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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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aber er ist wenigstens dabei, sich eine Zukunft zu erschaffen. Und was machst du? Du liegst den ganzen Tag im Bett herum, und damit hat es sich.«
    Â»Es ist zehn Uhr morgens!«, verteidigte sich Gareth. »Das ist noch lange kein ganzer Tag.«
    Â»Zehn Uhr an einem Mittwochmorgen«, belehrte Jane ihn. »Wenn es ein Wochenende wäre, könnte ich es ja vielleicht noch verstehen. Aber an einem Mittwoch? Dein Vater ist schon seit Stunden auf den Beinen, und dabei hat er heute nicht einmal einen Gerichtstag.«
    Gareth seufzte. Er hatte gewusst, dass dieses Gespräch irgendwann in der Woche auf ihn zukommen würde, aber nicht schon am Mittwoch.
    Â»Warum ist er denn dann aufgestanden?«, erkundigte er sich. »Warum ruht er sich nicht aus?«
    Â»Weil er sein Leben nicht verstreichen lässt, Gareth. Selbst wenn er einmal Zeit für sich hat, nutzt er sie, so gut er kann.«
    Â»Wie schön«, antwortete Gareth mürrisch. »Aber er und ich sind auch grundverschiedene Menschen. Vielleicht wäre es ihm lieber, Damien Tandy wäre sein Sohn.«
    Â»Bitte, benimm dich nicht wie ein schmollendes Kind«, erwiderte Jane gereizt, ehe sie in leichterem Plauderton ergänzte: »Apropos Damien. Eleanor hatte noch eine Neuigkeit. Damien wird heiraten.«
    Â»Heiraten?« Gareth brach in Gelächter aus und stellte den Becher auf den Nachttisch, um den Tee nicht zu verschütten. »Das kann nicht dein Ernst sein.«
    Â»Doch.« Jane runzelte die Stirn. »Weshalb sollte ich darüber Witze machen?«
    Â»Stimmt. Es hat mich nur – sehr überrascht, weiter nichts.«
    Â»Aber warum? Weil er begriffen hat, dass er kein Kind mehr ist und sesshaft werden möchte? Wenn man mich fragt, ist so etwas sehr bewundernswert.«
    Â»Darum geht es nicht«, sagte Gareth. »Ich habe nur nie gedacht, dass er zum Ehemann taugt.«
    Â»Damien Tandy? Aber er ist doch ein sehr gut aussehender junger Mann.«
    Gareth schnaubte. »O ja, der Ansicht waren alle.«
    Â»Ich weiß zwar nicht, was das heißen soll«, sagte Jane spitz, »aber wahrscheinlich will ich es auch nicht wissen. Ich sehe nur, dass er verlobt ist und heiraten wird und sich bereit macht, ein anständiges Leben zu führen. Wohingegen mein Sohn, mein eigener Sohn, rein gar nichts tut. Wenn sich eine meiner Freundinnen nach dir erkundigt, weiß ich nicht, was ich sagen soll. Ist dir nicht bewusst, wie peinlich das für mich ist, Gareth?«
    Â»Sag ihnen, ich wäre gestorben. Das macht die Sache leichter. Sag ihnen, es hätte einen Unfall gegeben – mit einer Straßenbahn – und Mr Bentley Junior sei leider vorzeitig verschieden.«
    Â»Wie kannst du so etwas sagen?«, rief Jane und konnte nicht fassen, wie leichtfertig junge Leute über ein solches Thema sprachen.
    Â»Entschuldige.«
    Â»Du sollst dich nicht entschuldigen, sondern zusehen, dass du dich in den Griff bekommst. Was glaubst du, wie lange ich dich noch herumlungern lasse? Es wird Zeit, dass du dir deinen Unterhalt verdienst. Ich habe schon einen Termin bei Ede & Ravenscort gemacht. Freitag findet deine erste Anprobe statt. Und ich will jetzt keine Klagen hören, verstanden?«
    Gareth hob eine Braue. »Meine erste Anprobe? Wofür wird denn Maß genommen? Für meinen Sarg?«
    Â»Für deine Perücke und die Robe. Nächsten Montag fängst du als Referendar in der Kanzlei deines Vaters an, und dann brauchst du diese Ausstattung fürs Gericht. Dein Vater wird Quentin Lawrence bitten, sich deiner anzunehmen. Du wirst die Vorbereitungen für seine Gerichtsauftritte übernehmen und ihn dorthin begleiten, um von ihm zu lernen. Später wirst du hoffentlich in der Lage sein, selbst Mandanten zu vertreten. Wenn du dich ordentlich ins Zeug legst, könntest du die Kanzlei sogar eines Tages leiten.«
    Gareth war sprachlos. Zwar hatte er gewusst, dass seine Eltern sich wünschten, er würde in die Kanzlei eintreten, aber dass es bereits einen Termin für die Anprobe seiner Gefängnisuniform gab, ging ihm eindeutig zu weit. Als Nächstes käme womöglich der Bürovorsteher seines Vaters ins Zimmer gestürzt und würde eine Fall-Akte schwenken.
    Â»Das scheint mir alles sehr unwahrscheinlich«, sagte er schließlich. »Und den Termin für die Anprobe schaffe ich mit Sicherheit nicht.«
    Â»Warum nicht?«, fragte Jane streng. »Ich hoffe, du

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