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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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wird dem Richter nicht genügen. Deshalb bräuchte ich doch noch ein bisschen mehr.«
    Â»Wissen Sie, welcher Richter es sein wird?«, erkundigte sich Roderick. »Hoffentlich nicht Carter. Wir beide sind noch nie gut miteinander ausgekommen.«
    Sir Quentin warf einen Blick in seine Unterlagen. »Ich glaube, Patrick Sharpwell übernimmt den Fall. Kennen Sie ihn?«
    Â»Ja.« Roderick hatte diesem Richter hier und da als Anwalt gegenübergestanden und ihn nie gemocht. Er hatte den Eindruck gehabt, dass der Mann seine Prozesse mit vorgefasster Meinung führte; aber wenigstens hatte er in Bezug auf Staatsanwälte oder Verteidiger keine Vorlieben. Wenn man Roderick fragte, suchte Sharpwell sich zu Beginn eines Prozesses eine Seite aus, zu der er anschließend hielt, ganz gleich, wie sich die Beweisführung entwickelte. »Trotzdem hätte ich ihn nie oben auf meine Liste gesetzt.«
    Sir Quentin ging nicht weiter darauf ein. »Sharpwell ist vernünftig«, betonte er. »Ich hatte schon mehrfach mit ihm zu tun. Aber er wird uns die Peitsche spüren lassen, da gibt es kein Vertun. Dennoch, eines der Hauptprobleme ist die Aussage, die Ihr Sohn am Tag seiner Festnahme bei der Polizei gemacht hat.«
    Â»Die habe ich gelesen«, sagte Roderick. »Sehr hilfreich war sie nicht.«
    Â»Warum?«, fragte Jane, der man einen Teil des schwerwiegenderen Beweismaterials vorenthalten hatte. »Was hat er da gesagt?«
    Mit einem Seufzer sah der Anwalt sie an. »Da war er entweder sehr töricht oder sehr ehrlich. Während des gesamten Verhörs über das Geschehen nach seiner Ankunft am Bedford Square hat er den Mord an Mr Davis kein einziges Mal bestritten.«
    Â»Weil er ihn nicht ermordet hat«, rief Jane, als wäre alles andere der Inbegriff des Absurden. »Aus welchem Grund hätte er ihm denn etwas antun sollen? Er kannte ihn ja nicht einmal.«
    Â»Das hat Gareth später auch erklärt. Aber an diesem ersten Tag schien es ihm nicht in den Sinn zu kommen, deutlich zu sagen, er habe diesen Mord nicht begangen. Stattdessen wies er darauf hin, dass er sich an nichts erinnern könne. Das schien ihm als Verteidigung zu genügen. Für uns ist das kein guter Start, denn dadurch räumte er die Möglichkeit ein, an diesem« – Sir Quentin suchte nach dem richtigen Wort, denn vor der Mutter des Jungen wollte er nicht zu drastisch werden –, »an diesem Vorfall beteiligt zu sein.«
    Â»Er wird nicht geglaubt haben, dass man ihn der Beteiligung verdächtigt«, sagte Roderick. »Deshalb ist ihm auch nicht eingefallen, sich auf diesen Aspekt zu konzentrieren. Das ergäbe doch Sinn, oder? Ich meine, wer käme denn auf den Gedanken, dass ein junger Mann wie Gareth –«
    Â»Darauf könnte man sich möglicherweise berufen«, entgegnete Sir Quentin, wirkte jedoch skeptisch. »Allerdings hätte ich unter den Umständen von Anfang an auf meine Unschuld gepocht.«
    Â»Er hatte getrunken«, sagte Jane. »Mit dem Alkohol hat Gareth von jeher Schwierigkeiten gehabt. Es liegt in der Familie. Rodericks Vater und Großvater hatten dieselben Probleme. Mit Roderick wurde eine Generation übersprungen, kein Mensch weiß, warum.«
    Â»Ich glaube, das müssen wir hier nicht vertiefen, Jane«, sagte Roderick, der es nicht schätzte, wenn diese Familienschande erwähnt wurde.
    Â»Kommen wir zu dem zweiten Problem«, sagte Sir Quentin. »Da geht es darum, dass es Gareth generell an Stabilität mangelt.«
    Â»Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Jane, sofort bereit, ihren Sohn in Schutz zu nehmen. »Gareth ist ein wunderbarer Junge. Sie kennen ihn nicht –«
    Â»Nach dem Studium hat er sich keine Arbeit gesucht. Überhaupt scheint er nur wenig getan zu haben, ehe er die Stelle in – wie heißt sie noch gleich?« Sir Quentin konsultierte seine Unterlagen. »In der Threadbare-Galerie angenommen hat.«
    Â»Aber das muss doch etwas zählen, oder? Er hat gesucht, bis er etwas Passendes gefunden hatte.«
    Â»Ich bin mir nicht sicher. In dieser Galerie war er ja nur für kurze Zeit und schien dort keine spezifischen Aufgaben zu haben. Dass er die Laufbahn, für die er studiert hat, so einfach ausgeschlagen hat, dürfte auch nicht gerade für ihn sprechen. Es ist, als hätte er die Rechtssprechung abgelehnt, und das wiederum wirkt verdächtig. Was, um

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