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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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Stimme, wenngleich niemand da war, der ihnen zuhörte. »Über Ihre – Unannehmlichkeiten habe ich in der Zeitung gelesen. Sehr üble Geschichte.«
    Â»In der Tat.«
    Â»Sie kommen doch damit zurecht, oder?«
    Â»Einigermaßen. Haben Sie schon etwas über die verschwundenen Cézanne-Gemälde gehört?«
    Hamilton schüttelte den Kopf. »Keinen Ton. Die Sache ist ein einziges Rätsel. Sie können sich nicht vorstellen, welch entsetzlichen Ärger ich deswegen mit den Leuten von der Versicherung habe. Sie behaupten, ich hätte nicht ausreichend für Sicherheit gesorgt.«
    Â»Wie bitte? Ich hätte gedacht, der Raum da oben ist absolut sicher.« Die Worte waren heraus, ehe er begriff, was er gesagt hatte. Um den Patzer wettzumachen, versuchte er, denkbar harmlos auszusehen.
    Â»Was wollen Sie damit sagen?«, erkundigte sich Hamilton überrascht.
    Â»Nur dass Sie die Bilder vermutlich oben in Ihrem Restaurationsraum aufbewahrt hatten«, sagte Montignac.
    Â»Ja, aber –«
    Â»Ich meine, da hätte ich sie an Ihrer Stelle auch untergebracht.«
    Â»Ja schon, es ist der sicherste Ort. Da kommt man nicht hinein. Ich bin der Einzige, der einen Schlüssel dazu hat. Aber woher wussten Sie das?«
    Montignac lächelte nachsichtig, als wäre der andere über Nacht senil geworden. »Weil Sie ihn mir gezeigt haben, Arthur, wissen Sie das nicht mehr? Vor etwa einem Jahr. An einem Tag, an dem ich mich in Ihrem Lager umgeschaut habe. Sie erzählten mir, dass Sie Gemälde für die Tate restaurierten, und fragten mich, ob ich interessiert sei, mir die Arbeiten anzusehen.«
    Â»Wirklich?« Hamilton schaute in die Ferne, als versuche er, sich an diese Begegnung zu erinnern.
    Â»Ja. Erinnern Sie sich nicht mehr?«
    Hamilton dachte nach und schüttelte den Kopf. »Mein altes Gehirn ist nicht mehr das, was es einmal war«, bekannte er und zuckte mit den Schultern. »Sie sollten für Ihre Jugend dankbar sein, Owen.«
    Â»Bin ich«, antwortete Montignac heiter. »Solange sie noch andauert, versuche ich nach Kräften, sie zu genießen.«
    Sein Blick glitt zur Threadbare hinüber, wo die Frau sich vom Eingang entfernt hatte und jetzt vor einem besonders abstoßenden Selbstporträt eines Künstlers aus Shoreditch stand, das sie mit schief gelegtem Kopf studierte. Hinter ihr stand Jason und starrte sie mit kaum verhohlenem Verlangen an.
    Â»Ich habe mich neulich bei Ihnen umgesehen«, fuhr Hamilton fort, ohne zu bemerken, dass Montignac nicht ganz bei der Sache war. »Sie haben da einige äußerst interessante Werke.«
    Â»Nett ausgedrückt, Arthur.« Montignac lachte. »Interessieren Sie sich für eines von ihnen? Als Nachbar könnte ich Ihnen einen guten Preis machen.«
    Â»Ã„hm, nein«, sagte Hamilton rasch, »nein, danke. Das ist wohl doch nicht das Richtige für mich. Eher etwas für junge Leute, vermute ich. Sind die Ihre Stammkunden?«
    Â»Ganz und gar nicht. Oder glauben Sie, junge Leute hätten Geld? Nein, wir bedienen ahnungslose Ehepaare mittleren Alters, die sich als moderne Menschen darstellen und ihre Pariser Freunde beeindrucken möchten, wenn diese zu Besuch kommen.«
    Â»Das erklärt wahrscheinlich, weshalb wir keine Konkurrenten sind.« Hamilton lachte. »Ich glaube, ich muss jetzt weiter. Hat mich gefreut, Sie wiederzusehen.«
    Â»Die Freude ist ganz meinerseits.« Montignac reichte Hamilton die Hand. »Das mit der Versicherung tut mir leid.«
    Â»Machen Sie sich keine Sorgen, die bringe ich schon noch auf Trab.«
    Hamilton ging über die Straße. Montignac sah ihm nach. Der Mann war fast siebzig Jahre alt und arbeitete noch immer vierzig Stunden in der Woche in seiner Galerie, entweder, weil er seine Arbeit liebte, oder,weil er sich den Rückzug vom Geschäft nicht leisten konnte. In dem Moment wurde Owen bewusst, dass er die Cork Street in vierzig Jahren nicht mehr sehen wollte, es sei denn, er wäre dabei, sein Haus zu dekorieren.
    Â»Da sind Sie ja«, begrüßte Jason ihn, als er die Galerie betrat. »Ich dachte schon, Sie hätten sich davongemacht.«
    Â»Darauf muss ich keine Antwort geben, oder?«, fragte Montignac scharf. Jason errötete und schüttelte den Kopf.
    Â»Nein, Sir. So war das nicht gemeint. Ich wollte nur –«
    Â»Ich muss die Buchhaltung erledigen. Falls du mich brauchst,

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