Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)
Nachrichten zählte unser neu geschmiedetes Bündnis mit den Waldläufern. Seit meinem Besuch in Skayé hatte ich großen Respekt vor diesem Volk und sie mochten für uns den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen.
Das einzige ganz und gar unerwartete Ereignis war der Besuch der Kandariprinzessin. Wir alle hatten uns damit abgefunden, ohne die Hilfe der Kandari kämpfen zu müssen. Umso erfreulicher war der Anblick der beiden fremden Elfen in Arida. Merla kannte ich bereits. Obwohl ich nie ganz begriffen hatte, welche Art von Hilfe sich Larenia von ihr erhoffte, erstaunte es mich nicht, sie jetzt hier zu sehen. Bemerkenswert erschien mir nur die Änderung ihres Verhaltens. Damals, in den Wäldern von Noria Umbara, hatte sie Larenia aus tiefstem Herzen verachtet, jetzt begegnete sie der Gildeherrin beinahe mit Respekt. Eine Überraschung war für mich Anila. Nach dieser Begegnung war ich mir nicht mehr sicher, ob ich die Unterstützung der Kandari wirklich wollte. Anila schien alle Menschen, egal ob Brochonier oder Anorianer, mit größter Geringschätzung zu betrachten. Uns zu helfen, erschien ihr als eine großmütige Geste der Kandari. Dass sich der Zorn der Brochonier in erster Linie gegen die Elfen richtete, war ihr völlig gleichgültig. Damals wusste ich sehr wenig über die Kandari und über Anila. Ihre Einstellung zu allem Menschlichen entsprach der unter den Elfen weitverbreiteten Haltung unterkühlter Verachtung. Viel später erfuhr ich mehr über die Geschichte der Elfenprinzessin. Heute kann ich sie besser verstehen. Damals jedoch erschien sie mir einfach nur arrogant. Allerdings verflog an diesem Tag der letzte Zweifel, den ich an Larenias Einfluss gehegt hatte. Sie schien sogar der kühlen Prinzessin der Kandari Befehle erteilen zu können, denn mir war ihr Streit nicht entgangen.
Nach dem Besuch der Kandari erinnerte mich Elaine an mein Versprechen, sie nach Komar zu begleiten, sobald Philipe zurückgekehrt war. Mir gefiel diese Idee nicht, da wir nicht wussten, ob die Brochonier schon über den Seeweg in Ariana eingefallen waren. Aber ich hatte es versprochen. Außerdem konnte ich Elaine nichts abschlagen. So trafen wir uns am ersten Tag des achten Monats am Stadttor, reisefertig und bereit aufzubrechen. Allerdings blieb auch dieser Ausflug nicht ohne Konsequenzen.
Oktavia
Ungeduldig und nervös stand Elaine am ersten Tag des achten Monats am äußeren Stadttor. Sie wartete auf Julius, der versprochen hatte, sie heute nach Komar zu begleiten. Sie hoffte, ihren Vater noch in der Hauptstadt des Fürstentums anzutreffen, doch mit jedem Augenblick, der verging, schwand diese Hoffnung.
Während sie noch unruhig auf und ab ging, tauchte Julius hinter einer Ecke auf. Er hatte zwei Pferde dabei und schien sehr erfreut, sie zu sehen. Eilig lief er auf sie zu.
„Es tut mir leid, dass ich zu spät komme. Ich wurde aufgehalten.“
Er half Elaine beim Aufsitzen und schwang sich dann selbst in den Sattel.
„Hast du jemandem gesagt, wohin wir reiten?“
„Nur dem Hauptmann der Wache“, Julius wendete sein Pferd und ritt los, dicht gefolgt von Elaine, „darum komme ich auch erst jetzt.“
„Du hast deinem Vater nichts gesagt? Wird er sich denn keine Sorgen machen?“, für Elaine war es unvorstellbar, ohne die Zustimmung ihres Vaters zu handeln. Dies war eine der wenigen Regeln, an die sie sich immer hielt.
„Natürlich wird er sich sorgen. Doch hätte ich es ihm gesagt, hätte er mich nicht gehen lassen. Wir sind nur fünf Tage unterwegs und der Hauptmann der Garde weiß ja Bescheid.“
Julius war längst nicht so unbekümmert, wie er gern erscheinen wollte. Er nahm seine Pflichten sehr ernst und es war ihm bewusst, dass er seine Aufgaben vernachlässigte. Aber er hatte es Elaine versprochen. Lieber enttäuschte er seinen Vater, als dass er sie allein und ohne Schutz durch Anoria reiten ließ, noch dazu durch ein Gebiet, das nicht sicher war. Außerdem konnte er auf diese Weise einige wichtige Informationen erhalten. Nachdem Komar verlassen war und Ariana nicht länger verteidigt wurde, stand den Brochoniern der Weg offen. Vielleicht waren sie schon in Ariana, ohne dass diese Nachricht bis nach Arida vorgedrungen war.
Sie waren noch nicht weit gekommen, als ihnen ein Reiter entgegenkam. Es war schon zu spät, um die Straße zu verlassen und ungesehen weiterzureisen. So versuchten sie, möglichst unschuldig und harmlos auszusehen. Zu ihrem Glück war es nur Pierre. Doch
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