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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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würde sich entscheiden müssen, er, Montignac erhielte sein Geld und würde seine Schulden bei Nicholas Delfy begleichen.
    Und was mache ich danach , fragte er sich.

10
    Die Unschuldigen schliefen gut oder gar nicht; die Schuldigen wälzten sich schlaflos im Bett hin und her oder schliefen sofort ein.
    In seiner komfortablen Wohnung zog Alexander seinen Pyjama an und stellte seinen Wecker, um frühzeitig wach zu werden. Gewöhnlich stand er nicht vor elf oder zwölf Uhr auf, doch der nächste Tag würde dramatischer als die langweiligen Romane, die er gezwungen war zu rezensieren. Er stellte den Wecker auf acht Uhr, eine Zeit, die er schon seit Jahren nicht mehr im Wachzustand erlebt hatte, beschloss, sich nach dem Aufstehen ein herzhaftes Frühstück zu gönnen und so rechtzeitig im Old Bailey anzukommen, dass er noch einen guten Platz ergatterte, einen, von dem aus er alles sehen konnte, von den Bentleys jedoch nicht gesehen würde. Als er im Bett lag und die Augen schloss, fragte er sich, welche Rolle er in der ganzen Geschichte spielte. Er erinnerte sich an Gareths Geburtstagsfeier vor einigen Monaten. Da hatte er Gareth mit seinem ältesten Freund Owen Montignac bekannt gemacht, einem Mann, den er nie gänzlich verstanden hatte. Er kam zu dem Schluss, dass Gareths Schicksal im Grunde damals schon besiegelt worden war. Dann ging ihm noch durch den Sinn, dass es nicht schlecht wäre, darüber einen Roman zu schreiben. Die Geschichte des Prozesses von Gareth Bentley. Ihm fiel sogar schon ein Titel ein – Der Untergang der Familie Bentley  –, und er überlegte, ob er aufstehen und sich den Titel notieren sollte, sagte sich jedoch, dass er gerade sehr bequem lag und sich sicherlich auch noch am Morgen an den Titel erinnern würde.
    In einem elegant eingerichteten Haus in Highgate, mit Blick auf den Park, trank Richter Patrick Sharpwell seinen Becher Kakao aus und überprüfte noch einmal, ob die Unterlagen für den nächsten Tag in der richtigen Reihenfolge in seiner Aktentasche steckten. Er war sicher, dass er den Fall am Ende des nächsten Tages den Geschworenen übergeben konnte, und hoffte, bis dahin habe der junge Angeklagte ihnen genügend Anlass gegeben, ausführlich über seine Schuld oder Unschuld zu debattieren, ehe sie ihn zu guter Letzt schuldig sprachen. Immerhin musste es einleuchtend wirken, wenn er statt der Todesstrafe eine Gefängnisstrafe verhängte, falls Keaton ihm das Zeichen dazu gab. Obwohl er den Jungen ebenso leichten Herzens hängen ließe. Wie dem auch sei, bis zu seinem Urteilsspruch würde er geduldig warten.
    Nicholas Delfy war wie immer der Letzte, der die Unicorn Ballrooms verließ. Er stieg in seinen Rolls-Royce und ließ sich von seinem Chauffeur zu seiner großen Wohnung, mit Blick auf die Themse, fahren. Es war ein schöner, ertragreicher Abend gewesen, denn für sein Geschäft gab es nichts Besseres als einen Besuch des Königs. In den Zeiten, als dieser den Club noch als Prince of Wales besucht hatte, hatten die Leute noch Monate später am Eingang Warteschlangen gebildet, alle in der Hoffnung, der Thronfolger käme wieder und sie könnten ihm vorgestellt werden. Seitdem der Mann König war, war der Andrang nach seinen Besuchen sogar noch größer geworden, und solange er König blieb – vermutlich noch für ein paar Wochen –, würde sich daran auch nichts ändern.
    Mr Harkman, der Staatsanwalt im Fall Rex gegen Bentley, überflog die beiden Seiten, die seine Fragen für den nächsten Tag enthielten. Eine Seite war für Owen Montignac vorgesehen, der zweifellos versuchen würde, sich für seinen Freund und ehemaligen Angestellten einzusetzen; die andere war für Gareth Bentley gedacht. Bisher war der Fall relativ unkompliziert gewesen, denn die Indizien sprachen eindeutig gegen den Angeklagten. Voller Mitleid dachte Harkman an Roderick Bentley, einen alten, überaus geachteten Freund. Doch Gesetz war Gesetz, und persönliche Gefühle durften vor Gericht keine Rolle spielen. Das, was später mit Gareth Bentley geschehen würde – ein Schicksal, das unvermeidlich war –, läge in den Händen des Vorsitzenden Richters. Die Anklage konnte man dafür nicht verantwortlich machen.
    Nicht mehr als eine Meile von Harkman entfernt, stellte Sir Quentin Lawrence in seinem Haus seine Liste der Fragen zusammen. Er

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