Das Vermächtnis der Montignacs
Irgendwann hörte Montignac auf, Gareths Getränke zu zählen, wusste jedoch, dass es Zeit wurde, ihn fortzuschaffen, denn sonst würde er zusammenklappen, was nicht gut wäre, da jeder der Gäste sehen sollte, wie er das Pub aufrecht verlieÃ.
Montignac beglich die Rechnung. »Na, kommen Sie, Gareth«, sagte er und zog ihn zur Tür. »Die frische Luft wird Ihnen guttun.«
Auf der StraÃe schlug ihnen der Wind entgegen. Gareth taumelte und hielt sich den Schädel, als das Gemisch aus Alkohol und frischem Sauerstoff durch seine Adern kreiste.
»Mir geht es nicht gut«, murmelte er. Montignac stützte ihn, holte ein vorbeifahrendes Taxi mit einem Pfiff herbei, zog die hintere Tür auf und schob Gareth in den Wagen.
»Es ist besser, wenn Sie nicht zum Tavistock Square fahren. Dort würden Sie keinen guten Eindruck machen.«
Gareth begriff kaum, was Montignac sagte, und sah ihn nur triefäugig an.
»Sie können in meine Wohnung fahren. Schlafen Sie Ihren Rausch dort aus, ja?«
»Danke, Owen«, sagte Gareth und sackte auf dem Rücksitz zusammen. »Sie sind ein guter Kumpel.«
»Zum Bedford Place«, trug Montignac dem Fahrer auf, nannte ihm die Hausnummer und die Nummer seiner Wohnung und reichte ihm die beiden Schlüssel. »Die geben Sie ihm, wenn Sie ankommen, ja? Verlieren Sie sie nicht, es sind die einzigen, die ich habe.« Er steckte dem Fahrer einige Shilling zu, die dieser dankbar entgegennahm und losfuhr.
Montignac kehrte in die Threadbare zurück und genoss die friedliche Stille der dunklen Räume. Er hatte bei Weitem nicht so viel wie Gareth getrunken, aber doch genug, um leicht betrunken zu sein. Zum Ausgleich trank er rasch hintereinander mehrere Gläser Wasser. Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass es erst halb zehn war. Keaton würde warten, bis es stockfinster war, und erst weit nach Mitternacht erscheinen.
Unruhig machte er sich auf den Weg nach oben und öffnete vorsichtig die Tür zu der Kammer, denn für einen Moment war er davon überzeugt, dass Raymond in der Zwischenzeit verschwunden war. Aber er lag noch da, in derselben Position, in der Montignac ihn verlassen hatte, bewusstlos und mehr oder weniger unbeschadet. Leise schloss Montignac die Tür und kehrte in die Galerie zurück.
Um sich die Zeit zu vertreiben, setzte er sich an den Schreibtisch und machte sich an die Buchführung. Die Arbeit beanspruchte ihn etwa anderthalb Stunden und lenkte ihn ab.
Um elf Uhr fühlte er sich zutiefst gelangweilt und begann, den Roman zu lesen, den Alexander Keys ihm geliehen und über den er gesagt hatte, dafür, dass ein Arbeiter aus einer Stofffabrik in Milton Keynes ihn geschrieben hätte, sei er erstaunlich gut. Dennoch gelang es Montignac nicht, sich auf den Text zu konzentrieren, und ganz gleich, wie oft er einen Absatz las, hinterher wusste er nicht, was darin gestanden hatte. Immer wieder zuckte sein Blick nach oben, voller Sorge, Raymond könnte vorzeitig zu sich kommen, ein Gedanke, der ihn frösteln lieÃ. Zu guter Letzt stand er auf und verbrachte den Rest der Zeit damit, hin und her zu laufen und dabei zu überlegen, welche der ausgestellten Werke er im Fall eines Hausbrands dem Feuer überlieÃe.
Kurz nach Mitternacht klingelte das Telefon. Montignac griff nach dem Hörer, dachte, jetzt geht es los, und spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte.
»Montignac«, meldete er sich.
»Ich bin nicht mehr weit entfernt«, sagte Lord Keaton. »Gerade fahre ich am Museum of Mankind vorbei â und jetzt biege ich schon in die Gasse hinter der Galerie ein.«
»Ist dort jemand zu sehen?«
»Keine Menschenseele. Wir haben Glück.«
»Gut. Ich bin sofort bei Ihnen.«
Er lief zur Hintertür und schloss sie auf. DrauÃen stieg Keaton aus einem Rolls Royce, kam händereibend auf Montignac zu und sagte: »Ganz schön frisch geworden, oder?«
»War mir gar nicht aufgefallen«, erwiderte Montignac. »Ich habe drinnen gesessen.«
»Und wie ist es mit unserem kleinen Freund gelaufen?«
»Wie geplant. Als wir das Pub verlassen haben, war er sturzbetrunken. Jetzt ist er in meiner Wohnung. Der Taxifahrer weiÃ, dass ich zurückgeblieben bin, und wird sich später daran erinnern.«
»Sehr schön. Ich habe dafür gesorgt, dass Sie für die nächsten Stunden ein Alibi haben, in der Hinsicht müssen Sie
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