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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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dürfte den größten Teil des Morgens beanspruchen. Alles in allem rechne ich damit, dass der Prozess bis zur Beratung der Geschworenen etwa zwei Wochen dauert.«
    Â»Und dann wird das Urteil gefällt«, sagte Gareth bedrückt.
    Â»Seien Sie nicht so pessimistisch«, riet Sir Quentin. »Wir haben ja noch nicht einmal begonnen. Sie müssen sich selbst aufmuntern, nur zu glücklich dürfen Sie da draußen nicht wirken. Wenn Sie mögen, schauen Sie wütend oder empört angesichts der ganzen Geschichte. Als könnten Sie nicht fassen, wie ungerecht man Sie behandelt hat.«
    Â»Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber irgendwie habe ich bei dem Ganzen kein gutes Gefühl.«
    Das hatten auch die beiden Juristen nicht, wenn sie ehrlich waren.
    Einige Meilen von ihnen entfernt stiegen Jane und Roderick in ihren Wagen und versuchten, der Schar der Reporter zu entkommen, die seit dem frühen Morgen vor ihrem Haus auf sie gewartet hatten. Als es ihnen endlich gelang, die Wagentüren zuzuziehen und loszufahren, war Jane den Tränen nahe.
    Â»Catherine Jones hat heute Morgen angerufen«, teilte sie Roderick mit, verärgert über die Nachbarin, die sich schon im Fall Domson über die Belagerung durch die Presse beschwert hatte. »In aller Herrgottsfrühe, es ist wirklich unglaublich. Ich war gerade erst aus dem Bett. Sie sagte, dass sie hofft, für uns werde heute alles gut gehen, doch solle ich die jungen Männer auf der Straße bitten, sich nicht bei uns, sondern vor dem Old Bailey einzufinden. Sie ist der Ansicht, sie beeinträchtigen das Niveau unserer Gegend. Wäre ich nicht im Morgenmantel gewesen, wäre ich zu ihr gelaufen und hätte sie erwürgt.«
    Â»Das würde gerade noch fehlen«, sagte Roderick. »Gleich zwei Prozesse.«
    Â»Sei bitte nicht so schnodderig, Roderick.«
    Â»Beachte sie einfach nicht. Wir haben andere Sorgen, als uns um Nachbarn zu kümmern, die sich über den Wert ihrer Häuser Gedanken machen.«
    Sie schwiegen eine Weile, bis Jane die Stille unterbrach.
    Â»Ich habe Angst«, gestand sie leise. »Ich wusste gar nicht, dass ich mich dermaßen fürchten kann.«
    Roderick öffnete den Mund, um etwas Beruhigendes zu sagen, und stellte fest, dass ihm die Worte fehlten. Er war schon seit so langer Zeit Mitglied der Justiz, dass er wusste, wie ein Fall einzuschätzen war, und das Letzte, was er tun wollte, war, seiner Frau falsche Hoffnungen zu machen.
    Â»Wir werden dort zusammen sein«, sagte er stattdessen. »Wir beide. Wir sind für Gareth da, ganz gleich, was geschieht. Jeden anderen musst du ausblenden.«
    Â»Ich sorge mich nicht um andere, Roderick, sondern um Gareth. Er ist unser Sohn. Ich muss daran denken, was ihm widerfahren könnte – falls man ihn für schuldig erklärt.«
    Es gelang ihr kaum, es auch nur anzusprechen, doch die Möglichkeit stand im Raum, sogar mehr als nur die Möglichkeit, das wusste sie, dank der langen Ehejahre mit einem Anwalt.
    Â»Es geht um das, was man ihm antun wird. Nach dem Urteil.«
    Â»Ich habe dir gesagt, dass du darüber jetzt noch nicht nachgrübeln sollst«, antwortete Roderick mit tränenblinden Augen, denn dieser Gedanke hatte sich auch in seinem Kopf eingenistet. »Du weißt, dass es in diesem Fall keine zwingend vorgeschriebene Strafe gibt. Sogar wenn er schuldig gesprochen wird – was nicht garantiert ist –, aber sogar dann, könnte er mit ein paar Jahren davonkommen.«
    Jane lachte auf. »Aber du würdest nicht so urteilen. Du hast es nicht getan. Du hast den jungen Domson zum Tode verurteilt. Und noch zwei andere«, fügte sie hinzu und erinnerte sich an die beiden Mordfälle, in denen sich ihr Ehemann für die Todesstrafe ausgesprochen hatte.
    Â»Das war etwas anderes«, entgegnete Roderick. »Domson hat nichts getaugt. Er hatte keine Arbeit, lebte vom Geld seiner Eltern und hatte einen grässlichen Mord begangen …« Seine Stimme erstarb, denn ihm – wie auch Jane – war aufgefallen, wie wenig unterschiedlich die Fälle Domson und Bentley waren. Dass sie sich eigentlich sehr stark ähnelten, waren weder Rockerick noch Jane gewillt zuzugeben. Sie näherten sich dem Gerichtsgebäude. Beim Anblick der Menschenmenge vor dem Eingang wurde ihnen das Herz noch schwerer.
    Â»Es ist wie ein Déjà vu«, sagte Jane. »Wie eine Strafe

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