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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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hat uns geschadet, oder etwa nicht?«
    Â»Sehr sogar, fürchte ich.«
    Jane seufzte. Sie hatte gehofft, er würde sagen, nein, so wichtig sei die Aussage nicht gewesen.
    Â»Und was werden wir dagegen unternehmen?«, erkundigte sie sich. »Wie sieht Ihre Verteidigung in dem Punkt aus?«
    Â»Unsere Verteidigung bleibt dieselbe, nämlich erstens, dass es keine Zeugen für den Angriff auf Mr Davis gibt und nicht einmal bewiesen ist, dass er überhaupt in Mr Montignacs Wohnung starb.«
    Â»Natürlich ist er dort gestorben«, erwiderte Jane aufgebracht. »Alles andere ist doch lächerlich.«
    Â»Es hat trotzdem niemand gesehen. Insofern ist der Punkt valide. Zweitens bleiben wir dabei, dass der Angeklag-, Verzeihung, dass Gareth in seiner Verfassung gar nicht genügend Kraft gehabt hätte, gegen einen anderen zu kämpfen und ihn zu töten, erst recht keinen nüchternen, kräftigen jungen Mann wie Raymond Davis.«
    Â»Gut, das leuchtet ein«, sagte Jane und nickte.
    Â»Und dass er drittens – was vielleicht sogar das Wichtigste ist – nicht das geringste Motiv hatte. Er wusste ja nicht einmal, wer Davis war.«
    Â»Das reicht doch aus, oder?«, fragte Jane. »Das sind doch stichhaltige Beweise.«
    Sir Quentin stieß einen schweren Seufzer aus. Er war sich nicht sicher, wie viel Wahrheit sie vertragen konnte, doch da sie ihn gedrängt hatte, beschloss er zu sprechen. »Da wäre noch ein kleines Problem. Er wird Menschen geben, die unseren dritten Punkt – das fehlende Motiv – eher belastend auslegen. Sie könnten glauben, dass Gareth so sinnlos betrunken war, dass er in einem Anfall blinder Wut einen ihm Unbekannten ermordet hat, der bei Mr Montignac vorbeigekommen war, um seinen Schwager zu besuchen.«
    Â»Owen Montignac ist kein Bruder von Stella Montignac.«
    Â»Dann eben seinen verschwägerten Cousin, falls es so was gibt.«
    Â»Ich frage mich«, begann Jane und sah sich um, ob jemand da war, der sie hören konnte, »ob es nicht die Möglichkeit gibt, etwas mehr zu tun.«
    Sir Quentin runzelte die Brauen. »Meine Liebe, ich versichere Ihnen, dass ich alles tue, was ich kann. Wie Sie wissen, trete ich seit über siebenundzwanzig Jahren vor Gericht auf.«
    Â»Ich spreche ja auch nicht von Ihrer Verteidigung.« Jane hielt seinen Blick fest. »Sondern davon, für ein günstigeres Urteil zu sorgen.«
    Sir Quentin starrte sie an. »Tut mir leid, Jane«, sagte er verwirrt, aber da komme ich nicht ganz mit.«
    Â»Sir Quentin, Sie haben sie sich doch sicherlich angeschaut.«
    Â»Wen angeschaut.«
    Â»Die Geschworenen, wen denn sonst?«
    Â»Natürlich«, entgegnete er, »ich habe sie mir angeschaut. Und weiter?«
    Â»Woher bekommt man solche Leute überhaupt?«, fragte Jane und lachte abfällig. »Was ist das für ein Pack?«
    Empört setzte Sir Quentin sich auf. Er glaubte an die Integrität des Justizsystems, dem er sein Leben gewidmet hatte. »Die Geschworenen halte ich für einwandfrei. Zwölf Personen ohne Fehl und Tadel. Auf dieser Grundlage beruht unsere Rechtssprechung.«
    Â»In der ersten Reihe sitzt ein Mann, der seit dem ersten Verhandlungstag denselben Anzug trägt«, fuhr Jane fort. »Sogar dasselbe Hemd. Wahrscheinlich wäscht er es abends und hängt es über Nacht zum Trocken auf einen Kleiderbügel. Hinter ihm sitzt eine Frau mit einem Hut, der 1928 vielleicht drei Wochen lang in Mode war. Am Ende der ersten Reihe hockt ein Mann, der jeden Morgen auf einem alten Klappergestell zum Gericht geradelt kommt und in den Pausen seine mitgebrachten Sandwiches isst. Wissen Sie jetzt, was ich meine?«
    Â»Nein«, entgegnete Sir Quentin, »nicht einmal ansatzweise.«
    Â»Das sind Leute mit äußerst beschränkten Mitteln«, fuhr Jane fort. »Mitglieder der unteren Mittelklasse oder höheren Arbeiterklasse, die Woche für Woche versuchen, mit ihrer Familie über die Runden zu kommen. Vielleicht versuchen sie, ihren Kindern eine anständige Ausbildung zu ermöglichen, nur um festzustellen, dass ihre finanzielle Lage oder meinetwegen auch nur ihr Pech dem im Wege steht.«
    Â»Vielleicht«, gab Sir Quentin zu. »Trotzdem wird es so gemacht. Wir rekrutieren die Geschworenen nicht aus der Delikatessenabteilung von Harrods.«
    Â»Aber es könnte doch sicherlich Wege geben, einigen

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