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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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aufgrund meiner Empfehlung. Bleib lieber auf der Hut.«
    Gareth zog die Brauen zusammen. »Auf der Hut? Was willst du damit sagen?«
    Â»Nur, dass du jede neue Möglichkeit mit Bedacht in Angriff nehmen solltest«, erwiderte Alexander und redete sich ein, dass er deshalb vorhin auch gezaudert hatte. »Geh und sprich mit ihm. Hör dir an, was ihm vorschwebt, und dann überdenkst du die Sache. Schließlich hast du jahrelang Jura studiert, und da wäre es doch eine Torheit, einfach –«
    Â»Das sagt jeder«, fiel Gareth ein und war vor Ärger lauter geworden. »Aber weißt du, was ich von allem am meisten fürchte und was mich nachts nicht schlafen lässt? Das ist die Vorstellung, in fünf Jahren etwas zu tun, das ich nie tun wollte, und mit jemandem zusammen zu sein, mit dem ich nie zusammen sein wollte, nur weil ich zu große Angst hatte, zu dem Menschen zu werden, der ich tatsächlich bin. Wenn das geschieht und ich zu einem anderen werde –« Bei dem Gedanken schüttelte er langsam den Kopf. »Lieber sterbe ich.«
    Alexander nagte an seiner Unterlippe. Schließlich riet er: »Dann sei wenigstens vorsichtig, Gareth, und erwarte von Owen nicht zu viel.«
    Â»Ich werde mit ihm reden«, erwiderte Gareth. »Mein Eindruck war, dass er ein äußerst interessanter Mensch ist.«
    Â»Oh, das ist er ganz gewiss.«
    Â»Danke, Alexander.« Gareth stand auf. »Ich überlasse dich jetzt wieder deiner Lektüre.«
    Alexander stöhnte. »Muss das sein? Ich habe Angst, je weiter ich lese, desto größer wird die Gefahr, dass mir der Schädel platzt.«
    Gareth lachte, klopfte ihm auf die Schulter und kehrte zum Empfang zurück, um sich Hut und Mantel geben zu lassen. Alexander sah ihm nach und fragte sich, warum Owen Montignac einem ihm vollkommen fremden Menschen eine Stelle angeboten hatte. Es wollte so gar nicht zu ihm passen. Ehe er sich erneut der Seite hundertdreiundvierzig widmete, grübelte er noch eine Weile darüber nach. Zu guter Letzt sagte er sich, dass, anders als in den Romanen, die er mit großem Zeitaufwand lesen und rezensieren musste, alles gut ausgehen würde und es für ihn nicht den geringsten Grund zur Sorge gab.

9
    Â»Fang schon mal an«, sagte Montignac zu Jason Parsons, der zum Abhängen der Bilder offenbar nach einer helfenden Hand verlangte. »Dafür wirst du schließlich bezahlt.«
    Â»Dazu braucht man zwei Leute«, wandte Jason ein. »Einige der Bilder sind für einen allein zu schwer.«
    Montignac seufzte und rieb sich die Schläfen. »Dann beginn mit den kleineren. In ein paar Minuten bin ich bei dir.«
    Jason sah ihn übellaunig an und wollte widersprechen, doch dazu fehlte ihm der Mut. Leise murrend stieg er die Treppe hinunter.
    Â»Dann gehe ich wohl besser«, sagte Stella, die während des Wortwechsels der beiden Männer aus dem Fenster auf die Straße geschaut und an die Spannung gedacht hatte, die zwischen ihr und ihrem Cousin entstanden war, obwohl sie gehofft hatte, dazu würde es nie kommen. »Ich sehe ja, wie beschäftigt du bist.«
    Â»Das schon, aber es ist kein Problem«, entgegnete Montignac. Nach einem Moment fügte er in neutralem Tonfall hinzu: »Das mit gestern Abend tut mir leid.«
    Stella studierte seine Miene, um zu sehen, ob er es aufrichtig meinte. »Wenn du Raymond wenigstens eine Chance geben würdest, dann wäre –«
    Montignac ließ sie nicht ausreden. »Wenn es dich glücklich macht, werde ich es versuchen. Obwohl ich nicht glaube, dass ich ihn des Öfteren sehen werde.«
    Â»Warum nicht?«
    Â»Weil ich die meiste Zeit in London bin und arbeite. Wohingegen du unten in Leyville sein wirst. Und dass Raymond und ich uns demnächst in der Stadt treffen und zusammen ins Theater gehen, kann ich mir nicht denken.«
    Â»Du willst doch deine Besuche in Leyville nicht plötzlich einstellen«, sagte Stella. »Es ist auch dein Zuhause.«
    Â»Ach ja?«
    Â»Du weißt, dass es so ist. Also wirklich, Owen, haben wir nicht immer dafür gesorgt, dass du dich dort willkommen fühlst?«
    Montignac starrte sie an und konnte kaum fassen, wie taktlos sie war. Dabei schien sie mit großem Geschick zu vergessen, dass das Haus von Rechts wegen nicht an ihren, sondern an seinen Vater gegangen wäre und danach an ihn. Immerhin war sein Vater Henry der ältere der beiden

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