Das Vermächtnis der Montignacs
dieser Leute unter die Arme zu greifen«, sagte Jane leise. Ãber seinen Versuch, humorvoll zu sein, ging sie hinweg. »Sie wüssten es doch sicherlich zu schätzen, wenn eine wohltätige Spende ihr Leben leichter machen würde â und das ihrer Kinder.«
Sir Quentin legte Messer und Gabel ab. Ihm war der Appetit an seiner Steak- und-Nieren-Pastete vergangen. Jetzt wusste er wieder, weshalb ihm Störungen beim Mittagessen zuwider waren. »Jane, ich muss Sie bitten, kein Wort mehr zu sagen.«
»Nein, hören Sie mir einfach zu.«
»Das möchte ich lieber nicht.«
»Es müssten ja nicht gleich alle Geschworenen sein. Nur zwei oder drei von ihnen. Höchstens vier oder fünf. Nur so viele, dass sie in unserem Sinn entscheiden. Wir könnten ihnen einen Hinweis geben, ihnen anbieten â«
»Jane, das reicht.«
»Als wollten wir das, was Gareth getan hat, wiedergutmachen. Das Leben bedürftiger Menschen verbessern.«
»Jane, ich bestehe darauf, dass Sie schweigen«, rief Sir Quentin so aufgebracht, dass die wenigen Gäste, die an der Theke saÃen, sich umdrehten und missbilligend das streitende Paar in der Ecke musterten, das aussah, als habe es Liebesprobleme. Jane biss sich auf die Lippe.
»Wir sind beileibe nicht reich«, sagte sie und umklammerte Sir Quentins Hand, »aber wir haben ein sehr gutes Auskommen. Wir haben das Geld. Ich kann es aufbringen, wenn es sein muss.«
»Weià Roderick von diesem Gespräch«, fragte Sir Quentin argwöhnisch.
»Nein, natürlich nicht. Er würde toben.«
»Mit Recht«, erwiderte Sir Quentin. »Und Sie könnten für das, was Sie angedeutet haben, ins Gefängnis kommen. Danach wäre die Verurteilung und Hinrichtung ihres Sohnes garantiert.«
Jane starrte ihn an und wurde so kreidebleich, als habe er sie geschlagen.
»Sie haben richtig gehört«, sagte Sir Quentin. »Ich habe von seiner Hinrichtung gesprochen. Genau das würde passieren, sollten Sie diesen Vorschlag jemals wiederholen und würden dabei belauscht. Im Ãbrigen sollten Sie wissen, dass Sie mich beleidigen, tödlich beleidigen, wenn Sie glauben, ich lieÃe mich auf dergleichen ein.«
Jane beugte sich vor, mit gebleckten Zähnen wie eine Löwin, die ihr Junges verteidigt. »Schwingen Sie sich nur ja nicht aufs hohe Ross«, fauchte sie. »Sie haben keine Kinder, oder?«
»Nein, aber â«
»Dann wissen Sie auch nicht, dass ich alles, was in meiner Macht steht, tun würde, um mein Kind zu schützen. Wenn man ihn hängen will, muss man mich auch hängen.«
Sir Quentin nahm die Serviette von seinem SchoÃ, legte sie auf den Tisch und stand auf.
»Ich kehre zum Gericht zurück, Jane«, sagte er und konnte sie kaum ansehen, diese Frau, die offenbar dabei war, den Verstand zu verlieren. »Da ich Ihren Mann seit langen Jahren kenne und respektiere, werde ich freundlicherweise so tun, als hätte unser Gespräch nie stattgefunden. Sollten Sie dieses Thema jedoch noch einmal anschneiden, lege ich meine Verteidigung nieder und werde mich gezwungen sehen, dem Richter meine Gründe zu erklären. Haben Sie mich verstanden?«
Jane schaute zu Boden. Sie weinte nicht, spürte lediglich ihre hoffnungslose Ohnmacht. Alles, was geschah, entzog sich ihrem Einfluss. Ihr Leben war wertlos geworden, das ihres Sohnes hing an einem seidenen Faden, und vor ihr stand dessen Anwalt, der anscheinend immer noch auf eine Antwort wartete.
»Haben Sie mich verstanden?«, wiederholte er und fragte dasselbe noch ein drittes Mal.
»Ja«, schleuderte sie ihm zornig entgegen, »ja, ja, ja. Ja, ich habe Sie verstanden. Sie scheren sich keinen Deut um den Fall. Bezahlt werden Sie ja so oder so.«
Kopfschüttelnd verlieà Sir Quentin das Pub. Jane blieb auf ihrem Platz sitzen, spürte ihre Hilflosigkeit und ihre Wut, als befände sich eine tickende Zeitbombe in ihr. Am liebsten hätte sie den Tisch umgestoÃen und laut geschrien. Geschrien, geschrien und geschrien, bis man sie holen, irgendwo einsperren und mit Tabletten vollpumpen würde, sodass sie alles vergessen konnte und zu einer Zeit zurückgetragen würde, in der sie sich wünschte â in der sie sich einzig und allein wünschte â, Karten für die Gartenfeste im Buckingham Place zu bekommen und am Ladiesâ Day in Ascot den richtigen Hut zu
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