ja, was dann?«, fragte er ernst. »Er könnte
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