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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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einen Fürsten dem anderen vorzogen.
     
    Auf dem Grundstück traf Julius auf ein paar Männer, die gelangweilt in der Sonne standen. Ihre weiß-silbernen Uniformen wiesen sie als Wachen der Garde aus. Um sie herum lagen einige Gepäckstücke verteilt. Elaines Pferd war fertig gesattelt und stand bereit, doch von Logis’ Tochter war nichts zu sehen. Vorsichtig stieg Julius über die Taschen. Im Vorbeigehen nickte er den Wachen zu, dann betrat er das kühle Halbdunkel des Hauses.
    So ruhig es draußen auch gewesen war, hier drinnen herrschten Hektik und eifrige Betriebsamkeit. Viele Menschen, die meisten ärmlich gekleidet, wuselten hin und her. Keiner kümmerte sich um Julius, sie schienen ihn nicht einmal zu sehen.
    Eine Weile beobachtete Julius das Treiben. Doch schließlich sprach er eine der vorbeirennenden Frauen an: „Wo ist Elaine?“
    Einen Moment lang sah sie ihn verständnislos an, dann deutete sie ins Innere des Hauses und lief weiter.
    Julius zuckte mit den Schultern, dann schlängelte er sich durch die Menge und versuchte, weiter in das Haus vorzudringen. Endlich entdeckte er Elaine. Sie stand inmitten des Getümmels und rief Anweisungen über die Köpfe hinweg. Mit ein paar schnellen Schritten gelangte Julius neben sie.
    „Was ist denn hier los?“
    Sie schien ihn erst jetzt zu bemerken. Mit einem kurzen Lächeln sah sie zu ihm auf, dann konzentrierte sie sich wieder auf ihre Umgebung.
    „Komar wurde evakuiert. Nur die Männer, die kämpfen können, sind geblieben“, sie drehte sich um und schrie jemandem am anderen Ende des Raumes etwas zu, bevor sie sich wieder an Julius wandte, „natürlich wollten nicht alle gehen. Also wohnen die Frauen und Kinder jetzt hier. Nur haben wir nicht für alle genügend Platz. Und obwohl es mehr als genug Arbeit gibt, ist es nahezu unmöglich, etwas zu organisieren.“
    Elaine sah verzweifelt aus. Sie tat Julius leid. Nur um überhaupt etwas zu sagen, fragte er: „Wo ist Logis?“
    „In der Burg, denke ich. Er organisiert die Verteidigung.“
    „Wir müssen bald aufbrechen, wenn wir zur Sommersonnenwende in Arida sein wollen. Bist du fertig?“
    Unentschlossen sah sie zu Julius, dann zu den arbeitenden Menschen: „Ich weiß nicht, ob ich hier wegkann. Es gibt so viel zu tun …“
    Sie senkte den Blick. Für einen Augenblick stand sie hilflos mit bebender Unterlippe, die Hände in den Stoff ihres Mantels gekrallt, da. Dann zog Julius sie in seine Arme.
    „Sie kommen zurecht“, flüsterte er, „im Norden Arianas werden sie sicherer sein als an jedem anderen Ort in Anoria. Solange wir noch leben, solange eine einzige Stadt noch frei ist, wird ihnen nichts geschehen.“
    Elaine kämpfte noch immer mit den Tränen, aber sie nickte. Während sie noch so dastanden inmitten des Chaos, betrachtete Julius zum ersten Mal die Menschen, die durch die Gänge des Hauses liefen, genauer. Die meisten waren blond und in vielen Gesichtern entdeckte er Ähnlichkeit mit Logis und Elaine. Weitläufige Verwandte der Fürstenfamilie, vermutete er.
    „Aber wenn ich jetzt gehe, werde ich sie dann jemals wiedersehen? Meine Freunde, meine Verwandten und“, sie holte tief Luft, „meinen Vater?“
    Julius seufzte und ließ sie los. Ernst sah er in ihr Gesicht: „Ich weiß es nicht. Aber ich vertraue Logis. Wenn es einen Weg gibt, all das zu überstehen, wird er ihn finden.“
     

Soléa aestéa
     
     
    Dunkelheit lag über Magiara. Nicht die Finsternis der tiefen Nacht, sondern das dunkle, dennoch langsam verblassende Blau des frühen Morgens. Das Meer, das sich im Westen endlos erstreckte, glitzerte im Licht der letzten Sterne, während im Osten bereits die Sonne aufging. Es war keiner dieser kühlen, blassen Sonnenaufgänge, bei denen die Welt ihre Farbe verlor. Allmählich wurde aus Dunkel- Hellblau, dann mischte sich ein zartes Rosa in das frühmorgendliche Licht. Und plötzlich erschien die Sonne über dem Horizont. Sie tauchte das Meer im Osten in ihre feurigen Strahlen und verwandelte das Wasser in flüssiges Gold. Schließlich verlor sich der rote Schimmer und das helle, glänzende Tageslicht ließ die Welt in all ihren Farben erstrahlen.
    Arthenius stand an der Steilküste von Magiara. Seit ihrem ersten Tag in Anoria beobachtete er den Sonnenaufgang. Es war der schönste Teil des Tages. Friedlich und in vollkommener Harmonie lag die Welt vor ihm. Noch schliefen die Menschen, sie ergingen sich in ihren Fantasien und Träumen. Es war der letzte Augenblick, bevor das Land

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