Das Vermächtnis der Montignacs
Sie war sein Eigentum, und im Moment wohnt dort niemand.«
»Vaters Wohnung, wie du sie nennst, ist jetzt deine Wohnung. Vielleicht erinnerst du dich noch daran, dass er sie dir vermacht hat.« Mit allem anderen , hätte er um ein Haar hinzugefügt.
»Ja, aber ich benutze sie nicht. Oh, nimm sie doch, Owen. Sie ist so schön, und du hättest dreimal so viel Platz wie bisher.«
»Er hat sie dir vermacht«, wiederholte er. »Was bedeutet, er wollte nicht, dass ich sie bekomme.«
»Aber darüber kann er jetzt nicht mehr entscheiden.«
Montignac lieà seinen Blick über den Park von Leyville wandern. »WeiÃt du noch, wie wir uns früher hier oben vor Margaret oder deinen Eltern versteckt haben?«, fragte er nachdenklich. »Und welchen Ãrger wir deshalb bekamen, weil sie Angst hatten, wir würden über die Brüstung fallen und uns zu Tode stürzen? Deine Mutter wollte ein Geländer anbringen lassen, aber dein Vater war dagegen. Er war der Ansicht, ein Geländer würde die Aussicht ruinieren.«
»Ja, das weià ich noch.«
»Ich glaube, in Wahrheit haben sie uns den Dachgarten verboten, weil sie ihn für sich haben wollten. Für die kleinen Lunches mit ihren Freunden. Die Weinempfänge. Wir hätten nur gestört.«
»Aber jetzt sitzen wir hier«, sagte Stella.
»In der Tat.«
»Und niemand kann es uns verbieten.«
»Nein.«
Als es aussah, als würde er sich in seinen Erinnerungen verlieren, holte sie ihn die Gegenwart zurück und sagte: »Ich bin froh, dass du da bist, denn ich möchte etwas mit dir besprechen.«
Er trank einen Schluck Wein. »Was?«
»Es geht um Leyville und um das, was daraus werden soll.«
»Was daraus werden soll?«, fragte er verdutzt. »Da komme ich nicht ganz mit. Was willst du denn damit machen?«
»Ich will nichts mit Leyville machen. Ich möchte hier nicht mehr wohnen.«
»Was?« Mit dieser Antwort hatte Montignac nicht gerechnet. »Warum nicht?«
»Nach Vaters Tod und erst recht nach Raymonds Tod ist mir der Gedanke gekommen, dass der Ort einem Menschen nicht guttut. Ich habe schon vor mir gesehen, wie ich mich hier für den Rest meines Lebens verkrieche und nur noch zum Einkaufen vor die Tür gehe und schlieÃlich sterbe, umgeben von vielen Katzen, und wie es Wochen dauern wird, ehe man mich findet. Meinst du nicht, dass hier nur Leid entstanden ist?«
»Absolut nicht«, erwiderte er bestimmt. »Ich liebe Leyville, und das weiÃt du auch. Schon mein Vater hat es geliebt. Und unser GroÃvater.«
»Das weià ich alles. Aber ich liebe es nicht. Ist das nicht sonderbar? Dass man nach langen Jahren plötzlich das Gefühl hat, nicht mehr in sein eigenes Haus zu gehören? Jedenfalls habe ich beschlossen, von hier wegzugehen. Ich möchte reisen.«
»Deshalb auch das Buch da.« Er wies zu dem Reiseführer auf dem Tisch hinüber.
»Genau.«
Montignac runzelte die Stirn. Mit ihr zusammen zu sein fiel ihm nicht immer leicht, aber die Vorstellung, sie wäre woanders, in einem anderen Land oder auf einem anderen Kontinent, wo er sie nicht mehr im Auge hatte und ebenso wenig das Gesindel, das versuchte, sich an sie heranzumachen, war ihm unerträglich.
»Das kann nicht dein Ernst sein«, antwortete er schlieÃlich.
»Das ist mein voller Ernst.«
»Und was hast du mit dem Haus vor? Willst du es einfach schlieÃen?
»Genau das wollte ich mit dir besprechen«, erwiderte sie und wirkte plötzlich gereizt. »Ich könnte es einer Stiftung überlassen. Beispielsweise dem National Trust Fund. Man könnte ein Museum daraus machen. Einen Ort, der der Ãffentlichkeit zur Verfügung steht. Was hältst du davon?«
Montignac fehlten die Worte. In Gedanken sah er die sogenannte Ãffentlichkeit, diese bedeutungslosen Massen, die mit schmutzigen Schuhen durch das Haus seiner Väter trampelten, Zigarettenasche auf den FuÃboden fallen lieÃen, nach dem Café oder der nächsten Toilette fragten, Leute, die durch das Haus liefen, in dem sein Vater geboren war, und über das Anwesen, das von Rechts wegen ihm gehörte â nein, das war zu viel.
»Ich finde diese Idee abstoÃend«, sagte er. »Ich glaube nicht einmal, dass du das tatsächlich vorhast.«
»AbstoÃend?«, fragte sie bestürzt. »Wieso denn das?«
Montignac zeigte mit
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