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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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Gedanken schnell wieder Rakus zu. Er machte mir Angst. Zu seiner bedrohlichen Erscheinung kam noch, dass seine Stimme klang wie das Knurren eines Hundes kurz vor dem Angriff. Er war der Heerführer und Stellvertreter seines Bruders und ich begann, Ciaran dafür zu bewundern, dass es ihm gelang, den Frieden in seinem Fürstentum aufrechtzuerhalten.
    Sie alle waren mir bekannt, aber die Waldläufer blieben mir ein Rätsel. Sie sprachen selten mit Außenstehenden und so erfuhr ich wenig mehr als ihre Namen. Keiran, dem Anführer der Waldläufer Terraniens, war ich bereits begegnet. Der stämmige, wettergegerbte Mann hatte sich seit unserem letzten Treffen kaum verändert. Nur trug er jetzt ein Kettenhemd unter seinem Mantel und er war mit einem Langbogen und zwei unterarmlangen Dolchen bewaffnet. Den anderen Anführern war ich nie zuvor begegnet. Da war Loran aus Ariana, den ich auf den ersten Blick für einen Elfen hielt. Er war groß und feingliedrig, mit weißblondem Haar und überraschend dunklen blauen Augen. Er sprach kein Wort mit mir oder einem anderen Menschen im Schloss, doch er führte ein langes Gespräch mit Larenia und François.
    Die beiden anderen Waldläufer waren ebenfalls interessant. Der Anführer der Aquarianer-Waldläufer nannte sich Aaron und sah aus wie ein jüngeres Abbild meines Vaters. Das Auffälligste an ihm war sein riesiges Breitschwert. Das Oberhaupt der firanischen Waldläufer war eine Frau mittleren Alters mit feuerrotem Haar und grauen Augen, die einen sehr streitbaren Eindruck machte. Sie hieß Takira Lorana. Sie alle wirkten unglaublich diszipliniert
    Mehr konnte ich trotz aller Bemühungen nicht herausfinden. Nervös wartete ich auf den nächsten Tag und den Kriegsrat.
     
    „Ihr alle wisst, warum wir uns heute hier versammelt haben“, ohne jede Floskel oder auch nur ein Wort der Begrüßung eröffnete Julien seinen Kriegsrat. Er stand hinter dem Tisch mit der alten Landkarte im Taktikraum im Keller des Schlosses und stützte sich schwer auf das dunkle Holz.
    „In wenigen Tagen ist Wintersonnenwende, danach bleiben uns zwei, höchstens drei Monate bis zum Frühling“, er bemerkte die erstaunten Blicke der Fürsten und wusste, sie wunderten sich über seine kurz angebundene Art, aber er war einfach nicht zu den üblichen Höflichkeiten fähig, „uns bleibt nicht mehr viel Zeit …“
    Er ließ seinen Satz unvollendet. Alle Anwesenden wussten es, die meisten von ihnen hatten mehr vom Krieg gesehen als ihr König. Julien begegnete dem Blick seines Sohnes. Er erkannte, dass Julius es kaum ertragen konnte, seinen Vater als alten, gebrochenen Mann zu sehen. Doch er konnte es nicht ändern. Seufzend ließ er den Kopf hängen.
    Für einen Augenblick legte sich tiefe, vollkommene Stille über den Taktikraum, die versammelten Fürsten, die Waldläufer und die Kandari. Dann stand Eugen auf und räusperte sich. Selbst jetzt wirkte sein Verhalten aufgesetzt und geziert als müsse er jeden ständig auf die Wichtigkeit seiner Stellung hinweisen.
    „Wir alle kennen unsere Lage gut genug. Aber ich dachte, es gäbe längst einen Plan. Warum sonst hat euer –, er kam ins Stottern und warf François einen kurzen, vorsichtigen Blick zu, „euer Berater die letzten Monate in meiner Stadt verbracht?“
    Bevor Julien reagieren konnte, trat François neben ihn und sah den Aquarianer-Fürsten kühl an: „Im Augenblick kämpfen wir an drei Fronten“, begann er genauso abrupt wie Julien vor ihm, „es ist unmöglich, gleichzeitig Firanien zu verteidigen und unsere Stellung an der Küste und an der Grenze zu Ariana zu halten.“
    „Und was schlagt ihr vor?“, Ciarans Stimme klang skeptisch und misstrauisch.
    „Durch Stärke oder bloße Waffengewalt können wir nicht gewinnen. Ebenso wenig können wir es uns leisten, unsere Streitmacht länger aufzuteilen. Sobald der Frühling beginnt und die Wege wieder frei sind, müsst ihr euch zurückziehen“, der Sprecher der Gilde übersah die geschockten Blicke und kümmerte sich nicht um das sofort einsetzende Gemurmel, „um den Brochoniern eine Falle zu stellen. In Askana werden wir unsere Armee vereinen. Die Stadt ist gut befestigt und wir können uns dort lange verteidigen. Dort kann es uns gelingen, unsere Feinde zu besiegen.“
    „Das ist euer grandioser Plan?“, zur Überraschung aller war Raffi aufgesprungen und starrte François zornig an. Und in seinen Augen glommen die gleiche Bitterkeit und die so erwachsen wirkende grimmige Entschlossenheit,

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