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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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Mittagessen, nehme ich an.«
    Â»Ja, aber wohin?«, fragte sie. James drehte sich zu ihr um und erkannte etwas Wahnhaftes in ihrem Blick. Verstört nannte er ihr den Namen und die Adresse des Pubs unten an der Straße, das Sir Quentin bei Verhandlungen gern aufsuchte, um dort die Steak-und-Nieren-Pastete zu essen.
    Â»Ich kann es Ihnen aber nicht garantieren«, rief er ihr nach, als sie durch die Tür stürzte, vorbei an einem betagten Anwalt, der die Toilette betreten wollte und ihr fassungslos nachschaute, ehe er sich mit entrüsteter Miene zu Lewis umdrehte.
    Â»Mich brauchen Sie nicht so anzusehen«, sagte Lewis beim Hinausgehen und zuckte mit den Schultern.
    Zum Glück war Sir Quentin tatsächlich in dem genannten Pub. Er saß abseits an einem Ecktisch, vor ihm die Pastete, ein kleines Bier und das aufgeschlagene Kreuzworträtsel der Times .
    Â»Hier sind Sie also«, sagte Jane und setzte sich ihm gegenüber. »Nach der Verhandlung habe ich auf Sie gewartet.«
    Â»Jane«, sagte er missmutig. In den kurzen Verhandlungspausen wollte er seine Ruhe haben und fragte sich, wie sie ihn überhaupt gefunden hatte. »Meine liebe Lady Jane«, fügte er freundlicher hinzu.
    Â»Ich bin nicht Ihre liebe Lady«, entgegnete Jane übellaunig. »Was läuft da gerade ab, Quentin? Heute Morgen schien – so was habe ich noch nie gehört – was sind das für Leute?« Sie fühlte sich elend, und in ihrem Kopf ging alles derart drunter und drüber, dass sie für ihre vielfältigen Beschwerden nicht die richtigen Worte fand. Unzählige Fragen kämpften um Gehör wie aufgebrachte Dorfbewohner, die im Gemeinderat durcheinanderschrien.
    Â»Bitte, Jane«, sagte Sir Quentin, »beruhigen Sie sich. Ich besorge Ihnen etwas zu trinken. Sie müssen mir nur sagen, was Sie möchten.«
    Jane versuchte, sich zu sammeln. »Ich will mich nicht beruhigen. Ich will nur wissen –«
    Â»Einen Moment«, sagte Sir Quentin, »wie wäre es mit einem Gin Tonic. Der ist gut für die Nerven.«
    Â»Na schön.« Jane strich sich lose Haarsträhnen aus den Augen, lehnte sich zurück und entdeckte sich selbst in dem Spiegel an der Wand gegenüber – farbloses Gesicht und stumpfe Haut. Noch vor drei Monaten wäre sie in einem solchen Zustand nicht vor die Tür gegangen. Hastig wandte sie den Blick ab.
    Sir Quentin winkte die Kellnerin herbei und bestellte Janes Getränk, das umgehend gebracht wurde. Nervös nahm Jane die ersten Schlucke.
    Â»Heute Morgen ist es nicht gut gelaufen, oder?«, sagte sie etwas gefasster.
    Â»Diese beiden Jungen, Higgins und O’Neill, haben uns nicht geholfen, so viel steht fest. Sehr bedauerlich, dass die Staatsanwaltschaft die beiden aufgestöbert hat.«
    Â»Die beiden sind vermutlich selbst auf den Staatsanwalt zugegangen«, erwiderte Jane grollend. »An die erinnere ich mich noch sehr gut aus Gareths Schulzeit. Sie haben einen schlechten Einfluss ausgeübt, ihn immerzu angestachelt. Zum Trinken und anderen Ärgernissen. Den beiden schien der Alkohol nicht so viel auszumachen wie ihm. Ich nehme an, sie haben von dem Fall in der Zeitung gelesen und dachten, sie könnten berühmt werden.«
    Â»Der junge Mr Higgins hat damals ernsthafte Verletzungen davongetragen«, bemerkte Sir Quentin vorsichtig. »Darauf hat die Anklage sich gestürzt.«
    Â»Und Sie haben kein einziges Mal Einspruch erhoben«, beklagte sich Jane. »Das ist das, was ich nicht verstehe. Warum sind Sie nicht öfter dazwischengegangen?«
    Â»Ich habe meinen Einspruch zu Beginn erhoben«, wehrte sich Sir Quentin. »Ich habe dem Richter mitgeteilt, dass ein Vergehen von vor zehn Jahren für den gegenwärtigen Fall bedeutungslos ist. Er hat meinen Einspruch abgewiesen. Offenbar war er der Ansicht, dass der Vorfall auf den Charakter des Angeklagten deutet.«
    Â»Gareth«, betonte Jane, »er heißt Gareth.«
    Â»Gut, auf den Charakter von Gareth. Er wollte, dass die Geschworenen von diesem Zwischenfall erfahren. Und nachdem ich abgewiesen worden war, konnte ich den Bericht der beiden jungen Männer nicht mehr verhindern. Mit welcher Begründung hätte ich das tun sollen? Harkman hat den beiden nichts suggeriert, brauchte er ja auch nicht. Hätte ich den Geschworenen vielleicht zeigen sollen, dass wir Angst vor dieser Aussage haben?«
    Â»Aber sie

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