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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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genügend Geld besaß, um England umgehend und für einen unbegrenzten Zeitraum zu verlassen. »Holen Sie mal einen heraus.«
    Gareth wählte den kleinsten der zwölf Kästen, befreite ihn aus der Halterung und legte ihn inmitten des Raums auf den Boden. Montignac zog einen Schraubenzieher aus der Hosentasche hervor und entfernte die schweren Stahlklammern, die den Kasten zusammenhielten. Unter lautem Knacken löste sich der Deckel, und das Verpackungsmaterial quoll hervor. Sie hoben den Deckel ab, schlugen die Schichten des Verpackungsmaterials zur Seite und legten ein Gemälde frei.
    Â»Perfekt«, sagte Montignac und schenkte seinem Komplizen ein seltenes Lächeln des Lobs. »Am besten nehmen wir uns eines nach dem anderen vor, sodass wir die Kästen anschließend wieder in derselben Reihenfolge unterbringen können. Das hier ist ein kleines Gemälde. Schauen Sie, dass Sie mit der richtigen Rahmengröße wiederkommen.«
    Gareth trat unter die geöffnete Luke, zog sich hoch und kroch zur Threadbare zurück.
    Montignac begutachtete das Gemälde aus der Nähe und fuhr mit dem Finger sacht über die Oberfläche, die vor einem halben Jahrhundert von Cézannes Pinsel berührt worden war. Sein alter Wunsch, selbst Maler zu werden, stieg wieder in ihm auf. Wenn ich doch nur das Talent gehabt hätte , dachte er und stellte sich das Leben vor, das er als international gefeierter Künstler geführte hätte, mit glamourösen Freunden, Liebesgeschichten mit europäischen Erbinnen, den Einladungen der Könige, Präsidenten und Premierminister dieser Welt. Stattdessen war sein Leben auf das hier reduziert worden, und er war gezwungen, Meisterwerke zu stehlen, um einen Teil seiner Spielschulden zu bezahlen. Wie hatte es dazu kommen können, fragte er sich, ehe ihm einfiel, dass die Antwort aus zwei Wörtern bestand, die lauteten: Peter Montignac.
    Am vergangenen Abend hatte er den Wert der Gemälde insgesamt auf etwa hundertfünfzigtausend Pfund geschätzt. Den Namen des Kunden kannte er nicht, denn bisher hatte er nur mit Keaton, dem Vermittler, gesprochen. Mit ihm hatte er für seine Dienste die Summe von fünfzehntausend Pfund vereinbart. Eintausend Pfund davon hatte er Gareth versprochen, der glaubte, dass der Vermittler insgesamt nur fünftausend Pfund zahlte. Zehntausend Pfund waren für Nicholas Delfy vorgesehen, was bedeutete, dass ihm viertausend blieben und zur Tilgung seiner Gesamtschuld noch sechsunddreißigtausend Pfund fehlten.
    Â»Bin wieder da«, sagte Gareth und kämpfte sich mit der gerahmten Leinwand und einem Kasten in passender Größe durch die Luke. »Ich glaube, ich habe die richtige Größe erwischt.«
    Montignac nahm den Cézanne, legte ihn auf die gerahmte Leinwand und atmete auf. Es war dieselbe Größe. »Gut gemacht«, murmelte er, zog die Verpackungsschichten von dem Originalgemälde ab und schlug den Ersatz darin ein.
    Â»Man kann nicht mal hindurchsehen«, sagte Gareth anerkennend. »Selbst wenn der Kasten geöffnet würde.«
    Â»Niemand wird sie öffnen«, beruhigte Montignac ihn. »Verlassen Sie sich darauf.«
    Es dauerte nahezu vier Stunden, bis sie die zwölf Cézanne-Gemälde in die Threadbare geschafft hatten. Es war eine schwierigere Prozedur als anfänglich gedacht, denn zwei der Leinwände wiesen einen anderen Umfang auf. Als sie zehn Gemälde verpackt und in den neuen Kästen untergebracht hatten, stellte sich heraus, dass die beiden übrigen die falsche Größe hatten.
    Â»Wir stecken sie einfach in andere Kästen«, schlug Gareth vor, der der gesamten Aktion überdrüssig geworden war. »Wer sieht da schon den Unterschied?«
    Â»Wir sehen ihn«, entgegnete Montignac ungehalten. »So etwas muss man richtig machen, was bedeutet, dass wir einige wieder auspacken müssen.«
    Sie öffneten einige der Kästen und tauschten die Gemälde aus, bis das Puzzle gelöst war, die zwölf leeren Leinwände verpackt und unter der großen Zeltplane in der Halterung verstaut waren.
    Â»Wie spät ist es?«, fragte Montignac. Nachdem ihre Arbeit so gut wie getan war, spürte er seine Erschöpfung.
    Â»Gleich zehn nach fünf«, antwortete Gareth.
    Â»Gut. Das ist genügend Zeit, um hier alles sauber und ordentlich zu hinterlassen. Passen Sie auf die Holzsplitter auf.« Sie sammelten die

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