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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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aufzugeben und dann unbeobachtet zu lassen.“
    Sie gingen langsam und wachsam weiter, bis sie auf Höhe der Burg waren. Hier blieb Pierre wieder stehen.
    „Es ist zu still“, bei diesen Worten zog er sein Schwert, „hört mir jetzt gut zu! Sollte dies tatsächlich eine Falle sein, dann werdet ihr so schnell wie möglich verschwinden, wenn ich es euch sage. Habt ihr das verstanden?“
    Elaine nickte, eingeschüchtert durch seinen barschen Ton. Aber Julius war nicht so einfach zu verängstigen.
    „Ich kann auch kämpfen. Ich könnte dir helfen, sollten wir angegriffen werden.“
    „Nein, das kannst du nicht. Dein Tod würde mir kaum helfen. Du wirst Elaine zurück nach Arida bringen und Larenia erzählen, was hier geschehen ist. Verstehst du mich?“
    Einen Moment lang starrte Julius ihn trotzig an, doch dann nickte er, wenn auch widerwillig.
    In diesem Augenblick ertönte ein leises, dennoch deutliches Knacken. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit fuhr Pierre herum, gerade rechtzeitig, um die schwarze Gestalt eines Brochoniers hinter einem der Häuser auftauchen zu sehen.
    „Verschwindet!“, brüllte er in voller Lautstärke, „lauft, solange ihr es noch könnt.“
    Für einen winzigen Augenblick zögerte Julius. Er blickte von Pierre zu der anrückenden Front der Brochonier. Aber dann griff er nach Elaines Hand und rannte los.
     
    Sie legten den Weg, für den sie den halben Vormittag gebraucht hatten, in einem Bruchteil der Zeit zurück. Atemlos und verängstigt erreichten Julius und Elaine das Landhaus. Von Verfolgern war noch nichts zu sehen. Anscheinend war es Pierre tatsächlich gelungen, die Brochonier aufzuhalten. In Windeseile sattelte Julius ihre Pferde, während Elaine die Straße beobachtete. Noch war alles ruhig.
    „Sollten wir nicht auf Pierre warten?“
    „Nein. Du hast ja gehört, was er uns gesagt hat. Aber wir lassen sein Pferd hier“, Julius stieg auf und wartete ungeduldig, bis auch Elaine aufgesessen war, „wenn er fliehen kann, wird er uns einholen.“
    Sie ritten los. Im gestreckten Galopp hasteten sie in Richtung Aquanien. Obwohl noch keine Verfolger in Sicht waren, war es nur eine Frage der Zeit. Nicht einmal Pierre konnte diese Übermacht ewig aufhalten.
    Aber ihnen blieb keine Zeit zum Nachdenken. Sie mussten so schnell wie möglich fliehen, wenn sie am Leben bleiben wollten. Ängstlich und verzweifelt klammerte sich Elaine am Sattel fest, den Blick starr auf Julius’ Rücken gerichtet. Sie wusste, dass es ihre Schuld war. Sie hatte Julius überredet, sie nach Komar zu begleiten. Und das nur, weil sie nicht auf Neuigkeiten warten wollte. Sie hätte all das verhindern können. Jetzt war es zu spät. Pierre riskierte sein Leben, um ihnen die Flucht zu ermöglichen, wahrscheinlich würden sie ihn nicht wiedersehen. Elaine war klar, dass sie mit ihrem unüberlegten Handeln nicht nur ein paar Leben, sondern auch den Ausgang des Krieges gefährdet hatte.
    Sie waren noch nicht weit gekommen, als Julius plötzlich langsamer wurde.
    „Was ist los?“
    „Ein Reiter“, bei diesen Worten deutete Julius nach vorn. Elaine folgte seinem Blick und entdeckte eine helle Gestalt am Horizont, die sich schnell näherte.
    „Das ist kein Brochonier.“
    Julius stimmte ihr zu und in seinem Gesicht widerspiegelte sich die vorsichtige Hoffnung auf Hilfe.
    Tatsächlich war es Larenia, die, von bösen Vorahnungen getrieben, so schnell wie möglich geritten war, um sie einzuholen. Ihr Anblick schien ihre schlimmsten Ahnungen zu bestätigen. Kalt und zornig sah sie zuerst Elaine, dann Julius an.
    „Was ist geschehen?“
    Julius fröstelte beim eisigen Klang ihrer Stimme. Er hatte stets gehofft, dass sich der Zorn der Gildeherrin nie gegen ihn richten würde.
    „Komar war eine Falle“, es war Elaine, die antwortete. Man sah ihr ihre Schuldgefühle deutlich an, „wir wurden angegriffen. Pierre ist zurückgeblieben, um uns zur Flucht zu verhelfen. Ist er noch am Leben?“, fragte sie kleinlaut.
    Larenia warf ihr einen vernichtenden Blick zu. Dann schloss sie die Augen. Einen Augenblick lang saß sie mit konzentriertem Gesichtsausdruck vollkommen bewegungslos da.
    „Er lebt noch“, sagte sie schließlich, „aber er ist von Feinden umgeben.“
    „Können wir ihm nicht helfen?“
    „Wie stellst du dir das vor?“, verächtlich sah sie Julius an, „ich kann nicht gegen hundert Brochonier gleichzeitig kämpfen. Außerdem haben wir genug Probleme damit, unser eigenes Leben zu retten. Ihr werdet

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