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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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mit dem sie gerade gesprochen hatte, sah ihn strafend an.
    „Du vergisst, mit wem du sprichst“, sagte sie mit leiser, gefährlicher Stimme. Pierre starrte sie noch einen Moment lang zornig an. Dann beruhigte er sich. Aber er kam nicht dazu, seine Frage zu wiederholen.
    „Was ist in Dalane geschehen?“, Felicius sprach freundlich und unverfänglich, dennoch warf ihm Pierre einen kurzen, mürrischen Blick zu, bevor er antwortete: „Ich kam zu spät. Die Stadt brannte bereits und es wäre sinnlos gewesen, etwas dagegen unternehmen zu wollen. Allerdings waren die Waldläufer schon da und die meisten Bewohner Dalanes geflohen. Dalane war die einzige große Stadt in Terranien. Sonst gibt es da nur kleine Siedlungen, Dörfer und frei stehende Gehöfte, alle unbefestigt. Wenn Philipe keinen Erfolg hat, ist das Fürstentum verloren“, mit diesen Worten wandte er sich wieder Larenia zu, „also, warum hast du das zugelassen?“
    Sie seufzte leise, antwortete aber: „Du hast da etwas missverstanden. Terranien ist nicht zu retten, egal was Philipe tut. Wir versuchen nur, so viele wie möglich in Sicherheit zu bringen.“
    „Aber warum Philipe? Er ist kein Heerführer und er besitzt nicht deine Kräfte.“
    „Doch es war sein Wunsch, zu gehen. Unterschätze ihn nicht“, ihre Stimme klang überraschend sanft. Sie sah zu Pierre auf und jeder andere hätte sich in ihren dunkelblauen Augen verloren und geschwiegen.
    „Ich kann ihn noch einholen, wenn ich sofort losreite.“
    Felicius, der immer noch schweigend zuhörte, runzelte missbilligend die Stirn und auch Larenia schüttelte den Kopf.
    „Das wirst du nicht tun. Philipe weiß, was er tut“, ihre Worte klangen freundlich und doch schwang ein sehr bestimmter Unterton mit, dem man nicht widersprach.
    Pierre zeigte sich unbeeindruckt: „Warum bist du nicht selbst gegangen? Mit deiner Magie könntest du Terranien retten.“
    Larenia wechselte einen kurzen Blick mit Felicius. Ihr Gesichtsausdruck wirkte jetzt wachsam. Pierre blickte fragend zwischen ihnen hin und her. Nach langem Zögern antwortete sie, doch man sah ihr an, dass sie es nicht gern tat: „Ich will versuchen, es dir zu erklären“, sie unterbrach sich und sah sich suchend um. Dann deutete sie auf eine erloschene Fackel an einer der Säulen, „pass auf!“
    Sie bewegte ihre Hand und eine kleine Flamme erschien. Sie flackerte kurz und brannte dann hell und gleichmäßig. Pierre zuckte verständnislos mit den Schultern.
    „Na und?“
    Larenia wedelte ein zweites Mal mit der Hand, doch anstatt zu erlöschen, wurde aus der friedlich brennenden Flamme ein loderndes Feuer. Erschrocken sprang Pierre zurück. Dann erlosch das Feuer ebenso abrupt, wie es erschienen war. Von der Fackel war nur ein Häufchen Asche übrig. Fassungslos starrte Pierre Larenia an.
    „Was war das?“
    „Genau das würde mit Metargia geschehen, wenn ich versuchen würde, den Krieg mit meinen Kräften zu beenden“, traurig sah sie Pierre an, dann drehte sie sich um und ging.
     

Julius erzählt:
     
     
    Die Nachricht vom Fall Dalanes hatte mich hart getroffen. Nicht, weil sie unerwartet gekommen wäre. Schließlich hatten wir damit gerechnet, dass wir unterliegen würden. Die Hauptstadt Terraniens war eine Handelsstadt, keine Festung. Aber diese Niederlage riss mich aus meinen Träumen. Seitdem wir der überwältigenden Übermacht des brochonischen Heers in Arida standgehalten hatten, lebte ich in dem Gefühl, unbesiegbar zu sein. Natürlich, es waren viele gestorben und wir hatten nur gesiegt, weil die Gilde eingegriffen und ihre Magie eingesetzt hatte. Und dennoch. Wir hatten Unmögliches vollbracht und eine Weile lebte ich berauscht von unserem Sieg und im Glanz des Ruhmes und der Anerkennung, die uns, die wir in der Stadt der Könige gekämpft hatten, zuteilwurde. Nun wachte ich auf und stellte fest, dass alles, was wir seitdem getan hatten, uns nicht weiterhelfen würde.
    Dann war da Rowena. Ich bewunderte diese junge Frau, die ihr Leben riskierte, nicht nur, um ihr Volk aus der Tyrannei zu befreien, sondern auch, um uns, die wir ihre Feinde sein müssten, zu warnen. Obwohl sie zweifellos große Angst gehabt hatte, hatte sie mehr Mut bewiesen, als ich in einer solchen Situation aufbringen könnte. Gleichzeitig wurde mir bewusst, wie behütet mein Leben bisher gewesen war. Wann immer Gefahr drohte, stets war jemand da, um auf mich aufzupassen. Früher waren es meine Leibwachen und Lehrer gewesen und heute wachten die Gilde und

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