Das Vermächtnis der Montignacs
Mr Montignac scheint einen guten Einfluss auszuüben. Warum lädst du ihn nicht einmal zum Abendessen ein. Ich würde ihn gern kennenlernen.«
»Bitte, Mutter«, entgegnete Gareth verlegen, »ich bin doch nicht mit ihm verlobt. Er muss nicht kommen, um meine Eltern kennenzulernen.«
»Natürlich nicht. So war das auch nicht gemeint.« Jane seufzte. Wie empfindlich ihr Sohn sein konnte. Immer musste man ihn mit Glacéhandschuhen anfassen. »Ich wollte ja auch nur sagen, dass du, seitdem du bei ihm arbeitest, viel zufriedener wirkst.«
»Bin ich auch. Mit einem Mal scheint alles â anders. Die Zukunft kommt mir jetzt heller vor.«
»Das höre ich gern«, sagte sein Vater, der, die Morgenzeitung unter dem Arm, in die Küche kam. »Dürfte ich auch den Anlass erfahren?«
»Gareth hat mir gerade von seiner neuen Arbeit erzählt«, erklärte Jane.
»Für die es höchste Zeit war.«
»Roderick, bitte.«
»Lass nur«, sagte Gareth, nahm sich eine Scheibe Toast und schenkte sich Tee ein. »Er hat ja recht. Jetzt müsst ihr euch nicht mehr so viele Sorgen um mich machen.«
»Freut mich.« Roderick überflog die Schlagzeilen auf der Titelseite der Times .
»Ich denke sogar daran, mir eine eigene Wohnung zu suchen.«
»Was sagst du da?« Jane fuhr herum. »Eine eigene Wohnung?«
»Ja. Eine, die nicht weit von hier entfernt liegt. Vielleicht am Bedford Place.«
»Wie, um alles in der Welt, kommst du denn darauf?«, erkundigte sich Roderick. »Ich denke doch, dass du hier ein einwandfreies Zuhause hast.«
»Aber ich bin jetzt vierundzwanzig Jahre alt und finde, dass ich ein wenig unabhängiger werden sollte.«
»Sei nicht albern, Gareth«, erwiderte Jane, die den Gedanken, ohne ihn zu sein, nicht ertrug. »Du bist hier auch unabhängig. Oder mischen wir uns in deine Angelegenheiten ein?«
»Nicht sehr«, gab Gareth zu, »auÃer, dass du morgens mit der Heugabel kommst, um mich aus dem Bett zu holen.«
»Du kannst kommen und gehen, wann du willst, ohne dass jemand auch nur das Geringste dazu sagt. Und seit du eine Arbeit hast, bist du sogar noch unabhängiger geworden.«
»Darum geht es nicht, Mutter. Ich bin nur der Ansicht, ein Mann in meinem Alter sollte eine eigene Wohnung haben.«
»Unsinn«, erwiderte Jane. »Wer von deinen Freunden hat denn eine eigene Wohnung?«
Gareth dachte nach. »Alexander Keys, zum Beispiel. Und Owen Montignac.«
»Aber hast du eben nicht gesagt, du hättest eine neue Seite aufgeschlagen? Wozu brauchst du eine Wohnung, wenn wir hier jede Menge Platz haben?«
»Vielleicht hängt es mit einer Liebesgeschichte zusammen«, vermutete Roderick lächelnd. »Ist das so?«, fragte er seinen Sohn neckend. »Bist du verliebt und möchtest es uns noch nicht sagen?«
»Doch wohl nicht.« Jane warf Roderick einen bösen Blick zu und fragte sich, was sie in einem solchen Fall empfinden würde. »Hast du jemanden kennengelernt, Gareth?«
Gareth errötete und wandte sich dem Toaster zu, um sein Gesicht vor seinen Eltern zu verbergen. »Ich habe ja nur daran gedacht. Bisher ist noch nichts entschieden.«
»Wohnungen sind mittlerweile teuer geworden«, erwiderte Roderick bedächtig. »In der Kanzlei haben wir einen neuen Angestellten, einen jungen Mann, der für eine Einzimmerwohnung in Clapham zwei Pfund die Woche bezahlt. Zwei Pfund pro Woche! Wisst ihr, was man dafür zu unserer Zeit bekommen hat?«
»Vielleicht zu deiner Zeit, Liebling«, bemerkte Jane sanft. »Das war zehn Jahre vor meiner Zeit.«
»Ich will ja auch nicht in Clapham wohnen«, murmelte Gareth.
»Der Bedford Place liegt gleich um die Ecke«, sagte Roderick. »Es scheint mir reichlich sinnlos, hier aus- und dort einzuziehen. Im Ãbrigen dürfte es dort um einiges teurer als in Clapham sein.«
»Es war ja auch nur ein Gedanke«, entgegnete Gareth leise. »Owen Montignac wohnt am Bedford Square. Ihm scheint es dort zu gefallen.«
»Das hätte ich mir denken können«, sagte Roderick. »Er hat dir diesen Floh ins Ohr gesetzt, nicht wahr?«
»Sag das nicht so abfällig, Roderick«, mahnte Jane. »Ich habe Gareth eben erklärt, dass Mr Montignac ihn positiv zu beeinflussen scheint.«
Roderick legte die Zeitung ab und wandte sich an seinen Sohn. »Was
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