Das Vermächtnis der Montignacs

»Ich bitte um Entschuldigung.«
    Â»Sie sagten, Sie haben den Club an dem Abend vor den anderen verlassen«, fuhr Harkman fort.
    Â»Richtig.«
    Â»Sind Sie allein nach Hause gefahren?«
    Â»Nein. Als ich auf der Straße auf ein Taxi wartete, kam Gareth aus dem Club, um sich weiter mit mir zu unterhalten.«
    Â»Er hat seine eigene Geburtstagsfeier verlassen?«
    Â»Offenbar.«
    Â»Aha. Und worüber haben Sie beide gesprochen?«
    Â»Es war gewissermaßen eine Fortsetzung des Gesprächs im Club. Gareth erklärte, er wünsche, er könnte etwas Aufregendes tun, etwas Abenteuerliches. Er wollte eigenes Geld verdienen und nicht mehr von seinen Eltern abhängig sein.«
    Â»Und wie haben Sie darauf reagiert?«
    Â»Ich fand ihn äußerst erfrischend. Ich selbst bin auch immer meinen eigenen Weg gegangen und hielt ihn für eine verwandte Seele. Ich spürte seinen Enthusiasmus und gab ihm zum Abschied meine Visitenkarte.«
    Â»Hatten Sie dazu einen besonderen Grund?«
    Â»Ich dachte, es könnte interessant sein, noch einmal mit ihm zu sprechen.«
    Â»Gingen Sie davon aus, dass er sich bei Ihnen melden würde?«
    Â»Die Frage habe ich mir nicht gestellt. Wir hatten nett geplaudert, er war der Freund eines Freundes, ich dachte, wir würden uns gelegentlich wieder begegnen, aber sonst …« Er zuckte mit den Schultern, sodass jedermann sehen konnte, wie unbedeutend die Sache für ihn gewesen war.
    Â»Gut.« Während seines Verhörs lief Harkman auf und ab, doch seine Fragen kamen zielsicher und waren methodisch. »Das nächste Mal haben Sie Mr Bentley gesehen, als er zu Ihnen in die Galerie kam, ist das richtig?«
    Â»Ja. Er kam eines Abends. Wir hatten bereits geschlossen.«
    Â»Also kam er, als es draußen dunkel und außer Ihnen niemand mehr in der Galerie war?«
    Â»Einspruch, Euer Ehren«, rief Sir Quentin. »Der Staatsanwalt versucht, meinen Mandanten als Schurken aus einem Schauerroman darzustellen.«
    Â»Stattgegeben. Bitte, Mr Harkman, es gibt keinen Grund, melodramatisch zu werden.«
    Â»Euer Ehren, ich danke ergebenst für diesen Rat«, erwiderte Harkman und deutete eine Verbeugung an. »Mr Montignac, bitte erklären Sie uns, weshalb der Angeklagte Sie an jenem Abend besuchte.«
    Montignac legte die Stirn in Falten, als koste es ihn Mühe, sich zu erinnern. »Hm. Er sagte, ich habe ihm einen Posten in der Galerie in Aussicht gestellt, und wollte wissen, ob es mir damit ernst gewesen war.«
    Â»Hatten Sie das getan?«
    Â»Irgendwie vielleicht. Wie man eben so etwas sagt, ohne damit zu rechnen, dass der andere es wieder aufgreift. Es ist, als würde man jemanden für Weihnachten zu sich einladen, ohne zu erwarten, dass derjenige tatsächlich kommt. Dinge, die man sagt, um sich gut zu fühlen.«
    Einige der Geschworenen lachten. Selbst der Richter und Sir Quentin gestatteten sich ein Lächeln.
    Â»Ich verstehe.« Zufrieden stellte Harkman fest, dass sein Zeuge eine gute Figur abgab und die Geschworenen ganz angetan von ihm waren. Seine Haltung, das jugendliche gute Aussehen, das auffallend weiße Haar, all das machte auf sie Eindruck, und seine kleinen witzigen Eingeständnisse deuteten auf einen Mann hin, dem man vertrauen konnte.
    Â»Aber zu guter Letzt haben Sie ihn eingestellt, nicht wahr?«
    Â»Ja.«
    Â»In welcher Funktion?«
    Â»Er war so eine Art Mädchen für alles. Über Kunst wusste er nicht viel, aber ich habe einen Assistenten, der – nein, das möchte ich lieber nicht ausführen.«
    Â»Ich fürchte, ich muss darauf bestehen, Mr Montignac.«
    Â»Nun, mein Assistent ist nicht immer so zuverlässig, wie ich es gern hätte. Pünktlichkeit und Professionalität sind bei ihm ein Problem. Ich dachte, nach einer gewissen Lehrzeit könnte der Angeklagte ihn ersetzen. Abgesehen davon hatte ich die noch etwas unausgegorene Idee, Mrs Conliffe die Eröffnung einer zweiten Galerie mit traditionelleren Werken vorzuschlagen und Gareth dort möglicherweise unterzubringen.«
    Â»Sie waren also bereit, ihm einiges an Möglichkeiten zu bieten.«
    Â»So könnte man es nennen.«
    Â»Kommen wir zu dem Abend des achtzehnten August. Da gingen Sie und der Angeklagte in ein Lokal namens Bullirag am Piccadilly Circus, um dort nach der Arbeit zu essen, ist das richtig?«
    Â»Ja.«
    Â»An diesem Abend hat