Das Vermächtnis der Montignacs
ich es getan habe«, sagte Gareth hilflos und schüttelte trotz dieser Möglichkeit den Kopf, »dann wollte ich es nicht.«
»Nur nützt das Raymond Davis nicht mehr viel«, bemerkte Montignac.
»Nein, das sicher nicht, aber â«
»Und für meine Cousine, die unendlich leidet, dürfte es auch kein Trost sein. Sie wissen, dass sie vor einigen Monaten ihren Vater verloren hat, nicht wahr?«
Verzweifelt wandte Gareth den Blick ab und sah einen anderen Inhaftierten mit lückenhaftem Gebiss, der ihn lüstern angrinste.
»Ich hoffe, sie weiÃ, wie leid es mir tut.«
»Ich bezweifle stark, dass sie das interessiert.«
»Owen, Sie müssen mir helfen.« Gareth beugte sich vor und wollte nach Montignacs Hand greifen. Montignac zuckte zurück. Gareths Fingernägel hatten Trauerränder, sodass er sich fragte, wann der Junge sich zuletzt gewaschen hatte. Der Gedanke, von ihm berührt zu werden, war ihm dermaÃen zuwider, dass er kaum noch begriff, weshalb er überhaupt gekommen war. Dann fiel es ihm ein. Er hatte sich vergewissern wollen, dass Gareth nur wenig über den besagten Abend wusste. Inzwischen war er beruhigt. »Sie müssen mir hier heraushelfen«, flüsterte Gareth.
»Ich?«, fragte Montignac. »Wie stellen Sie sich das vor? Soll ich Ihren Ausbruch organisieren? Einen Kuchen mit einer Feile darin hereinschmuggeln?«
»Sie können allen sagen, was Sie wissen. Dass ich â dass ich ein guter Mensch bin. Und niemals jemanden â«
»Gareth, hören Sie mir zu«, sagte Montignac versöhnlicher als zuvor. Der junge Mann litt Höllenqualen, und das mit anzusehen machte ihm keine Freude. »Es ist offenkundig, dass Sie hier leiden, und ich bezweifle auch nicht, dass Sie voller Reue sind. Aber wir müssen auch ehrlich sein und zugeben, dass ich Sie kaum kenne.«
»Aber wir sind doch Freunde, oder nicht?«
»Ich â« Betreten sah Montignac zur Wand, spürte Gareths brennenden Blick und ahnte, wie sehnsüchtig der junge Mann sich wünschte, ihre Freundschaft überstrahle alle anderen Verpflichtungen und Loyalitäten. »Wir kennen uns noch nicht sehr lange«, ergänzte er und bereute nun doch, dass er gekommen war. »Selbst wenn ich Einfluss hätte, was nicht der Fall ist, wie, um alles in der Welt, könnte ich denn als Ihr Leumundszeuge auftreten, da wir â«
»Aber wir haben doch wunderbar zusammengearbeitet. Denken Sie an die Cézanne-Gemälde«, sagte Gareth leise. »Da habe ich mich doch als zuverlässig erwiesen, oder? Und gute Arbeit geleistet.«
Montignac lachte und schüttelte den Kopf. »Gareth, bei dieser Arbeit haben wir gegen das Gesetz verstoÃen. Das ist Ihnen doch bewusst, oder? Wenn wir uns auf dieses kleine Abenteuer berufen, wird die Sache für Sie nur noch schlimmer. Soll ich etwa sagen, âºOh ja, Euer Ehren, Gareth Bentley ist ein guter Mensch. Als wir die Gemälde gestohlen haben, hat er den Mund gehalten und keiner Menschenseele etwas verraten. Ich sage ihm eine groÃe kriminelle Zukunft voraus, daher wäre es eine Schande, ihn ins Zuchthaus zu schicken. Denken Sie an die Laufbahn, die Sie dabei ruinieren würden.â¹Â«
»Unsinn, das habe ich nicht gemeint«, erwiderte Gareth aufgebracht. »Aber wenn ich hier herauskäme, könnten wir wieder zusammenarbeiten. Ich war Ihnen doch nützlich, oder etwa nicht? Owen, bitte, ich habe das Gefühl, dass Sie der Einzige sind, der mir helfen kann. Wollen Sie denn zulassen, dass ich hier verrotte? Oder gehängt werde?«
»Sie bringen mich in eine äuÃerst schwierige Lage«, sagte Montignac nach längerem Schweigen. »Sie müssen begreifen, dass ich meine Cousine sehr liebe. Wir sind wie â für sie bin ich wie ein Bruder. Daher gehört meine gröÃte Loyalität ihr. Wir sind zusammen aufgewachsen, ich kann ihr nicht in den Rücken fallen. Was wäre ich denn dann für ein Mensch? Wenn sie wüsste, dass ich Ihrer Einladung hierher gefolgt bin, dann â«
»Owen, ich flehe Sie an.« Gareth begann zu weinen. »Bitte, tun Sie etwas. Ich weiÃ, dass Sie mir helfen können. AuÃer Ihnen habe ich niemanden, an den ich mich wenden kann.«
»Ich bin sicher, Ihr Vater kann mehr für Sie tun als ich. Wenn jemand Einfluss hat, dann er.«
»Er versucht es ja. Er hat einen der
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