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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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waren in dem Trauma gefangen, zu dem ihr Leben geworden war. Roderick hatte es Jane noch nicht gesagt, doch seiner festen Meinung nach hatte er keine Wahl. Er konnte nicht gegen den König stimmen. Er hatte sein Leben auf seiner Integrität errichtet, auf seinem Glauben an das Rechtssystem des Landes, und das konnte er nicht einfach vergessen. Sein Sohn würde die Verantwortung für seine Tat tragen und er, Roderick, mit den Folgen leben müssen. Bei der nächsten Sitzung würde er Keaton entsprechend informieren. Jane lag mit weit geöffneten Augen auf ihrer Seite des Betts und mit dem Gefühl, ganz und gar verloren zu sein.
    Gareth Bentley lag auf der Pritsche in seiner Zelle und fühlte sich relativ ruhig. Er sagte sich, dass er nur bezeugen konnte, woran er sich erinnerte. Für das, was er getan hatte, konnte er sich lediglich entschuldigen. Je nach Urteil und Strafmaß würde er entweder leben oder sterben. Andere Möglichkeiten waren in seinem Leben nicht mehr vorhanden.
    Owen Montignac, der rechtmäßige Erbe von Leyville, legte sich in sein Bett und fragte sich, was in den nächsten Tagen geschehen würde. Er hatte entschieden, dass es noch etwas gab, das er womöglich tun konnte, um sein Gewissen zu erleichtern, oder vielmehr das, was davon noch übrig war. Was Raymond betraf, würde er sich nie schuldig fühlen, das ganz gewiss nicht. Doch bei Gareth sah die Sache anders aus. Oder sollte er ihn doch einfach fallenlassen und die Geschichte ein für allemal vergessen? Würde sie ihn überhaupt noch berühren, wenn Keaton zufriedengestellt worden wäre, der König abgedankt hätte, er sein Geld bekommen und sich von seinen Schulden befreit hätte? Nur Stella hätte er nicht schlagen dürfen. Auf dem Dachgarten hatte sie etwas gesagt, das ihm im Gedächtnis geblieben war. Und niemand kann es uns mehr verbieten .
    Hatten sie denn vielleicht immer noch eine Chance, fragte er sich, während er vergeblich versuchte einzuschlafen.

KAPITEL 7
1
    Er saß auf einer kleinen Bank, abseits von der Flügeltür des Gerichtssaals, und beobachtete die Menschen, die in den Saal strömten, darunter Schaulustige, Reporter, Vertreter der Justiz, ein elend wirkendes Paar, beide Raymond Davis ähnelnd, Alexander Keys, die vormals schöne Lady Jane Bentley, die inzwischen verhärmt wirkte und einen panischen Eindruck machte, in ihrer Begleitung ein Mann, vermutlich Roderick, ihr Ehemann. Zu guter Letzt schloss ein Gerichtsdiener die Tür, und er blieb mehr oder weniger allein auf dem leeren Flur mit dem Steinfußboden zurück, in dessen Stille die vielen Stimmen noch immer nachzuhallen schienen. Am anderen Ende war eine Treppe, die eine junge Dame mit laut klackenden Stöckelschuhen hinaufeilte und das nächste Echo hervorrief. Er verspürte den Drang, davonzulaufen, so weit wie möglich, nur um der bevorstehenden Tortur zu entkommen, stählte sich jedoch mit dem Gedanken, dass von seiner Aussage alles abhing.
    Er hörte eine Stimme, die im Gerichtssaal erschallte. Gleich darauf wurde die Flügeltür aufgestoßen. Derselbe Gerichtsdiener trat vor und rief mit dröhnender Stimme:
    Â»Owen Montignac wird aufgerufen.«
    Montignac stand auf, atmete tief durch und betrat den Gerichtssaal.
    Die Zuschauer saßen dicht an dicht. Ganz hinten standen sogar Anwälte mit Perücke, die vor ihren eigenen Verhandlungen gekommen waren, um den Prozess zu verfolgen. Mit entschlossenem Schritt und stur geradeaus schauend, durchquerte er den Saal, stieg die Stufen zum Zeugenstand hoch, warf einen Blick über die Versammelten und hielt sich an der trennenden Schranke fest.
    Ein junger Mann kam mit einer Bibel, um ihn zu vereidigen. Staatsanwalt Harkman erhob sich und trat auf Montignac zu.
    Â»Guten Morgen«, begann er freundlich, »würden Sie uns bitte Ihren Namen und Ihre Adresse nennen.«
    Â»Owen Henry Montignac«, antwortete er so laut und deutlich, dass der Name von den Marmorwänden widerhallte, und fügte seine Adresse an Bedford Place hinzu.
    Â»Und was machen Sie beruflich, Mr Montignac?«
    Â»Ich führe eine Kunstgalerie an der Cork Street. Die Galerie Threadbare.«
    Â»Sieh an«, sagte Harkman, »die Threadbare. Sie ist auf den Verkauf zeitgenössischer Kunst spezialisiert, ist das richtig?«
    Â»Hauptsächlich Gemälde, ja. Darüber hinaus bieten wir jedoch auch Skulpturen an.

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