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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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ist doch nichts, für das du dich entschuldigen musst. Ich weiß ja, wie schwierig die letzte Zeit für unsere Familie war.«
    Â»Für die Familie, ganz richtig. Ich hätte es trotzdem nicht an dir auslassen dürfen. In Wahrheit hatte ich mir Gedanken über deine Absichten in Bezug auf Stella gemacht und befürchtet, du würdest sie hinhalten und die Verlobungszeit endlos ausdehnen. Doch wie ich erfahren habe, steht der Hochzeitstermin inzwischen fest.«
    Â»Ja, so ist es«, antwortete Raymond aufgeregt. »Sie sagte mir, dass sie es dir erzählt hat.«
    Â»Du glaubst nicht, wie sehr ich mich für euch freue, wirklich aus ganzem Herzen. Es war nur, weil Stella mir so viel bedeutet, dass ich es dir – ein wenig schwergemacht habe. Das verstehst du doch, oder?«
    Â»Oh, ganz gewiss«, erwiderte Raymond. »Wie überaus anständig von dir, deswegen anzurufen.«
    Â»Aber damit ist es nicht getan, Raymond, dabei möchte ich es nicht belassen.«
    Â»Nein?«
    Â»Nein. Hör zu, ich finde, wir sollten uns unterhalten. Von Mann zu Mann. Was hältst du davon? Jetzt, da Onkel Peter nicht mehr bei uns ist, sollten wir vielleicht einige der Formalitäten klären. Bereden, wie du dir alles vorstellst, wie du Stella ernähren wirst und so weiter. Oh, ich weiß, sie ist reicher als Krösus, aber ich hänge nun mal an der Tradition und wäre beruhigt, wenn ich wüsste, dass Onkel Peter, wenn er zu uns herabschaut, erkennt, dass ich bei allem nach dem Rechten sehe. Also, was ist, Raymond, bist du dabei? Wir könnten das Ganze mit einer schönen Flasche Wein besiegeln und auf das glückliche Paar anstoßen.«
    Daraufhin schwieg Raymond so lange, dass Montignac unruhig wurde und sich fragte, ob er aufgelegt hatte oder vor Erstaunen ohnmächtig geworden war. Doch dann ertönte seine dünne kleine Stimme wieder und klang erstickt vor innerer Bewegung. »Owen, ich kann dir nicht sagen, wie viel mir das bedeutet. Das Letzte, was ich mir wünsche, ist das Gefühl, ich hätte mich zwischen dich und Stella gedrängt.«
    Â»Völlig ausgeschlossen«, sagte Montignac lachend.
    Â»Es rührt mich tief, dass du angerufen hast. Wir sollten uns definitiv treffen und der Tradition gehorchen, wie du es gesagt hast. Vielleicht Ende der Woche?«
    Â»Warum so lange warten?«, fragte Montignac aufgeräumt. »Wie wäre es heute Nachmittag?«
    Â»Hm, im Moment bin ich noch in Leyville, und heute Abend wollte ich in der Gartenbaugesellschaft sein. Wie wäre es mit morgen oder übermorgen?«, erwiderte Raymond.
    Â»Nein, unser Treffen ist zu wichtig, das sollten wir nicht verschieben. Warum kommst du nicht am frühen Abend in der Galerie vorbei? So gegen sechs. Dann können wir uns in Ruhe unterhalten.«
    Â»Na gut, einverstanden«, willigte Raymond ein und schien sich über die Dringlichkeit zu wundern. »Eigentlich wollte ich mir den Vortrag eines Gastbotanikers anhören. Gustav Linden. Sagt dir der Name was?«
    Â»Nein.«
    Â»Na ja, warum auch, aber er gilt als ein Genie auf unserem Gebiet. Andererseits wird man mich wohl kaum vermissen. Also gut, wir treffen uns um sechs.«
    Â»Noch etwas, Raymond«, sagte Montignac rasch, ehe Raymond auflegen konnte, »im Moment bleibt das noch unter uns, ja? Stella wird kein Wort davon erfahren. Wir unterhalten uns, werden uns einig und fahren am Wochenende zusammen nach Leyville. Dort tauchen wir wie Brüder auf und versetzen Stella den Schock ihres Lebens. Sie wird es gar nicht fassen können. Na, wie klingt das für dich?«
    Â»Großartig«, erklärte Raymond mit wachsender Freude über die Art, wie sich die Dinge zwischen ihnen entwickelten. »Ich sage kein Wort. Wir sehen uns um sechs.«
    Â»Punkt sechs«, ergänzte Montignac, legte auf und stieß einen erleichterten Seufzer aus. Niemand hatte die Galerie betreten und das Gespräch belauschen können. Sein Blick wanderte zu den großen Fenstern. Der Tag draußen hatte sich getrübt, sodass er in den Scheiben sein Spiegelbild erkannte. Abrupt wandte er den Blick ab, ohne recht zu wissen, warum.
    Da er wusste, wie wichtig es war, Montignac bei Laune zu halten, erschien Raymond bereits fünf Minuten vor sechs in der Threadbare-Galerie. Um fünf Uhr hatte Montignac Jason nach Hause geschickt und die Eingangstür abgeschlossen. Als Nächstes hatte er die Kammer

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