Das Vermächtnis der Montignacs
fühlen.«
Gareth zuckte mit den Schultern. »Ja, einigermaÃen. Was bleibt mir auch anderes übrig? Schlimmer als das, was ich bisher durchgemacht habe, kann es ja wohl nicht werden.«
Sir Quentin und Lewis tauschten einen sorgenvollen Blick, ehe sie sich wieder auf Gareth konzentrierten.
»Ich muss Sie warnen«, sagte Sir Quentin. »Wahrscheinlich werden eine Menge Leute im Gericht sein. Ich meine, auf der Zuschauergalerie. Lassen Sie sich davon nicht irritieren. Am besten, Sie ignorieren sie einfach und schauen stur geradeaus.«
»Ach. Warum sollten da viele Leute sein?«
»Das liegt an den zahlreichen Presseberichten über diesen Fall. Daran, wer Ihr Vater ist und so weiter. Vielleicht wissen Sie noch, wie wenig entgegenkommend er den Reportern gegenüber war, damals, als der Prozess gegen Domson lief. Wahrscheinlich rächt die Presse sich jetzt dafür und reibt ihm Ihren Fall unter die Nase.«
Gareth fiel in sich zusammen. Am liebsten hätte er sein Gesicht in den Händen verborgen. »Das hat er nicht verdient«, flüsterte er. »Weder er noch meine Mutter haben das, was ich ihnen angetan habe, verdient.«
»Sie haben niemandem etwas angetan, denken Sie daran«, entgegnete Sir Quentin scharf. »Oder haben Sie jetzt im letzten Moment einen Sinneswandel und möchten auf schuldig plädieren.«
»Nein, nein«, sagte Gareth hastig, »ich möchte nicht auf schuldig plädieren.«
»Das will ich auch hoffen.«
»Aber dass ich mich an die Tat nicht erinnern kann, wird doch etwas gelten, oder?«
»Da müssen wir wohl warten, bis wir wissen, was der Richter und die Geschworenen davon halten«, erwiderte Sir Quentin. Er hatte seine Verteidigung in langen Stunden sorgsam ausgearbeitet, wusste jedoch, dass er hangaufwärts kämpfen würde, was ihn nicht gerade zuversichtlich stimmte.
»Aber sie müssen es doch beweisen, oder nicht?«, fragte Gareth.
»Ohne jeden vernünftigen Zweifel, ja«, erklärte Sir Quentin.
»Und es zu beweisen wird schwierig sein, richtig?«
Darauf mochte Sir Quentin keine Antwort geben. SchlieÃlich war der Junge mit dem Ermordeten allein in der Wohnung angetroffen worden, hatte dessen Blut an sich gehabt, und auf der Mordwaffe hatte man seine Fingerabdrücke gefunden. Belastender konnten Beweise kaum noch werden.
»Sie kennen den Ablauf, wenn wir den Gerichtssaal betreten, ja?«, schaltete sich James Lewis ein, ein junger, jedoch vielversprechender Anwalt, den Roderick als Sir Quentins Berater engagiert hatte.
»Ja.«
»Wenn der Richter hereinkommt, stehen Sie auf«, fuhr Lewis fort. »Und wenn er Sie fragt, auf was Sie plädieren, antworten Sie mit lauter fester Stimme. Abgesehen davon sagen Sie kein Wort. Selbst wenn ein Zeuge etwas aussagt, mit dem Sie nicht einverstanden sind oder von dem Sie wissen, dass es falsch ist, schweigen Sie. Ganz gleich, unter welchen Umständen. Es gibt nichts Peinlicheres als einen Angeklagten, der im Gerichtssaal eine Szene macht. Stattdessen schreiben Sie Ihren Einwand auf einen Zettel und reichen ihn mir. Ich sorge dafür, dass er an Sir Quentin weitergeleitet wird.«
»Ich habe in Cambridge Jura studiert«, betonte Gareth verstimmt. »Ich kenne die Verfahrensregeln.«
»Mag sein, dass Sie das Fach studiert haben, aber Sie haben nie praktiziert«, wandte Lewis ein. »Im Ãbrigen sind Sie hier der Angeklagte und nicht der Anwalt und sollten darauf achten, die beiden Rollen nicht zu verwechseln. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass Sie den Geschworenen in einem schlechten Licht erscheinen.«
»Fein, Lewis, das reicht«, sagte Sir Quentin ungeduldig. Er hatte erkannt, dass Gareth nur wenig von dem Gesagten aufgenommen hatte. »Er weiÃ, was er zu tun hat.«
»Es ist doch zu komisch«, sagte Gareth leise. »Hätte ich meinen Verstand benutzt, wäre ich jetzt Ihr Referendar, würde Sie bei solchen Verhandlungen begleiten und hinterher â hinterher würden wir wahrscheinlich zur Feier etwas trinken.«
»Das Trinken hat Sie überhaupt erst in diese Lage gebracht, junger Mann. An Ihrer Stelle würde ich über solche SpäÃe lieber nicht nachdenken.«
»Wissen Sie, welcher Zeuge als Erster aufgerufen wird?«, erkundigte sich Gareth.
»Der Pathologe«, antwortete Sir Quentin. »Seine Aussage
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