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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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ihn!“
    Die letzten Worte hatte er geschrien, aber Norvan schüttelte nur unbeeindruckt den Kopf: „Deine Leibwächter werden nicht kommen. Und deine Druiden sind besiegt. Es ist vorbei, Baruk, ob du es glaubst oder nicht.“
    „Das war also dein Plan“, für einen kurzen Moment lag beinahe so etwas wie Anerkennung in seinem Blick, bevor sein Gesichtsausdruck wieder hart und grausam wurde, „nun musst du nur noch mich töten, um die Macht an dich reißen zu können. Worauf wartest du?“, er lachte eisig und brutal. „Habe ich dir noch nicht genug Grund gegeben, mich zu hassen? Ich habe deinen Vater zum Tod verurteilt, als ich ihn in Andra’graco einsperren ließ, und er hat um seinen Tod gebettelt. Töte mich und du wirst zu der gleichen Art von Monster, das du in mir stets gesehen hast.“
    Bedauernd schüttelte Norvan den Kopf: „Du solltest mich wirklich besser kennen. Ich will keine Rache. Ich bin sogar bereit, dich am Leben zu lassen. Es hat schon genug Tote gegeben.“
    „Du bist ein Narr, ein hoffnungsloser, gutgläubiger Narr“, verächtlich sah Baruk seinen Neffen an, „was willst du, wenn es weder Macht noch Rache ist?“
    „Beende diesen Krieg. Gib den Befehl zum Rückzug und ich schwöre, dir wird nichts geschehen.“
    „Und welchen Wert hat der Eid eines Verräters?“
    Norvan zuckte nur mit den Schultern: „Im Augenblick ist mein Wort wertvoller als dein Leben. Nun, wie entscheidest du dich?“
    „Du würdest mich tatsächlich gehen lassen?“, die Verachtung in Baruks Augen wuchs, während er Norvan berechnend musterte.
    „Das kann ich nicht. Aber ich verspreche, dass ich dein Leben verschonen werde.“
    In diesem Moment hörte Norvan Schritte hinter sich und dann standen Pierre und Silvano neben ihm. Und Baruk erkannte, dass er keine andere Wahl mehr hatte, dass sein Leben hier enden würde, wenn er sich weigerte. Hasserfüllt starrte er Norvan an, aber er hatte keine Macht mehr und er wusste es. Nach einem weiteren Augenblick, der sich unendlich in die Länge zog, drehte er sich zu seinem Herold um, der wie erstarrt dastand und die Szene aus schreckgeweiteten Augen beobachtete.
    „Tu es. Gib das Signal zum Rückzug.“
     
    Auf dem Schlachtfeld weit unterhalb der Burg ließ Julius sein Schwert sinken und blickte zum Himmel empor. Große Regentropfen fielen ihm ins Gesicht und durchweichten seine Kleider. Wasser rann aus seinem Haar, aber er achtete nicht darauf, ebenso wenig wie auf das Kampfgeschehen, das um ihn herum langsam zum Erliegen kam. Er fühlte sich sonderbar, erleichtert und zugleich tieftraurig, ohne erklären zu können, warum.
    Dann erklang ein einzelnes Horn und riss Julius’ Gedanken zurück in die Wirklichkeit. Der junge König hob sein Schwert und biss die Zähne zusammen. Er befürchtete, dass noch mehr Brochonier durch das zerstörte Tor strömen würden, und er wusste, dass sein Heer einem neuen Angriff nicht standhalten konnte. Doch dann sah er, dass sich die schwarz gekleideten Soldaten zurückzogen. Verständnislos beobachtete er, wie sie immer weiter zurückwichen, bis auf dem Platz hinter der Stadtmauer kein einziger brochonischer Krieger mehr zu sehen war. Mit wachsender Verwirrung blickte er um sich. Da entdeckte er eine schlanke, schwarz gekleidete Gestalt, die auf der Stadtmauer stand, beinahe an der gleichen Stelle wie er an diesem Morgen. Noch während er zu dem Fremden emporsah, hob dieser die weiße Fahne, die er in den Händen hielt, und schwenkte sie für alle gut sichtbar. Julius verstand es nicht. Sie hatten jeden Vorteil auf ihrer Seite gehabt, sie hätten die Stadt und damit ganz Anoria in kurzer Zeit erobern können. Und dennoch konnten an der Bedeutung dieser Geste keine Zweifel bestehen: Die Brochonier hatten kapituliert.
     
    Es war der Regen, der Arthenius weckte. Das und der Schmerz in seinen Rippen. Verwirrt versuchte er, sich aufzusetzen, doch irgendjemand hielt ihn fest und drückte ihn beinahe grob zu Boden.
    „Bleib liegen, du Narr!“, verwundert erkannte er die Stimme seines Bruders, die allerdings ungewohnt hart klang: „Was hast du dir bloß dabei gedacht?“
    Erst jetzt öffnete Arthenius die Augen und blickte zu Felicius auf, der neben ihm kniete. Hinter ihm stand Philipe und ein Stück entfernt Philipus, der mit leerem, müden Blick in die entgegengesetzte Richtung starrte. Und schlagartig kehrte seine Erinnerung zurück.
    „Larenia!“, erneut versuchte er, aufzustehen, doch Felicius hielt ihn erbarmungslos

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