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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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geworden.«
    Â»Ich wusste nicht, dass ihr euch so gut kennt. Ich dachte, er wäre nur einer deiner Bekannten.«
    Â»Nein, aber dazu muss man sagen, dass niemand ihn richtig gut kennt«, erklärte Alexander. »Er war schon früher so was wie ein Buch mit sieben Siegeln. Ich weiß noch, wie er in den ersten Jahren in der Schule gnadenlos gehänselt wurde. Es ging um seinen Akzent.«
    Â»Was für ein Akzent?«, erkundigte sich Gareth. »Mir ist keiner aufgefallen.«
    Â»Weil er gelernt hat, akzentfrei zu sprechen. Von Geburt ist er Franzose. Wenn ich mich nicht irre, hat er die ersten Jahre seines Lebens in Frankreich verbracht. Ich glaube, als er fünf oder sechs war, hat sein Onkel ihn nach England geholt, nach dem Tod von Owens Eltern. Als er an die Schule kam, hatte er noch immer einen kleinen französischen Zungenschlag. Darüber haben die anderen Schüler sich unentwegt lustig gemacht, ihm Spitznamen gegeben und so weiter. Soviel ich weiß, ist es ein oder zwei Mal auch zu Prügeleien gekommen.« Alexander dachte zurück und übersprang im Geist die Zwischenfälle, bei denen er sich selbst nicht ganz einwandfrei verhalten hatte. »Nach einer Weile sind diese Quälereien Owen gegen den Strich gegangen und es kam – zu einer Art Vorfall. Danach hat es aufgehört.«
    Â»Was meinst du mit ›Vorfall‹?«
    Alexander wollte schon antworten, überlegte es sich jedoch wieder anders. Er fand es unschön, hinter dem Rücken eines Menschen über ihn zu reden, und wenn, dann sicherlich nicht über seinen besten Freund Owen Montignac, denn der war unberechenbar und neigte zu Wutanfällen, vor denen Alexander sich bereits in ihrer Schulzeit gefürchtet hatte.
    Â»Ach, es ging nur um einen Jungen, der es mit den Spitznamen eine Spur zu weit getrieben hatte«, sagte er ausweichend. »Doch mit einem Mal hat Owen Rot gesehen. Natürlich ist das schon lange her, aber es kam zu einer – Auseinandersetzung. Hat einiges an Aufsehen erregt. Aber der gute Peter Montignac hat dafür gesorgt, dass sein Neffe in Eton bleiben konnte.«
    Gareth legte die Stirn in Falten. Die Geschichte rief Erinnerungen an sein Missgeschick in Harrow wach, eine Episode, die sein Leben jahrelang getrübt hatte.
    Â»Meine Güte, jetzt schau doch nicht so«, sagte Alexander und versuchte, das Ganze mit einem Lachen abzutun. »Das war vor fünfzehn Jahren. Damals waren wir noch Kinder. Owen ist ein großartiger Mensch. Es ist gut, ihn zum Freund zu haben.«
    Â»Er hat mir seine Visitenkarte gegeben«, berichtete Gareth. »Darauf stand irgendetwas von einer Kunstgalerie. Obwohl meine Mutter sagt, die Montignacs hätten mit Land zu tun.«
    Â»Das galt für Owens Onkel. Und für seinen Großvater. Wahrscheinlich auch für seinen Vater, ehe er weggeschickt wurde. Aber soweit ich weiß, hat Owen damit nichts zu tun. Sicher, mit so etwas hat er vermutlich gerechnet, aber du hast ihn ja gestern Abend gehört. Der alte Knabe hat alles Stella hinterlassen.«
    Â»Seiner Cousine, richtig?«
    Â»Richtig. Ein wunderbares Mädchen. Ich sollte dich ihr irgendwann einmal vorstellen.«
    Gareth zuckte die Schultern und wirkte desinteressiert. »Der Punkt ist, dass wir uns auf der Fahrt nach Hause unterhalten haben, auch über meinen – Unwillen, in die Kanzlei meines Vaters einzusteigen. Montignac hat angedeutet, er könnte vielleicht eine Stelle für mich haben.«
    Â»Ach was? Etwa in der Galerie?«
    Â»Er ist nicht ins Detail gegangen. Er hat nur gesagt, ich solle irgendwann bei ihm vorbeikommen, er hätte vielleicht ein, zwei Ideen.«
    Alexander sann darüber nach und entschied, dass es eigentlich recht harmlos klang. »Na, das ist doch fabelhaft«, sagte er. »Wenn du mich fragst, solltest du das Angebot annehmen. Ich sagte ja schon, dass er ein großartiger Mensch ist. Und mein bester Freund.« Als engsten Freund mochte er ihn nicht bezeichnen, bezweifelte jedoch, dass es überhaupt jemanden gab, der Owen Montignac emotional sehr nahestand.
    Â»Gut«, sagte Gareth zufrieden, denn er hatte das gehört, was er hören wollte, »dann geht das also in Ordnung. Ich wollte mich ja auch nur nach ihm erkundigen, ehe ich mein Schicksal in seine Hände lege.«
    Â»An deiner Stelle würde ich nicht zu viel in seine Hände legen«, warnte Alexander. »Jedenfalls nicht

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