Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)
überbrücken vermochte.
„Die Brochonier haben es bereits begriffen und sie werden uns helfen, so gut sie können. Was unsere Fähigkeiten betrifft“, sie lächelte zynisch und der Moment verging, „ihr solltet euch wünschen, dass es niemals notwendig ist, sie einzusetzen. Es ist eine letzte Möglichkeit, ein Weg, den uns nur die Verzweiflung aufzwingt und der nicht weniger gefährlich ist.“
„Was ist mit den Kandari?“, in Cordacs Stimme mischten sich Hoffnung und ehrfurchtsvolle Scheu. „Du bist die Tochter ihres Königs. Du kannst uns nicht erzählen, du hättest keinen Einfluss in Hamada.“
Larenias Lächeln wurde bitter: „Den Einfluss, der mir noch geblieben ist, werde ich nutzen. Doch macht euch keine falschen Hoffnungen.“
Ein langes Schweigen folgte ihren Worten. Julius wandte den Blick von Larenia ab und sah in das müde Gesicht seines Vaters, in Elaines ängstliche Augen und in die undurchschaubaren Mienen der Waldläufer. Dann begegnete er Rakus’ wütendem Blick und er wandte sich ab, doch aus dem Augenwinkel sah er, wie der Firanier die Hand auf den Griff seines Schwertes legte. Nervös und darum bemüht, das Thema zu wechseln, sprang Julius auf.
„Selbst wenn wir uns nach eurem Rat richten, welchen Vorteil bringt es uns, die brochonische Streitmacht vor den Toren Askanas zu versammeln?“
Es war François, der mit kühler, sachlicher Stimme antwortete: „Nur so können wir siegen. Wir müssen ihre Heerführer, ihre Druiden vernichten. Und wir müssen es bald tun. Sonst werden die Menschen von Anoria verhungern, wenn sie nicht vorher durch das Schwert sterben“, er drehte sich zu Julien um und sah ihn mit dem für die Gilde so typischen, distanzierten, leidenschaftslosen Gesichtsausdruck an, „denkt darüber nach, doch euch bliebt nicht mehr viel Zeit, um eine Entscheidung zu treffen.“
Er wandte den Menschen demonstrativ den Rücken zu. Der König richtete sich auf und blickte zu den Fürsten, die sich flüsternd unterhielten. Er verstand kein Wort ihrer Diskussion, doch er sah, wie Ciaran Rakus mit einem zornigen Blick und einer befehlenden Handbewegung zum Schweigen brachte, bevor er Julius zunickte. Der junge Prinz lächelte seinem Vater kurz zu, dann räusperte er sich leise. François drehte sich um und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Wenn wir eurem Plan zustimmen, was geschieht dann als Nächstes?“
Da lächelte der Sprecher der Gilde: „Kommt“, er breitete eine der zusammengerollten Landkarten auf dem Tisch aus und bedeutete den Menschen, näher zu kommen, „ich werde es euch zeigen.“
Neugierig geworden drängten sich die Menschen, Fürsten und Waldläufer, um den Tisch. Keiner von ihnen bemerkte, dass Larenia aufstand und den Raum verließ.
„Larenia!“, mit ein paar schnellen Schritten gelang es Philipus, sie am Fuß der Treppe zum Erdgeschoss des Palastes einzuholen.
„Willst du dir nicht anhören, was François zu sagen hat?“
Seufzend blieb sie auf der untersten Treppenstufe stehen und drehte sich zu ihm um. Der Gesichtsausdruck, mit dem sie ihn ansah, lag jenseits jeden Gefühls, jede Spur von Menschlichkeit schien ausgelöscht und nur in ihren Augen schimmerte, losgelöst von allem anderen, Resignation.
„Ich habe seinen Plan so oft gehört, dass ich ihn nicht einmal dann vergessen könnte, wenn ich es wollte.“ Ebenso wenig wie die Rolle, die ich darin zu spielen habe. Philipus nahm diese Gedanken ebenso deutlich wahr wie die Worte, die sie laut aussprach.
„Wir haben alles getan, um dies zu vermeiden“, stellte er vorsichtig fest, „aber du selbst hast gesagt, dass es keinen besseren Weg gibt.“
„Du hast mir nicht richtig zugehört. Es ist nicht der beste, sondern der einzige Weg, die Brochonier zu besiegen. Uns bleiben keine Alternativen mehr“, sie sah mit einem sonderbar verloren wirkenden Lächeln an ihm vorbei und fügte schließlich leise und tonlos hinzu, „ich hätte nur nicht gedacht, dass es so endet.“
Entsetzt starrte Philipus sie an, aber Larenia reagierte nur mit einem leichten Schulterzucken auf seine Bestürzung: „Glaubtest du, ich würde mich noch immer an Illusionen klammern? Ungeheure Kräfte sind notwendig, um die brochonischen Druiden zu vernichten, doch sind sie einmal entfesselt, kann ich sie nicht mehr kontrollieren. Vielleicht gelingt es mir, diese Energie zu lenken, aber ich kann sie nicht einfach an- und abschalten. Es sei denn, ich richte sie gegen mich selbst.“ Und genau das werde
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