Das Vermächtnis der Montignacs
Ende zu machen â dann schwöre ich Ihnen, dass ich alles für Sie tun würde. Jede Bitte würde ich Ihnen erfüllen.«
Montignac befreite seine Hand, stand auf und schaute, den Rücken ihr zugewandt, aus dem Fenster. Während er an seiner Lippe nagte, wünschte er, er könnte ein anderes Leben führen, in einer anderen Welt, an einem Ort, an dem es keine Verwicklungen gab. Seit seinem Besuch bei Gareth im Gefängnis hatte ihn niemand derart verzweifelt um Hilfe angefleht, und doch konnte er keinem der beiden helfen. Ihm waren die Hände gebunden.
»Also werden Sie nicht zu seinen Gunsten aussagen?«, fragte Jane tonlos und resigniert.
»Ich werde das bezeugen, was ich gesehen habe«, antwortete Montignac. »Und alle Fragen beantworten, die mir gestellt werden. Darüber hinaus kann ich Ihnen nicht helfen.«
Jane nickte und erhob sich. Er drehte sich um und sah zu, wie sie zur Tür ging. Zu seinem Leidwesen blieb sie noch einmal stehen und wandte sich zu ihm um.
»Vorhin habe ich mir Ihre Gemälde angeschaut«, sagte sie. »Ich meine, die Gemälde hier in der Galerie.«
»Und?«, fragte Montignac. »Sind Sie an einem von ihnen interessiert?«
»Nicht an einem einzigen. Ich möchte ja nicht unhöflich sein, aber ich glaube, Schlimmeres habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Vielleicht sollen sie ja so eine Art Scherz sein.«
Für einen Moment hielt sie seinen Blick fest. Als sie erkannte, dass er darauf keine Antwort fand, wandte sie sich ab und verlieà die Galerie mit schwerem Schritt.
Montignac setzte sich wieder an seinen Schreibtisch und sann über ihren Besuch nach. Das Gefühl der Reue hatte er bisher nie empfunden, doch nun horchte er in sich hinein, um herauszufinden, ob er etwas Ãhnliches verspürte, und entschied, dass dem nicht so war. Er hatte schlechte Karten bekommen, schon damals vor zwanzig Jahren, als seine Eltern gestorben waren. Dann hatte die Familie seiner Cousine ihm, ebenso wie seinem Vater zuvor, sein Erbe geraubt. Er jedoch hatte sein Leben in die Hand genommen und war dabei, seinen Besitz zurückzugewinnen. Sicher, er war schuld an Raymonds Tod, aber Stella war schlieÃlich auch kein Unschuldsengel. Sie hatte jemanden getötet, der ihm teuer gewesen war, auch wenn sie es nie so aufgefasst hatte. Gareth Bentley wiederum war für sich selbst verantwortlich, war, wie Lord Keaton über Raymond gesagt hatte, nur ein weiteres Kriegsopfer.
Als er den Telefonhörer abnahm und die Nummer in Westminster wählte, wurde er nervös. Es dauerte lange, ehe sich am anderen Ende jemand meldete.
»Hallo«, sagte Keaton und klang gehetzt, als sei er auf dem Sprung gewesen.
»Ich bin es, Montignac.«
Kurzes Schweigen. »Hallo, Montignac«, sagte Keaton und schien über den Anruf nicht erfreut zu sein. »Soweit ich weiÃ, hatte ich noch nicht von einem nächsten Geschäft gesprochen.«
»Nein, aber gerade war Jane Bentley bei mir.«
»Rodericks Ehefrau.«
»Ja. Sie sorgt sich sehr um ihren Sohn.«
»Kann ich mir denken«, sagte Keaton mit leisem Lachen. »Hat sich wohl an Ihrer Brust ausgeweint.«
»Nein«, erwiderte Montignac gekränkt. »Tatsächlich ist sie eine äuÃerst entschlossene Frau. Eigentlich mochte ich sie.«
»Bitte mögen Sie sie nicht zu sehr. Zurzeit können wir uns keine Fehler leisten. Obwohl es ganz gut ist, dass sie zu Ihnen gekommen ist. Offenbar ist sie bereit, alles für ihren Sohn zu tun. Hat sie versucht, Sie zu bestechen?
»Nein.« Das, was in ihrem Angebot enthalten gewesen war, würde er Keaton nicht offenbaren. »Erwarten Sie das von ihr?«
»Ich halte es nicht für ausgeschlossen. Die Bentleys sind recht vermögend.«
Montignac kam ein Gedanke, den er jedoch sogleich wieder als unvernünftig verwarf. »So oder so, ich kann meine Geschichte nicht mehr ändern, denn dann wäre der ganze Fall nicht mehr glaubhaft und ich selbst würde plötzlich verdächtig wirken.«
»Genau. Vergessen Sie Jane Bentley. Ich werde ihren Ehemann bearbeiten, und sie wird ihm ihrerseits zusetzen, sodass wir ihn gemeinsam zwischen uns aufreiben werden.«
»Und wie lange wird das dauern?« Montignac warf einen Blick auf seinen Tischkalender. »Es ist schon fast November. Sie wissen, dass ich das Geld noch vor Weihnachten brauche.«
»Bleiben Sie ruhig,
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