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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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für das, was zuvor geschehen ist.«
    Â»Kein Wort mehr«, befahl Roderick zornig. »Ich möchte nicht, dass du so redest. Ist das klar? Und jetzt halte den Kopf gesenkt, nimm meine Hand und sprich mit niemandem, bis wir im Gerichtssaal sind. Hast du das verstanden?«
    Sie nickte und erinnerte sich an den Tag, als er ihr diese Anweisungen schon einmal gegeben hatte, und daran, wie jener Tag ausgegangen war.
    Während Jane und Roderick aus dem Wagen stiegen, rückte der Kronanwalt und Richter Seiner Majestät, Patrick Sharpwell, in seinem Amtszimmer seine Robe zurecht, überprüfte sein Aussehen in dem großen Spiegel und war mit dem, was er sah, zufrieden. Er war nicht so dickleibig wie einige seiner Richterkollegen und fand immer, dass er in rotem Hermelin eine äußerst gute Figur abgab. Doch trotz seiner langen Erfahrung als Jurist war er an diesem Morgen frühzeitig aufgewacht und hatte festgestellt, dass er sich auf den anstehenden Fall freute. Er hatte einige der Zeitungsberichte über den Mord an Raymond Davis gelesen, auch wenn das nicht so gern gesehen wurde, und sich bereits eine Meinung gebildet, obwohl sie nicht viel gelten würde. Selbst wenn der Junge schuldig gesprochen würde, läge dessen Schicksal nicht gänzlich in seinen Händen, stattdessen würde er warten müssen, bis er seine Instruktionen erhielt.
    Nach einem Klopfen öffnete der Gerichtsdiener die Tür und verkündete, das Gericht sei versammelt.
    Â»Sehr schön«, sagte Sharpwell und folgte ihm auf den Flur und die Treppe hinauf in den Gerichtssaal zu seinem Stuhl. Geräuschvoll stand die dicht gedrängte Menge der Anwesenden auf, und der Fall Rex gegen Gareth Bentley wurde aufgerufen.

2
    Für die Kinder Andrew, Stella und Owen war das Arbeitszimmer von Peter Montignac tabu gewesen, und auch nach dessen Tod mied seine Tochter den Raum aus Ehrfurcht und Respekt vor ihrem Vater. Seit sie sich erinnern konnte, hatte er von dort aus seinen Besitz verwaltet und seine Geschäfte geführt, und seine Untergebenen waren mit dem Morgenzug gekommen und mit dem Abendzug wieder abgereist oder hatten ihren Wagen benutzt, falls sie sich einen solchen leisten konnten. Natürlich hatte er auch ein Büro in London gehabt, wo seine Geschäftsführer und Angestellten arbeiteten, aber er selbst war dort nur selten erschienen, denn er hatte seine Tage und Nächte lieber in Leyville und im Kreis seiner Frau, der Kinder und seines Neffen verbracht.
    An diesem Morgen entschied Stella, das Arbeitszimmer trotz allem zu betreten und dort ihre Reise zu planen. Margaret Richmond, die auch nur selten in diesem Raum gewesen war, konnte es kaum fassen.
    Auf der Suche nach Stella war sie durch das ganze Haus gelaufen und hatte sie nirgends entdeckt, nicht einmal auf ihrem geliebten Dachgarten. Doch auf dem Weg nach unten sah sie, dass die Tür zu Peter Montignacs Arbeitszimmer nur angelehnt war. Sie stieß die Tür auf, sah jemanden am Schreibtisch sitzen und schrie auf.
    Daraufhin schrie auch Stella auf, schaute hoch und drückte eine Hand auf ihre Brust, als befürchte sie einen Herzinfarkt. »Margaret, mein Gott«, rief sie, »warum hast du so geschrien?«
    Â»Vor Schreck. Du sahst aus wie dein Vater, wenn er in jungen Jahren am Schreibtisch saß. Was machst du hier überhaupt?«
    Â»Ich muss etwas organisieren«, erklärte Stella. »Weißt du, dass ich von allen Räumen im Haus hier die wenigste Zeit verbracht habe? In diesem Zimmer war ich immer nur dann, wenn ich als Kind ausgeschimpft wurde. Sonst so gut wie nie.«
    Â»Ich auch nicht.« Margaret blieb an der Tür stehen und rieb sich die Arme. »Wenn ich dieses Zimmer sehe, fange ich an zu frösteln.«
    Â»Warum denn?«
    Â»Weil ich seit vierzig Jahren in diesem Haus wohne und von Anfang an wusste, dass es das Privatzimmer deines Vaters war. Mir ist, als hätte ich kein Recht, hier zu sein.«
    Stella war es nicht anders ergangen, doch sie hatte sich gesagt, die Tür könne schließlich nicht für alle Zeiten geschlossen bleiben. »Wie viel hier noch herumliegt«, sagte sie. »Dokumente, Akten, Bankunterlagen. Ständig kommen Anfragen aus dem Büro in London. Am besten, ich bitte jemanden von dort, hierherzukommen, alles zu ordnen und mitzunehmen.«
    Â»Willst du die Geschäfte deines Vaters nicht weiterführen?«, fragte Margaret verwundert.
    Â»Ich habe

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