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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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Umschlag.
    Â»Ach. Was ist es denn?«
    Â»Nicht wichtig«, antwortete er. »Vielleicht irre ich mich ja.«
    Â»Herrgott noch mal, Roderick, jetzt sag es doch schon.« Jane hasste es auch, hingehalten zu werden, erst recht, wenn es sich um etwas Ungewöhnliches handelte. Als ihr Mann das letzte Mal in den Amtssitz des Lordkanzlers bestellt worden war, hatte man ihm mitgeteilt, dass er zum Ritter geschlagen würde, und sie hätte gern gewusst, welcher Ehre er sich seither verdient gemacht hatte. »Wir haben doch keine Geheimnisse voreinander, oder?«
    Roderick hob die Schultern und dachte an die Vielzahl der Geheimnisse, die sie wahrscheinlich vor ihm verbarg und die er nicht einmal mit einer Lupe finden würde.
    Â»Es geht um etwas, mit dem ich in gewisser Weise gerechnet habe«, sagte er leise und schaute sich um, um sicherzugehen, dass weder Sophie noch Nell unbemerkt in den Raum geschlüpft waren. »Oder vielmehr, das ich befürchtet habe.«
    Â»Was hast du befürchtet?«
    Â»Ich vermute, der Premierminister hat den Lordkanzler gebeten, von den obersten Richtern erste Meinungen einzuholen.«
    Stirnrunzelnd versuchte Jane den Sinn seiner Worte zu ergründen. Ihr kam ein Gedanke. Sie neigte den Kopf zur Seite und überlegte, ob er zu ausgefallen war, um ihn zu erwähnen.
    Â»Es geht doch nicht um –« Konnte sie es überhaupt aussprechen, ohne dass er über sie lachte? »Es geht doch nicht um den König, oder?«
    Roderick deutete ein Nicken an. »Ich glaube, das könnte es sein.«
    Â»Den König und diese Frau? Diese Amerikanerin?«
    Roderick nickte nachdrücklich.
    Â»Aber das ist doch albern.« Jane lachte. »Daraus wird doch nie etwas. Das ist doch nur Londoner Tratsch und sonst gar nichts.«
    Â»Vielleicht«, sagte Roderick. »Aber aus Tratsch ist schon so manches Mal Wahrheit geworden.«
    Â»Nein, das kann ich nicht glauben«, erwiderte Jane. »So dumm ist der Mann nicht. Und der Premierminister will herausfinden, was ihr darüber denkt?«
    Â»Das nehme ich an. Es könnte sich um verfassungsmäßige Überlegungen und so weiter handeln.«
    Jane schüttelte den Kopf, als hätte sie etwas ganz und gar Absurdes gehört. »Das scheint mir eine enorme Zeitverschwendung. Drei erfahrene Mitglieder der Justiz sollen über etwas reden, das nie im Leben Wirklichkeit wird? Denn früher oder später wird man eine passende Ehefrau für ihn finden und über diese Person, diese Mrs Simpson oder wie sie heißt, wird kein Wort mehr verloren. Oder aber sie beginnt, sich zu langweilen, und kehrt zu ihrem Ehemann zurück.«
    Â»Ich glaube, sie hat vor, sich scheiden zu lassen.«
    Â»Gut, dann kehrt sie eben nach Amerika zurück. Sie kennt einfach kein Benehmen«, fügte Jane mit abfälligem Schnauben hinzu, stand auf, legte die Serviette ab und zeigte deutlich den Widerwillen eines Menschen, der sich durch seine Heirat gesellschaftlich verbessert hat, das gleiche Vorhaben anderen jedoch übel nimmt. »Für derartigen Unsinn fehlt mir die Zeit«, ergänzte sie. »Ich muss los und in der Stadt ein paar Einkäufe machen. Und zur Strafe für meine Sünden mich danach mit Eleanor treffen, die mir den ganzen Nachmittag lang erzählen wird, was für einen wundervollen Sohn sie hat und wie reizend die Schwiegertochter ist, die demnächst in ihre Familie aufgenommen wird.«
    Sie trat zu ihrem Mann und küsste ihn auf die Wange. Er legte einen Arm um ihre Taille, voller Dank für jede liebevolle Geste ihrerseits.
    Â»Mach dir um Gareth keine Gedanken«, sagte Jane. »Er trifft sich mit Mr Montignac, und alles wird gut.«
    Â»Hoffentlich«, erwiderte er. Sie küsste ihn erneut und verließ den Raum.
    Roderick blieb noch einen Moment sitzen, las den Brief noch einmal durch und hoffte inständig, seine Frau liege diesmal richtig und aus der Sache würde nichts werden. Das Letzte, was er sich wünschte, war, erneut öffentliches Interesse zu erregen und vor seiner Tür den nächsten Schwarm Presseleute vorzufinden. Das würden ihre Nachbarn ihnen nie verzeihen.

5
    Noch ehe er sie sah oder ihre Stimme hörte, spürte er ihre Gegenwart. Es war eine Fähigkeit, die er in den letzten zwanzig Jahren erworben hatte und gern wieder abgelegt hätte.
    Sonst waren nur noch zwei oder drei Personen unten, die sich umsahen, vor einem

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