Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)
als sie das Bewusstsein verlor.
Sanft ließ er sie zu Boden gleiten und kniete ebenfalls nieder.
„Larenia?“, er beugte sich über sie und streichelte ihre kühle Wange. Nach einem kurzen Moment öffnete sie langsam die Augen. Sie stemmte sich in eine halb sitzende Position hoch und sah ihn auf eine sonderbar verträumte und selbstvergessene Weise an.
„Geht es dir gut?“
Ein sanftes Lächeln huschte über ihr Gesicht: „Ja“, sie bemerkte seinen zweifelnden Blick, „es geht mir gut, Arthenius. Mir ist nur etwas schwindelig.“
Sie lehnte den Kopf gegen seine Schulter und er strich ihr das lange Haar aus dem Gesicht: „Kannst du aufstehen?“
„Ja“, sie rutschte näher an ihn heran, „lass mir nur einen Augenblick Zeit.“
Behutsam legte Arthenius den Arm um ihre schmalen Schultern und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. So saßen sie lange Zeit da, ohne sich zu bewegen, während er Larenias Herzschlag lauschte, langsam, gleichmäßig und unendlich beruhigend. Doch schließlich hob sie den Kopf und rückte ein Stück von ihm ab.
„Es tut mir leid“, flüsterte sie. Dabei wich sie seinem Blick aus und Arthenius musste nicht fragen, was sie meinte.
„Larenia …“
„Ich erinnere mich an das, was geschehen ist, was ich dir angetan habe“, langsam, als koste es sie große Überwindung, sah sie zu ihm auf und in ihren dunkelblauen Augen, in denen sich weder seine Gestalt noch das Sonnenlicht reflektierten und die dennoch von Licht erfüllt waren, widerspiegelten sich Schmerz, Trauer und zugleich die vorsichtige Hoffnung, dass er sie verstehen würde, „es tut mir leid, was ich zu dir gesagt habe am Abend vor der Schlacht. Ich wusste, es würde dich verletzten. Aber ich habe keinen anderen Weg gesehen und ich wollte, dass du lebst. Ich hätte mehr als das getan, um dein Leben zu retten.“
Ernst erwiderte er ihren Blick, doch dann lächelte er: „Es gibt nichts zu verzeihen. Du hast getan, was notwendig war, wie könnte ich dir das vorwerfen. Und nun hör auf, dich mit dem Gedanken an das, was geschehen ist, zu quälen. Wir können es nicht mehr ändern und warum sollten wir auch?“, er lachte leise über ihr verwirrtes Gesicht und zog sie wieder an sich. „Die Brochonier sind besiegt und der Krieg ist vorüber. Mehr noch: Zum ersten Mal in der Geschichte unseres Volkes wird es wirklich Frieden geben, einen Frieden, wie ihn Metargia nie zuvor gesehen hat.“
Larenia lächelte, aber sie antwortete nicht. Stattdessen lehnte sie den Kopf wieder gegen seine Schulter und Arthenius streichelte zärtlich über ihr weiches Haar. Sie zitterte kaum merklich in seinen Armen und so drückte er sie fester an sich.
„Frierst du?“
„Nein“, sie streckte den rechten Arm aus und ihre kühlen Fingerspitzen berührten seine Wange, „nicht, solange du bei mir bist.“
Warm und voller Liebe blickte Arthenius auf sie herab. Er hatte beinahe vergessen, wie betörend ihre Nähe sein konnte. Doch dann verblasste sein Lächeln, als er an Merlas Worte dachte und daran, dass die meisten Kandari in ihr nie mehr sehen würden als ein Symbol.
„Woran denkst du? Du siehst so traurig aus.“
Arthenius zögerte lange, bevor er antwortete. Es war zu früh, er wollte sie jetzt noch nicht damit belasten. Und gleichzeitig wusste er, dass er sie nicht ewig vor dieser Entscheidung bewahren konnte. Früher oder später würde sie es erfahren und dieser Moment war so gut wie jeder andere.
„Du weißt, dass Laurent abdanken will?“, begann er vorsichtig.
Sie nickte: „Felicius hat es mir erzählt.“
„Er will, dass du zurückkommst und seinen Platz einnimmst“, seine Stimme klang bei diesen Worten ungewohnt hart und verriet nur zu deutlich seine Ablehnung. Mit einer mühsam beherrschten Bewegung griff er in seine Manteltasche und zog die Krone des Thronerben hervor: „Merla gab mir dies.“
Lange Zeit blickte Larenia auf den Stirnreif in seiner Hand herab und noch einmal glaubten sie beide, das Klirren von Metall auf Stein zu hören, so wie damals vor beinahe dreihundert Jahren, als sie Laurent dieses Symbol vor die Füße geschleudert hatte.
„Was wirst du jetzt tun?“
Zögernd, beinahe widerwillig griff sie nach dem Stirnreif, und als sie endlich zu Arthenius aufsah, wirkte ihr Blick verschlossen und distanziert: „Meine Pflicht liegt bei meinem Volk.“
Seufzend wandte er den Blick ab. Er hatte gewusst, dass sie so reagieren würde, aber dieses Mal würde er es nicht dabei belassen: „Ist
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