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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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die Julius schon zuvor bemerkt hatte. „Ihr erwartet also, dass wir alles aufgeben und, in blindem Vertrauen auf eure Fähigkeiten, uns den Brochoniern zu einem Kampf stellen, den wir nie gewinnen können? Welche Hilfe bietet ihr uns? Was habt ihr bisher getan, um unser Vertrauen zu verdienen? Wo wart ihr, als Dalane fiel?“, Cordac legte beschwichtigend die Hand auf den Arm seines Sohnes, doch Raffi schüttelte ihn ab und hob herausfordernd das Kinn, „ihr habt nichts getan, um unseren Clan zu retten oder Komar zu verteidigen. So viele sind gestorben und ihr habt nichts getan!“
    Raffi verstummte. Vielleicht erkannte er, dass er in seiner Wut zu weit gegangen war, doch er zeigte kein Zeichen von Furcht. François wusste nicht, wie er ihm antworten sollte. Die Anschuldigungen des Jungen waren ungerechtfertigt, doch aus der Sicht der Menschen erschienen sie nicht haltlos. Um das Verhalten der Gilde zu erklären, hätte es vieler Worte bedurft und manches würden die Anorianer nicht begreifen. Hilflos sah er zu Larenia, die zwischen Philipe und Philipus saß und das Geschehen bisher ruhig verfolgt hatte. Jetzt streckte sie ihre schlanken Beine aus und fixierte Raphael ruhig und gelassen mit ihren dunklen, unergründlichen Augen.
    „Glaubst du das wirklich?“, sie sprach in leichtem Plauderton, als unterhielten sie sich nur über das Wetter. „Ihr Menschen vergesst so leicht. Philipe hat viel gewagt, um den Menschen in Terranien zu helfen“, Raffi sah den großen Kandari neben ihr an. Noch immer erkannte man deutlich die Narbe vom Haaransatz bis zum rechten Augenwinkel. Der Junge senkte schuldbewusst den Blick, aber Larenia sprach bereits weiter: „Pierre wurde gefangen genommen, als er Logis in Komar suchte, und Felicius hätte beinahe sein Leben verloren bei dem Versuch, möglichst viele in Sicherheit zu bringen“, Raffi wollte sprechen, doch Larenia brachte ihn mit einem einzigen Blick zum Schweigen, „nein, du wirst mir jetzt zuhören. Ich verstehe dich durchaus, aber du siehst nur die Hälfte der Wahrheit. Ich werde mich nicht vor dir rechtfertigen, doch du bist nicht der Einzige, der viel gewagt und manches verloren hat.“
    Der junge Terranier schlug die Augen nieder und setzte sich. Er war noch immer zornig, doch gegen die unglaubliche Ausstrahlung einer Larenia konnte er sich nicht behaupten. Ciaran dagegen ließ sich nicht so leicht einschüchtern.
    „Ich werde mein Fürstentum nicht aufgeben“, herausfordernd starrte er Larenia an, die ihn aufmerksam musterte, „denn ich gebe euch recht, allein durch Waffengewalt können wir nicht gewinnen. Darum sehe ich keinen Sinn darin, unsere Kräfte zu vereinen und meinem Clan seine Heimat zu nehmen. Allein ist unser Kampf auch nicht aussichtsloser“, jetzt erhob sich Ciaran von seinem Platz und wandte sich an die gesamte Versammlung, „was ist mit den Kandari? Dies ist ihr Krieg. Warum helfen sie uns nicht? Und was ist mit euren Kräften? Ihr habt uns schon einmal gerettet. Warum versucht ihr es nicht noch einmal auf diese Weise?“
    Julius, der in der vordersten Reihe saß, drehte sich bei den Worten des Firaniers unwillkürlich um und erkannte die Zustimmung in den Gesichtern der anderen. Er wandte sich wieder François zu, der bereits Luft holte für eine Antwort. Doch dann bemerkte er Larenias beinahe unmerkliches Kopfschütteln und so schwieg er.
    „Eins habt ihr immer noch nicht verstanden“, dieses Mal richteten sich alle Blicke auf das schmale Gesicht der Gildeherrin, und obwohl sie sehr leise sprach, hallten ihre Worte im ganzen Raum wider. „Dies ist kein Krieg der Kandari gegen die Menschen oder der Brochonier gegen die Anorianer. Es geht um mehr als Leben und Tod. Wenn wir kämpfen, dann nicht gegen das Volk von Laprak, sondern gegen Grausamkeit, Hass und Unterdrückung, für Freiheit und Toleranz. Für das Recht zu leben, wirklich zu leben und nicht nur zu existieren. Wir riskieren viel und können alles verlieren, doch wenn wir es nicht tun, wird es keine Zukunft mehr geben.“
    Sie hätte die Anwesenden leicht mit ihren magischen Fähigkeiten beeinflussen können, doch sie tat es nicht. Vielleicht war es gerade das, das kaum merkliche Zittern ihrer Stimme, die Intensität in ihrem sonst so kühlen Blick, was den Abgrund unauslöschlicher Fremdheit, die ihre Unnahbarkeit, ihre unglaubliche Aura der Macht und ihre sonderbaren Augen, die so ganz und gar nicht menschlich waren, zwischen ihnen aufgebaut hatten, zumindest für kurze Zeit zu

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