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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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unmöglich, als bestünde der Fußboden aus einem von Haien verseuchten Gewässer.
    Was ist mir widerfahren , ging es ihm durch den Sinn, und wie schon so oft in den vergangenen sechs Tagen spürte er, dass Tränen in seinen Augen brannten. Wie bin ich hier gelandet?

2
    Während Gareth in seiner Zelle auf das kalt werdende Frühstück starrte, stand Annie Daly enttäuscht und verärgert zugleich in der Küche von Leyville und bereitete ein schmackhaftes Frühstück zu. Vor drei Monaten, nach dem Tod von Peter Montignac, war ihre ganze Stelle in eine Halbtagsarbeit umgewandelt worden. Seitdem musste sie kämpfen, um finanziell über die Runden zu kommen. Als sie erfuhr, Stella werde Raymond Davis heiraten, hatte sie sich gefreut und gedacht, womöglich würde danach wieder eine Vollzeitköchin gebraucht, insbesondere dann, wenn die beiden Kinder bekämen. Diese Hoffnung hatte sich mittlerweile zerschlagen, und sie fragte sich, ob sie letzten Endes nicht sogar entlassen würde. Sie war zu alt, um noch einmal neu anzufangen. Zu alt und zu müde.
    Â»Guten Morgen, Annie«, sagte Margaret Richmond beim Betreten der Küche und schnupperte argwöhnisch in die Luft. »Sie haben hier doch wohl nicht geraucht.«
    Â»Nein, Mrs Richmond«, entgegnete Annie, die ihre Zigarette vor wenigen Minuten ausgedrückt hatte, »das war der Junge aus dem Dorf, der die Lebensmittel geliefert hat. Ich habe ihm sofort gesagt, dass er die Zigarette ausmachen muss.«
    Margaret glaubte ihr kein Wort, doch zu dieser frühen Stunde wollte sie sich noch nicht auf einen Streit einlassen.
    Â»In der Kanne dort ist frischer Tee, falls Sie eine Tasse möchten.« Annie nickte zum Tisch hinüber. Margaret schenkte sich eine Tasse ein, setzte sich ans Erkerfenster und schaute in den Park hinaus.
    Â»So ein schöner Morgen«, sagte sie gedankenverloren und dachte, wie friedlich alles wirkte, im Vergleich zu dem, was andernorts geschah.
    Â»Kommt Miss Stella heute Morgen zum Frühstück herunter?«, erkundigte sich Annie.
    Â»Das glaube ich nicht. Wenn sie so weit ist, bringe ich ihr das Frühstück hinauf.«
    Annie überlegte, ob sie dazu einen Kommentar abgeben sollte. »Sie darf sich nicht für alle Zeit da oben verkriechen«, sagte sie schließlich. »Das ist nicht gesund. Als mein George starb, wollte ich das auch tun, aber dann habe ich mir befohlen, mich aufzuraffen und mit dem Leben weiterzumachen. Was bleibt einem denn auch anderes übrig?«
    Â»Ich glaube kaum, dass man den Tod eines geliebten Labradors mit dem eines Verlobten vergleichen kann.« Margaret seufzte. »Schon gar nicht, wenn man nicht einmal drei Monate zuvor den Vater verloren hat. Diese Sache ist ein furchtbarer Schock für sie gewesen.«
    Â»Ich sag’s ja auch nur«, entgegnete Annie beleidigt. »Trauer ist natürlich wichtig. Aber sie ist doch noch jung und wird einen Besseren kennenlernen. Sicher, Mr Davis war ein sehr netter Bursche, zumindest mir gegenüber war er immer höflich, aber ich halte nicht viel von Männern, die sich für Blumen interessieren. Das kann doch nicht gesund sein, oder?«
    Margaret hörte ihr kaum zu, zuckte jedoch mit den Schultern und schaute wieder aus dem Fenster, in der Hoffnung, Annie würde den Hinweis verstehen und aufhören zu reden. Allerdings hatte auch sie sich mehrfach darüber gewundert, dass Stella sich für Raymond Davis entschieden hatte; nicht wegen seiner Leidenschaft für den Gartenbau, sondern weil er weder sonderlich aufregend noch spontan war, Eigenschaften, die Stella ihrer Meinung nach von einem Ehemann erwartete. Doch als sie das Thema einmal angesprochen hatte, hatte Stella sie zurechtgewiesen und erklärt, Margaret kenne Raymond nicht so wie sie, dass sie, Stella, seinen Anstand und seine Freundlichkeit schätze, und ob sie abgesehen davon in der Liebe nicht schon so viel an Aufregung und Enttäuschung erlebt habe, das es für ein Leben genüge. Das hatte Margaret zum Verstummen gebracht.
    Vor drei Tagen hatte Margaret die undankbare Aufgabe gehabt, Stella von Raymonds Tod zu unterrichten. Ein Polizist aus London hatte angerufen und erklärt, was sich zugetragen hatte. Sie hatte sich setzen müssen, um die Nachricht zu verdauen. Das Gewalttätige. Den Schrecken. Stella war unterwegs gewesen, um im Dorf Lebensmittel einzukaufen. Als sie zurückkehrte und

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