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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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dem Finger auf sie. »Dein Vater hat dir Leyville nicht vermacht, damit du es der Regierung oder der Krone überlässt. Wenn er sich so etwas auch nur hätte vorstellen können, hätte er dich und nicht mich enterbt.«
    Â»Wie kannst du so etwas sagen?«, fragte sie erschüttert.
    Â»Weil es so ist. Abgesehen davon hast du kein Recht dazu. Im Testament steht klar und deutlich, dass du weder das Land noch das Anwesen veräußern kannst. Du hast nur Zugang zu den Mieteinnahmen und Kapitalzinsen. Erst deine Erben können –«
    Â»Darüber habe ich bereits mit Denis Tandy gesprochen«, fiel Stella ihm ins Wort. »Sicher, ich darf Leyville nicht verkaufen, aber ich kann es verschenken. Ich kann eine Stiftung ins Leben rufen, die das Haus als öffentliches Eigentum verwaltet, mit einem Aufsichtsrat, dessen Vorsitzende ich sein würde. Ich habe sogar gehofft, dass du Mitglied dieses Aufsichtsrats wirst.«
    Â»Nur über meine Leiche«, sagte Montignac.
    Â»Das verstehe ich nicht«, entgegnete sie verwirrt. »Ich dachte nicht, dass du so reagieren würdest. Ich hatte mir vorgestellt, dass du vielleicht bedauerst, dass ich fortgehe, mehr aber auch nicht.«
    Â»Mach dir bloß nichts vor, Stella. Meinetwegen kannst du zum Südpol oder Nordpol oder in die Kalahari-Wüste reisen, aber wenn du glaubst, du kannst das, was mein Geburtsrecht ist, an eine Handvoll überbezahlter Politiker verscherbeln und an einen Mann, der sein Land für eine Hure aus Maryland riskiert, wirst du dich wundern. Mag sein, dass unser Großvater es meinem Vater wegnehmen konnte und dein Vater mir, aber ich lasse das nicht mehr zu. Dieser Diebstahl ist jetzt ein für allemal beendet.«
    Â»Mein Vater hat dich aufgenommen«, rief Stella und sprang auf. »Als du nirgendwohin konntest, hat er dir ein Zuhause gegeben. Er hat dir Schule und Studium bezahlt.«
    Â»Weil er das Geld besaß, das er meinem Vater gestohlen hatte. Warum hat er denn nach dem Tod unseres Großvaters nicht dafür gesorgt, dass mein Vater zurückkehren konnte? Warum hat er bis zum Tod meines Vaters gewartet, ehe er mich hergeholt hat?« Montignac war vor Zorn laut geworden. »Doch nur deshalb, weil er das, was er hatte, nicht mehr hergeben wollte. Aber trotz all seiner Verbrechen wusste er wenigstens Leyville zu schätzen und würde sich im Grab umdrehen, wenn er erführe, was du planst.«
    Stella spürte, dass es in ihr zu brodeln begann. Sie atmete tief durch und zählte stumm bis zehn.
    Â»Es ist bedauerlich, dass du so empfindest«, sagte sie. »Aber mein Entschluss steht fest.«
    Â»Das kannst du nicht tun.«
    Â»Ich kann und werde es tun. Tut mir leid, Owen, aber das ist der Stand der Dinge.«
    Â»Es muss an deiner Trauer liegen«, entgegnete er steif. »Dein Vater fehlt dir, du leidest, weil Raymond –«
    Â»Lass Raymond aus dem Spiel.«
    Â»Warum, du warst diejenige, die gesagt hat, dass es in Leyville nur unschöne Erinnerungen gebe und er eine von ihnen sei. Letzteres unterstreiche ich übrigens voll und ganz.«
    Â»Sprich nicht so über ihn.«
    Â»Stella, bitte, ohne ihn sind wir alle besser dran. Soll er doch die Rosengärten im Himmel pflegen. Die Gärten in Leyville kommen auch ohne ihn aus.«
    Die Augen halb zusammengekniffen, ging Stella an ihm vorbei zur Tür, die nach unten führte. »Wenn du in einer solchen Laune bist, rede ich nicht mehr mit dir. Ich habe dich aus Höflichkeit hierhergebeten und dir aus Höflichkeit von meinen Plänen erzählt. Ich wollte, dass du ein Teil von ihnen bist, denn schließlich lautet auch dein Nachname Montignac. Aber wenn du glaubst, du kannst hier sitzen und meinen Vater und meinen Verlobten schlechtmachen, nur weil du meinst, zwischen uns sei etwas schiefgelaufen –«
    Montignac sprang auf, fuhr herum und schlug ihr ins Gesicht. Auf der Wange, die er getroffen hatte, blieb eine weiße Stelle zurück, fast so weiß wie sein Haar. Stella stand da wie gelähmt. Er starrte sie an, biss sich auf die Lippe, setzte sich wieder und trank sein Glas in einem Zug leer. Als er sich zu ihr umwandte, war sie fort.

7
    Jane entdeckte ihren Mann im Wohnzimmer, wo er allein dasaß und nur eine Tischlampe eingeschaltet hatte. Er las nicht, hörte auch nicht Radio, sondern hockte nur da und hielt ein Glas Whisky in der Hand.
    Â»Roderick?« Unsicher trat sie

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