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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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Bedeutung dieses Phänomens.
    „Larenia“, flüsterte er entsetzt und ließ seinen plötzlich kraftlos gewordenen Arm sinken. Nur sie konnte diesen Sturm heraufbeschworen haben, es war ein Nebeneffekt ihrer anderen Fähigkeiten. Und plötzlich zerriss der Schleier, der seine Gedanken so lange eingehüllt hatte. In diesem Moment erfasste er ihren Plan in seiner ganzen Tragweite und er erkannte, dass sie ihr Leben opfern wollte, um die brochonischen Druiden zu vernichten und den Anorianern auf diese Weise zu einem Sieg zu verhelfen. Auf einmal ergab alles einen Sinn: ihr sonderbares Verhalten, die Art und Weise, auf die sie Malicius getötet hatte, und ihre Worte, die ihn so verletzt hatten. Sie hatte es gewusst, schon seit Monaten, ebenso wie sie gewusst hatte, dass er es nicht zulassen konnte. Und er würde sie auch jetzt aufhalten.
    Er drehte sich um und suchte nach François, ohne einen weiteren Gedanken an die Brochonier, die noch immer durch das Tor kamen, oder an den erbitterten Kampf, der um ihn herum tobte, zu verschwenden. Aber gerade, als er den Sprecher der Gilde nur ein kleines Stück entfernt entdeckte, traf ihn etwas mit großer Wucht und riss ihn von den Füßen. Zuerst verstand Arthenius nicht, was geschehen war. Er fühlte nichts, keinen Schmerz, keine Furcht, nur eine sonderbare Betäubung, die seinen Körper und seine Gedanken erfasst zu haben schien. Dann wandte er den Blick und sah in das Gesicht eines Brochoniers, der mit erhobener Waffe auf ihn zukam. Mit merkwürdiger Klarheit erkannte er, dass dies sein sicherer Tod sein würde. Ihm blieb keine Zeit mehr, um auszuweichen oder sein Schwert zu heben. So blickte er nur fassungslos seinem eigenen Ende entgegen.
    Doch der vernichtende Schlag, auf den er gewartet hatte, kam nicht. Plötzlich stolperte der Brochonier. Er ließ sein Schwert fallen und blickte verständnislos auf den Griff eines Dolches, der aus seiner Brust ragte. Schließlich brach er zusammen und blieb regungslos liegen.
    Im nächsten Moment stand François neben Arthenius und zog ihn grob auf die Füße.
    „Hast du den Verstand verloren?“
    „Weißt du denn nicht, was das bedeutet?“, er deutete auf die schwarzen Sturmwolken, die sich über ihnen zusammenballten, dann keuchte er erschrocken, als der Schmerz in der linken Seite seines Brustkorbes, wo ihn das Schwert des Brochoniers getroffen hatte, sein Bewusstsein erreichte.
    „Ich weiß es“, François musste schreien, um das Heulen des Windes und den Lärm der Schlacht zu übertönen, „aber das ist kein Grund, sich umbringen zu lassen.“
    „Ich kann das nicht zulassen“, verzweifelt sah Arthenius sich um, bevor er François beinahe flehend anblickte, „ich muss zu ihr.“
    François zögerte fast unmerklich. Er musterte ihre Umgebung und stellte fest, dass es den Anorianern gelungen war, die Kampfhandlungen auf den Platz zwischen Stadtmauer und den ersten Häuserreihen zu begrenzen, obwohl noch immer mehr Brochonier durch das Tor drängten. Schließlich zuckte er mit den Schultern: „Dann lass uns gehen.“
    Gemeinsam kämpften sie sich durch das Schlachtgetümmel. Arthenius hieb auf jeden ein, der sich ihm in den Weg stellte, ohne zwischen Freund und Feind zu unterscheiden, und François folgte ihm, wenn auch in einem etwas größeren Abstand. Nachdem sie die ersten Häuser erreicht hatten, musste der Sprecher der Gilde rennen, um mit Arthenius Schritt halten zu können. Niemand folgte ihnen, als sie bergauf durch die leeren Straßen hetzten. Kurz bevor sie die Burg erreichten, konnte Arthenius dieses Tempo nicht mehr beibehalten. Schwer atmend stolperte er weiter, die rechte Hand gegen seine Rippen gepresst und zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor. Aber er ignorierte François’ entsetzten Blick und jedes Hilfsangebot. Stattdessen nahm er noch einmal all seine Kraft zusammen und taumelte weiter durch das Tor und das Hauptgebäude, bis er schließlich den Innenhof erreichte.
    Hier saß Philipus noch immer auf derselben Bank und blickte starr und nachdenklich zu Boden. Er sah nicht auf, als François und Arthenius den Hof betraten. Erst François’ aufgeregte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
    „Philipus! Halte ihn auf!“
    Verwirrt hob er den Kopf und blickte von François zu Arthenius, der den Aufgang zum Aussichtsturm beinahe erreicht hatte. Gleichzeitig sah er die Sturmwolken am Himmel, er fühlte die beinahe greifbare Spannung in der Luft und dann verstand er. Blitzschnell sprang er auf und gelangte

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