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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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einem Verteidiger noch einem Staatsanwalt oder seiner Ehefrau. »Und was macht dieser Montignac beruflich?«
    Â»Das weiß ich nicht.«
    Â»Das weißt du nicht?«
    Â»Jedenfalls nicht genau. Ich vermute, es hat etwas mit den Ländereien zu tun, die ihm gehören. Den Liegenschaften, die er überall in London besitzt. Er ist außerordentlich reich.«
    Roderick verzog das Gesicht und wusste nicht recht, wie er auf diese Neuigkeit reagieren sollte. Zum einen passte es ihm nicht, dass sein Sohn die Gelegenheit, in der Kanzlei arbeiten zu können, nicht beim Schopf ergriff. Zumal es fähigere Männer als Gareth gab, die sich für eine solche Stelle ein Bein ausreißen würden, von der Betreuung durch einen herausragenden Anwalt wie Sir Quentin Lawrence ganz zu schweigen. Er dachte an seine Liebe zur Justiz, die Laufbahn, die so erfolgreich gewesen war, und begriff nicht, warum ein Sohn von ihm nicht auf gleiche Weise empfand, sondern seine Zeit lieber vertrödelte. Im Alter von vierundzwanzig Jahren hatte er sich bereits einen Namen als Anwalt gemacht. Andererseits war Owen Montignac zweifellos ein Mann von hohem gesellschaftlichen Rang. Wenn er bereit war, Gareth eine Stelle anzubieten, wäre es vielleicht sogar das Beste. Sollte Gareth dabei versagen, würde es wenigstens nicht auf den Vater zurückfallen, so wie es in der Kanzlei der Fall wäre. Roderick stieß einen missmutigen Laut aus, fügte sich in das Unabwendbare und widmete sich wieder seinem Frühstück.
    Â»Ich wusste nicht einmal, dass er mit Montignac befreundet ist«, bemerkte er nach einer Weile, in der Jane aufgeatmet und sich gesagt hatte, für den Moment zumindest würde ihr Mann keine Einwände mehr erheben.
    Â»O doch«, log sie. »Die beiden kennen sich schon ewig. Sie sind ungefähr in einem Alter. Wahrscheinlich verkehren sie in denselben Kreisen.«
    Â»Du weißt, was ich von diesen Kreisen halte.«
    Â»Aber ja«, antwortete Jane geduldig, »das hast du mir mehrfach klargemacht.«
    Â»Weil ich mir um Gareth Sorgen machen«, verteidigte er sich. »Er gehört zu den Menschen, die in Schwierigkeiten geraten. Doch er verlässt sich darauf, dass ich ihn jedesmal herauspauke, das weißt du selbst.«
    Â»Er wird nicht in Schwierigkeiten geraten«, betonte Jane, die wie immer ihren Sohn verteidigte. »Es wird eine überaus angesehene Stelle sein und –«
    Â»Damals hatte er ein Heidenglück, dass er Harrow nicht verlassen musste. Wenn ich mich nicht –«
    Â»Roderick, bitte, das war vor acht Jahren«, warf Jane ein, die sich nur ungern an diesen schrecklichen Vorfall erinnerte und wünschte, jeder andere würde ihn vergessen. »Das kannst du ihm doch nicht für den Rest seines Lebens vorwerfen.«
    Roderick zog die Brauen zusammen. Zu diesem Thema hatte er noch einiges zu sagen, doch in diesem Augenblick kam Sophie in das Esszimmer, in den Händen ein kleines Silbertablett mit einem Brief. Roderick sah den Brief und wunderte sich darüber, denn die Morgenpost war schon geliefert worden.
    Â»Noch ein Brief?« Er nahm ihn vom Tablett und erkannte, dass es sich um etwas Dienstliches handelte.
    Â»Er ist gerade erst gekommen«, erklärte Sophie. »Ein Bote hat ihn abgegeben.«
    Â»Danke.« Roderick schickte das Hausmädchen hinaus und betrachtete den Umschlag. Schon aus Prinzip mochte er keine Briefe, die unerwartet kamen. Meistens brachten sie schlechte Nachrichten.
    Â»Was ist es denn?«, fragte Jane. Roderick griff nach einem sauberen Messer, schlitzte den Umschlag auf und entnahm ihm einen Bogen aus Pergament mit einem säuberlich getippten Text. Als er ihn gelesen hatte, stieß er einen gequälten Seufzer aus. »Um was geht es?«, hakte Jane ungeduldig nach, denn sie hasste es, im Dunkeln zu tappen.
    Â»Ein Brief aus dem Amt des Lordkanzlers«, antwortete Roderick. »Ich bin einer der drei Kronanwälte, die er in der nächsten Woche zu sich bittet, um eine überaus wichtige Angelegenheit zu diskutieren.«
    Jane dachte, wie hochtrabend , und musste ein Lachen unterdrücken. Roderick starrte sie an.
    Â»So steht es hier«, sagte er, ohne eine Miene zu verziehen. » Eine überaus wichtige Angelegenheit .«
    Â»Wie seltsam«, entgegnete sie. »Um was soll es denn da gehen?«
    Â»Ich kann es mir denken.« Roderick steckte den Brief wieder in den

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