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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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fest.
    „Hörst du mir überhaupt zu? Du sollst liegen bleiben!“
    „Aber –“
    Sein Bruder unterbrach ihn sofort: „Du hast dir mindestens fünf Rippen gebrochen und eine Menge Blut verloren. Gib mir wenigstens genug Zeit, um diese Verletzung zu heilen.“
    Einen Moment lang hielt Arthenius tatsächlich still, dann, als der Schmerz allmählich zu versiegen begann, sprang er auf und schob Felicius zur Seite. Mit wenigen schnellen Schritten gelangte er neben Philipus. Beinahe ängstlich folgte er dem Blick des anderen und dennoch traf ihn der Anblick von Larenias leblosem Körper wie ein Schlag.
    Hilflos sah er Philipus an: „Was ist mit ihr?“, flüsterte er mit zitternder Stimme. „Lebt sie noch?“
    Langsam schüttelte der Kandari den Kopf und wich Arthenius’ Blick aus: „Ich weiß es nicht.“
    „Was soll das heißen, du weißt es nicht?“, er hastete an Philipus vorbei und kniete neben Larenia nieder. Behutsam schob er seinen Arm unter ihren Kopf und drückte sie an sich. Ihre Haut fühlte sich noch immer warm an, unglaublich lebendig. Plötzlich erstarrte er mitten in der Bewegung. Einen Augenblick lang lauschte er angestrengt, dann drehte er sich zu den anderen um, die wie erstarrt dastanden.
    „Sie atmet noch“, seine Stimme bebte und in seinen Augen widerspiegelte sich die Hoffnung, die er vergeblich zu unterdrücken versuchte, „Felicius, ich kann ihr Herz schlagen hören.“
    Langsam und mit schleppenden Schritten kam der Heiler näher: „Das ist nur ein Reflex“, antworte er leise und tonlos nach einem Moment betretenen Schweigens, „ein Reflex, der bald erlöschen wird.“
    „Aber ich kann es hören“, mit fieberhaft glänzenden Augen sah Arthenius seinen Bruder an, „sieh doch! Sie lebt noch.“
    „Arthenius …“, Felicius wandte den Blick ab. Er konnte es nicht aussprechen.
    „Du kannst sie heilen. Bitte, du musst dich beeilen, Felicius“, flehend sah Arthenius ihn an und in seine Stimme mischte sich Verzweiflung.
    „Das kann ich nicht“, sagte Felicius. Er kniete neben Arthenius nieder und sprach unendlich sanft weiter: „Du musst endlich loslassen, Arthenius. Sie ist tot und keine Macht auf dieser Welt kann die Toten wieder zum Leben erwecken.“
    Lange Zeit blickte Arthenius auf Larenia herab. Zärtlich strichen seine Finger über ihre Wange und durch ihr nasses Haar.
    „Ich verstehe das nicht“, murmelte er schließlich.
    Felicius seufzte leise: „Sieh dir ihre Hände an.“
    Verständnislos griff Arthenius nach ihrem rechten Handgelenk und drehte ihren Arm, sodass er auf ihre Handfläche blicken konnte. Dann schnappte er erschrocken nach Luft. Ihre Haut war verbrannt, an manchen Stellen sogar verkohlt, ebenso wie der Ärmel ihres Mantels, der schwarz und blutgetränkt war. Ihre linke Hand sah genauso aus.
    „Das Gleiche ist mit ihrem Gehirn passiert, mit jedem einzelnen Nerv in ihrem Körper“, erklärte Felicius mit erzwungener Sachlichkeit, „selbst wenn ich es wollte, so etwas kann ich nicht heilen.“
    Beinahe schien es, als würde Arthenius seine Worte akzeptieren, doch dann schüttelte er heftig den Kopf: „Du musst es wenigstens versuchen!“
    „Hör mir doch zu. Ich kann es nicht“, müde blicke Felicius in Larenias blasses Gesicht, „glaubst du, ich will, dass sie stirbt?“
    „Dann tu etwas! Das bist du ihr schuldig.“
    Felicius zuckte sichtbar zusammen, aber Arthenius achtete nicht darauf. Hilfe suchend blickte er zu den anderen. Philipus starrte noch immer leer und sonderbar verloren an ihnen vorbei und François stand nach wie vor auf der letzten Treppenstufe, doch Philipe kam mit einem merkwürdig zufrieden wirkenden Lächeln näher.
    „Es ist möglich, Felicius.“
    „Möglich?“, Felicius drehte sich zu dem Seher um. „Selbst wenn ich versuche, sie zu heilen – wie viele andere, deren Leben ich mit Sicherheit retten könnte, würden sterben? Und auch dann bin ich mir nicht sicher, ob ich es könnte. Wahrscheinlich würde ich nur noch größeren Schaden anrichten.“
    In diesem Moment erklang leise und unerwartet Philipus’ Stimme hinter ihnen: „Auch ich habe etwas von der Gabe der Heiler geerbt. Ich bin nicht so gut darin wie du, Felicius, doch den meisten Menschen kann ich sicher helfen. Wenn Philipe auch nur die geringste Möglichkeit sieht, musst du es versuchen.“
    Langsam schüttelte Felicius den Kopf: „Das ist Wahnsinn. Ich werde alles nur noch schlimmer machen.“
    „Bitte, Felicius“, voller Hoffnung sah Arthenius

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